SchwittCD - Bernhard Loibner
Das Klangmaterial, das die Grundlage zu dieser CD ist, wurde von teilnehmenden KünstlerInnen an verschiedensten geographischen Orten und Zeitpunkten, unter unterschiedlichsten Bedingungen und zum Transport über Medien, die sich in ihrem inhärenten Charakter stark unterscheiden konzipiert. Manche der Beiträge waren als Live- Performance vor Publikum angelegt, andere als privater Webcast zu Übertragung über niedrige Bandbreite, ein Beitrag kam über Telefon, einige andere als Snail Mail. Die Vielschichtigkeit der Arbeiten von Kurt Schwitters, der es virtuos verstanden hat zwischen verschiedenen Medien zu pendeln, spiegelte sich so in SCHWITTRADIO wieder.
Zudem haben die oft stark differierenden künstlerischen Hintergründe der Teilnehmer und deren jeweils gänzlich individuellen Annäherungen an das Phänomen "Ursonate" eine faszinierende Vielfalt klanglicher Manifestationen entstehen lassen. Während manche der Stücke sehr unmittelbar an das Leitmotiv anknüpfen, ist der Link bei anderen sehr abstrakt gehalten.
Im Laufe des zwölfstündigen Life-Cycles von SCHWITTRADIO hat sich ein temporäres, hybrides Netzwerk aus diesen Sounds geformt, das sich dem Rezipienten, je nach Aufenthaltsort und -zeit (ob rein virtuell oder physisch an einem der Entstehungsorte anwesend) in denkbar unterschiedlichster Weise dargestellt hat. Aufgrund dieser flüchtigen Form der globalen "Ursonate", die je nach Betrachtungsort und -zeit ihre Form verändert hat, schien es mir nahezu unmöglich ein Abbild dieses komplexen, ineinander verschränkten Geschehens auf dem index-sequentiellen Medium einer CD zu dokumentieren.
Auf der anderen Seite war es aber auch nicht möglich, während der zwölf Stunden der Vielfalt des Geschehens in seiner Gesamtheit zu folgen bzw. einen Überblick über die vielen zeitlich simultan verlaufenden Streams und Threads zu behalten. So ist dann auch der Gedanke hinter dieser CD weniger die Dokumentation eines Events, sondern eine Verdichtung des im Laufe von SCHWITTRADIO entstandenen Materials zu einer kollektiven Komposition von 74 Minuten Länge. Die Herausforderung für mich bestand darin, aus dem umfangreichen Pool an Sounds Teile herauszugreifen, zu einem stringenten Ganzen zu verbinden und trotzdem dem hybriden Charakter des Projektes gerecht zu bleiben.
Ich hoffe, das ist mit der vorliegenden CD gelungen.
SCHWITTRADIO
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