Über die Via San Giusto stieg ich zur Piazza della Cattedtrale hoch. Österreichische Touristen standen neben einem bunten Reisebus und verfolgten mit geringer Aufmerksamkeit die Erläuterungen ihres Führers. Der über den byzantinischen Einfluß sprach.

Wie absichtsslos schnarrte er seine eingeübten Satzfolgen, fügte Wörter im breiten, diphthonggeilen Dialekt der südlichen Landesteile ein. Als ich ihn eine geometrische Form mit der Kürbisgestalt vergleichen hörte, verließ ich die Gruppe und kaufte Dosenbier am Kiosk an der Mauer.

Vom Westende der Piazza sah ich über Häuserdächer auf einen Teil des Hafens. Erkannte im diffusen Halblicht den Molo die Bersaglieri und die Stazione Marittima. Wo ich (wann genau?) angekommen war.

Nach einer Schiffsreise, die ich an welchem Ort begonnen hatte? Ein gutes Gedächtnis ist bloß der Mangel an Fantasie...

Hinter Häusern und Bäumen zu meiner Rechten lag der Borgo Teresiano. Geplant unter der gebärfreudigen Kaiserin und gebaut nach ihrem Tod. (Kann ein Bezirk gebaut werden? Die Sprache, in der ich denke, ist wie ein schleimiger Faden, der nicht hält...)

Oktoberwolken drücken die Sonnenuhr an der Hauswand in die Bedeutungslosigkeit. Die Inschrift nennt Tag und Stunde, zu denen das Trentino und Triest von italienischen Soldaten eingenommen wurden. Den Nachfahren der gebärfreudengen Kaiserin entrissen.