Mit ABSOLUT HOMER wurde 1992 ein Unternehmen ins Leben gerufen, das wahrscheinlich das gewaltigste Stück Concept-Art auf literarischem Gebiet darstellt. Die Literaturfabrik ABSOLUT, die ihren Sitz im Forum Stadtpark Graz hat, zog mit 22 Autoren aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn und Japan den Auftrag an Land, die Odyssee, den Beginn der Autorenliteratur, an deren mutmaßlichem Ende ein weiteres Mal zu schreiben.

Ausgehend von der These der Wiener Ethnologin Christine Pellech, die Odyssee sei der Reflex einer phönizischen Weltumsegelung, suchen Walter Grond, Elfriede Czurda, Ferdinand Schmatz, Deszö Tandori, Julian Schutting, Yoko Tawada, Patrick Deville, Ingram Hartinger, Sabine Scholl, Kurt Neumann, Hans Jürgen Heinrichs, Ludwig Fels, Lucas Cejpek, Josef Winkler, Helga Glantschnig, Jürgen Ritte, Jean Pierre Lefebvre, Günther Freitag, Angela Krauß, Ilma Rakusa und Paul Wühr die Stationen der Odyssee zwischen Sinai und den Lofoten, den Niagarafällen und Feuerland, Australien, Indien und Arabien neu auf.

Aber ABSOLUT HOMER ist mehr als die Paraphrase eines von Homer bis Joyce klassisch gewordenen Textes. Es ist auch ein absolut zeitgemäßes Stück Reiseliteratur, das das Literatur- und Urlaubsland Österreich mit Joyce zum verbotenen Territorium erklärt. ABSOLUT HOMER sichtet die Trümmer und Scherben des Museums Europa in der Welt und erzeugt auf diese Weise ein weitverzweigtes, zum aktiven Lesen einladendes Netz von Korrespondenzen und Überlagerungen.

ABSOLUT HOMER erkundet damit auch die Idee der Autorschaft unter den Bedingungen zeitgenössischer Literaturproduktion und entdeckt den Autor als Unternehmer, Manager, Archivar, Sekretär und Auftragsempfänger, kurzum: als GROND - als Sammlung, Batterie, Aggregat, wie die gleichnamige Beuys'sche Büro-Installation.

Dem Erzähler des Telemachteils ist ein womöglich bezeichnender Irrtum unterlaufen: Die Postkarte mit dem Ratschlag, Österreich zu meiden, hat Joyce seinem Bruder Stan nicht 1916, sondern im August 1934 geschrieben.