Sonntag, 4. November 2012, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST




Kunstradio Classics 2 – Aus dem Archiv 2012 - Teil 15:

1) „Always nice to be recognised“ von Nerve Theory (Bernhard Loibner & Tom Sherman)

2) “Violin music in the age of shopping” von Jon Rose

selected by Isabella Bordoni


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Isabella Bordoni ist Schauspielerin, Lyrikerin und Theatermacherin. In der Theaterarbeit mit dem Kunstverein und Verlag „Giardini Pensili“ in Rimini betreibt sie eine „Grundlagenfoschung des Wortes“. 1962 in Rimini geboren, gab es seit 1985 zahlreiche Aufführungen ihrer Arbeit in Theaterstücken, Konzerten, Hörspielen und Radioarbeiten. Bordoni war maßgeblich am Radio-und-TV-Netzwerk-Projekt Realtime beteiligt, das 1993 vom Kunstradio, dem Verein Transit und zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern an drei Veranstaltungsorten zeitgleich durchgeführt wurde. Gemeinsam mit ihrem langjährigen künstlerischen Partner Roberto Paci Dalò und dem „Teatro dell’Ascolto“, dem Hörtheater, von Giardini Pensili, realisierte sie unter anderem die Live-Radio-Produktion „Lost Memories“.
 
Isabella Bordoni hat sich für die heutige Sendung unter anderem das Stück „Always nice to be recognised“ von Nerve Theory (Bernhard Loibner & Tom Sherman) gewünscht, in dem es um den Schutz der Privatsphäre im postmodernen Informationszeitalter geht. Durch die Benützung elektronischer Kommunikationssysteme, also etwa Bankomatkarten oder Mobiltelefone, geben wir bekanntlich eine Vielzahl an Daten über uns preis. Unter dem Deckmantel der öffentlichen Sicherheit wurden Kontrollsysteme eingeführt und Bürgerrechte aufgeweicht. „Always nice to be recognised“ von Nerve Theory, also Bernhard Loibner und Tom Sherman, entstand 2004. Die behandelte Problematik ist immer noch aktuell.
 
„Meiner Wahrnehmung nach drängt diese Radiokomposition in das Gegenwärtige, indem sie die gegenwärtige Zeit in sich trägt – vergleichbar mit einer Art ‚Mondlandung‘ zwischen realem Leben und Science Fiction. Die Körnung der Stimme des Sprechers, sein Tonfall, der Klang und der Raum rundum, all das konstruiert eine eigene Welt. Diese Elemente werden meta-reflexive Elemente, die eine Reflektion des Lebens und des Körpers in Bezug auf deren Biopolitik ermöglichen, ja gar selbst dieser Körper zu ‚sein‘. Besonders die Eröffnung des Stückes finde ich faszinierend.“ (Isabella Bordoni)
 
Das zweite Stück, das Isabella Bordoni ausgewählt hat, ist „Violin music in the age of shopping“ von Jon Rose. 1951 in England geboren, komponiert, spielt und experimentiert der Improvisationskünstler Jon Rose seit den 1970er Jahren – wobei seine ganze Aufmerksamkeit einem einzigen Instrument, der Violine, gilt. Im Rahmen seines langjährigen Projekts „The relative violin“ entwickelt er eine totale Kunstform um dieses Instrument, er baut und entwickelt neue Formen des Streichinstruments und untersucht die Violine in unterschiedlichen künstlerischen Zusammenhängen. 2004 erhielt der den renommierten Karl-Scuka-Preis für Radiokunst.
 
„Jon Rose ist ein wahrer Pionier und ein brillanter Künstler. Er ist originell, sarkastisch, virtuos, unehrerbietig – und die Live-Radio-Performance ‚Violin music in the age of shopping‘ beinhaltet all diese seine Eigenschaften. Jon Rose spielt mit dem Paradoxen und der Verhöhnung wie sonst kaum jemand.“ (Isabella Bordoni)
 

„Violin music in the age of shopping“ ist eine Satire auf die Konsumwelt und wurde dementsprechend in einem Shoppingcenter live aufgeführt und im Radio übertragen. Nach Großstädten wie Sydney, Tokyo, New York, Toronto, Moskau und Berlin, fand „Violin music in the age of shopping“ am 18. Mai 1995 in der Shoppingcity City Süd in Vösendorf im Süden von Wien statt. Unterstützt wurde Jon Rose von anderen Künstlern, einem Chor, Schauspielern und zwanzig Geigenschülerinnen. Der Radio-Performance zugrunde liegt die Prophezeiung des fiktiven Wissenschaftlers Dr. Johannes Rosenberg. Auf den Kommunismus und den Kapitalismus, so Rosenberg, folgt das Zeitalter des Einkaufens, das sich durch eine Technik-Besessenheit auszeichnet. Die zeitgenössische Musik und Kunst nimmt überhand, Inhalte werden austauschbar und die Welt von aussagelosen Kopien und Fälschungen überschwemmt.
Hören Sie nun einen längeren Auszug aus dem Mitschnitt von „Violin music in the age of shopping“, einer on air on site Performance in der SCS 1995.



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