KUNSTRADIO


VIOLIN MUSIC IN THE AGE OF SHOPPING

Eine Live-Radio-Performance als High-Tech-Sound-Event

Live im KUNSTRADIO und in der Shopping City Süd


von Jon Rose
Violine/Konzept/Idee: Jon Rose
Stimme: Shelley Hirsch
Drums/Percussion: Chris Cutler
Turntables/Sampling/Gitarre: Otomo Yoshihide
Percussion/Live Electronics: Josef Klammer

Unter Beteiligung von: Ensemble D`Accord (Chor der Stadtinitiative Wien unter der Leitung von Martin Baatz), Silvia Vas (Acteurin), Holgar Gotha (Acteur), Ferdinand Stahl (Videoinstallation), Gerhard Wieser (Ton), Florian Radon (Licht), sowie 20 GeigenschülerInnen.


Ing.Gerhard Wieser, Gerhard Wald


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http://www.kunstradio.at/1995A/MP3/18_05_95.mp3

A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"
Happy Shopping" als epochales, quasi relgiös-ideologisches Ritual des gegenwärtigen Jahrhunderts war zentrales Thema dieser Radio-Live-Performance, die Jon Rose gemeinsam mit internationalen und österreichischen KünstlerInnen in der Shopping City Süd und im KUNSTRADIO präsentierte.

Der britisch-australische Geiger Jon Rose, oft als "Paganini der Neuen Musik" zitiert, führte VIOLIN IN THE AGE OF SHOPPING bereits in mehreren Großstädten (u.a. Sydney, Perth, Tokyo, New York, Zürich, Toronto, Saarbrücken, Moskau und Berlin) auf. 1994 wurde eine Innsbrucker Version im Shoppingcenter DEZ aufgeführt.

Wie bereits in früheren Live-Projekten von Jon Rose (z.B. "Eine Violine für Valentin") lag auch dieser Radio-Live-Performance eine fiktive Geschichte zugrunde, die als Satire auf eine artifizielle Kunst-und Konsumwelt verstanden werden kann.

In seinem Buch "THE PINK VIOLIN" sagt der Wissenschaftler Dr. Johannes Rosenberg voraus, daß nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und dem Niedergang des Kapitalismus nun das Zeitalter des Einkaufens anbricht. Phänomene des Zeitalters der Kulturindustrie sind - so Dr. Rosenberg, "die Besessenheit von der Technik und infolgedessen das Anwachsen einer zeitgenössischen Musik-und Kunstwelt ohne kreative Inhalte und Aussagen. Inhalte werden austauschbar, eine schier unübersehbare Scheinwelt von Kopien und Fälschungen kündigt sich an". In einem Supermarkt entdeckt Dr. Rosenberg Waren unterschiedlicher Labels, aber identer Inhalte: das Ende eines digitalen Traums.

Geschichte und Geschichten, Kontexte und Funktionen aller Art, Bilder und Bedeutungsinhalte verkommen zum Sonderangebot.

Die akustische Gestaltung dieses Live-Events orientierte sich demzufolge an jener zur Kauflust motivierenden musikalischen Berieselung, die bezeichnend ist für den Ort des Geschehens: leichte "Kaufhausmusik" wird de-und rekonstruiert. Elektroakustische Bearbeitung, interaktiv gesteuerte Computersysteme, Sampling, Improvisation und Neukompositionen, MIDI-Schlagzeuge und eine MIDI-Violine, sowie neue Texte verändern die "Supermarkt-Hits" auf professionelle und originelle Weise.

In den Tempeln und Kathedralen des Konsums, in denen die Gesellschaft des 20.Jahrhunderts ihre neuen Ikonen und Götzen anbetet, suggerieren uns - wie die Performance von Jon Rose zeigt - Akteure, die die Rolle von Priestern einnehmen, die neuesten Bedürfnisse. Background-Choräle geben ihr Bestes, um die Stimmung sakraler Hochämter noch zu verstärken.




1995 Calendar 1