SONNTAG, 14. Jänner 2007, 23:05. - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST



 

Wiencouver 1906

eine Long-Distance-Live-Performance von Anna Friz, Glenn Gear und Absolute Value of Noise (in Vancouver) und Volkmar Klien (in Wien)
LIVE

Dokumentation comming soon.

Technik: Gerhard Wieser
Livecam: Klaus Taschler

anlässlich von:

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Wien:

Vancouver:


Die zwischen Vancouver, Kanada und Wien live stattfindende Radioperformance bildet den Auftakt zu einem Kunstradio-Schwerpunkt zu „100 Jahre Radio: Die Wiederkehr der drahtlosen Fantasie“. Kunstradios diesjährige Art’s Birthday-Party sowie ein zweitägiges Symposium im Radiokulturhaus in Wien mit internationalen MedientheoretikerInnen, RadiomacherInnen und RadiokünstlerInnen stehen ebenfalls unter diesem Motto.

„Wiencouver 1906 ist ein radiophones Treffen über den Wellen des Atlantiks, irgendwo zwischen Wien und Vancouver. Eine transkontinentale Sendung, die sich den Klängen der Vor- und Frühzeit kabelloser Kommunkation widmet.

Was genau passiert in?

Vancouver:
Inspiriert von der Geschichte von der Übertragung der Stimme Reginald Fessendens im Radio und den „Geheimnissen“ der Strahlung, haben sich Anna Friz, Glenn Gear und Absolute Value of Noise mit Belangen wie „unsichtbare“ Klänge beschäftigt, mit versteckten Stimmen, den frühen Tagen der Radiokommunikation (vor allem am Atlantischen Ozean von 1900 bis 1907) und dem Senden im Mikrobereich mittels leistungsschwachen (Mini)Transmittern an Performance- und Ausstellungsorten.
In Anlehnung an die Geschichten über Geisterschiffe und den Mythen aus der Frühzeit des Radios, die besagen, dass tote Seefahrer mittels Kurzwelle angerufen werden könnten, beschwört die Performance der drei KünstlerInnen eine ätherische Welt voll von fernen Stimmen, dem Rauschen des Meeres und atmosphärischen Störungen.

Absolute Value of Noise spielt mit VLF-Empängern (very low frequency), um die Strahlung von Transmittern, Mobiltelefonen, verschiedenen schnurlosen Geräten und elektronischem Equipment in hörbare Klänge zu transformieren. Für die Performance verwendet er, wie zuletzt in der Live-Radioperformance für Kunstradio im November letzten Jahres, große kreisförmige Antennen, um ungewöhnliche Geräusche aus dem leistungsschwachen Sendeequipment der beiden anderen PerformerInnen (Radio und TV) zu holen.

Anna Friz nimmt den allzu menschlichen Wunsch nach Kontakt zum Abgelegenen, Entfernten, der sich in der Idee von „unhörbaren“ Übertragungen (von Lebenden wie Toten) manifestiert, unter die Lupe. Sie arbeitet dabei mit extrem leistungsschwachen Übertragungen von Stimmen und Atem, beispielsweise anhand von Babyphones, Walkie Talkies und Schnurlostelefonen, und mischt diese mit Marinecodes, Streustörungen und Aufnahmen vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Glenn Gear arbeitet mit Video und dazugehöriger Software, um dynamische visuelle Montagen zu erzeugen. Die Bilder für dieses Projekt richten das Augenmerk auf das Meer, die Seefahrt und frühe Radioübertragung und -kommunikation. In der Performance verwendet Gear „vergilbte“, flüchtige Videobilder, und untersucht dabei das Signal und die Videostörungen, die durch die Ausstrahlung wie durch unabhängige Übertragungen (Geister und Echos aus dem audio-visuellen Äther) verursacht und hervorgerufen werden.

Wien:
Volkmar Klien wiederum widmet sich in seinem Beitrag den Klängen einiger Methoden der Verteilung (Dissemination) von Information vor der Erfindung der Funkverbindung. Die Turmuhr mit ihren Glockenschlägen war wohl eines der wichtigsten Informationsmedien dieser Zeit. Der Sendebereich dieser automatisierten Informationsausstrahlung beschränkte sich jedoch auf deren
unmittelbaren Hörbereich, der wiederum durch Faktoren wie Turm- und Glockengrößen seine natürlichen Grenzen fand.
Um den Transport dieser Informationen über größere Distanzen zu ermöglichen, wurden Chronometer geschaffen, die, einmal abgeglichen mit der Referenzzeit, diese dem Reisenden zu konservieren vermochten. Ähnlich die frühen Musikautomaten: Nicht der Klang selbst wurde aufgezeichnet und vermittelt, sondern Parameter zu dessen mechanischen Reproduktion, zur Klangerzeugung vor Ort. Aufnahmen des Künstlers im Uhrenmuseum und im Technischen Museum in Wien bilden die Grundlage für seine akustisch-historische Forschungsreise für „Wiencouver 1906“

„Wiencouver 1906“ ist ein Projekt der „Wiencouver“-Reihe, eine Serie virtueller Zusammentreffen an einem imaginierten Ort, irgendwo zwischen den beiden real-geografischen Städten Wien und Vancouver, der durch den künstlerischen Austausch, der im Äther passiert, entsteht.Ursprünglich bezeichnete Wiencouver eine Serie von Telekommunikationsprojekten in den frühen 80er Jahren, der Pionierzeit dieser Art von Kunst. 1999 wurde anlässlich der Art’s Birthday Feiern die Wiencouver-Idee wieder ins Leben gerufen, seither werden in mehr oder weniger regelmäßiger Folge Telekommunikationsprojekte unter diesem Label realisiert. Die Trägerorganisationen sind dabei die Western Front Society in Vancouver und das Ö1 Kunstradio in Wien.

Ein Wiencouver-Projekt 2007 – produziert von The Western Front Society, Vancouver und Ö1 Kunstradio, Wien.

Dank an:
Wiener Uhren Museum:
Maria Goiser

Technisches Museum:
Peter Donhauser
Ingrid Prucha


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