9. Oktober 1997

KUNSTRADIO


EMBEDDED SYSTEMS

Eine Radio-Live-Sendung der ALIEN PRODUCTIONS
Andrea Sodomka, Martin Breindl, Norbert Math


AUCH IM INTERNET


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Können technische Geräte miteinander kommunizieren und agieren? Können wir als menschliche/natürliche Intelligenzen mit technisch/künstlichen Intelligenzen in eine Art und Weise in Beziehung treten, sodaß wir ihnen gleichgestellt sind?

Das intermediale Projekt Embedded Systems von A. Sodomka, M. Breindl und N. Math ist die Inszenierung einer Situation, die fiktiv und real zugleich erscheint.

Die "Kulisse" von Embedded Systems ist eine "bürgerliche", technologisch gut ausgestattete Wohnung, die dem Publikum den Eindruck vermittelt, die BewohnerInnen wären nur kurz weggegangen. In dieser als Realfiktion erkennbaren Szenerie spielen die Haushaltsgeräte (Waschmaschine, Fernsehapparat, u.s.w.) eine zentrale Rolle. Denn beinahe alle modernen Geräte - so die Autoren - angefangen vom Telefon, Fax und Radiowecker bis zur Gegensprechanlage und zum Lichtschalter sind mittlerweile mit Computerprints ausgestattet. Embedded Systems (eingebettete Anwendungen) sind Programme, die Funktionsabläufe von Geräten steuern. Alle diese Geräte stellen als künstliche Einzelintelligenzen Teile eines Systems dar, innerhalb dessen sie kommunikativ interagieren. Internet-UserInen, die sich in dieses System einklinken, sind den (technischen) Einzelintelligenzen gegenüber gleichgeordnet, d.h. sie bewirken in ihrem Agieren im Netz nicht mehr und nicht weniger als eine darin verknüpfte Waschmaschine oder der TV-Apparat.

Die verschiedenen Haushaltsgeräte sind mit Embedded Systems (Relais, die für die Aktionen der Geräte zuständig sind) versehen und über Steuerleitungen mit einem Terminal verbunden (Steuercomputer mit mit Schalt-Interface-Karte). Ein Programmablauf triggert die Relais und löst bei den Geräten Prozesse aus, die mit ihren eigentlichen Funktionen in keiner Verbindung stehen. Diese Interaktionsprozesse der Geräte lassen den Eindruck einer kommunikativen Vernetzung entstehen. Das Steuerprogramm ist dabei variabel. Das Kommunikationsverhalten der Geräte kann deshalb "real" inszeniert werden, es entsteht keine Ablaufpattern: Die virtuelle Maschine - so die Autoren - wird Realität. Kunstradio-HörerInnen werden OhrenzeugInnen dieser Ereignisse, die zeigen, wie Gegenstände, die wir im Alltag als rein funktionell begreifen, als intelligente Wesen interaktive Handlungen setzen können.

Für Internet-UserInnen: Der Steuercomputer dieses Systems ist über eine Standleitung mit einem WWW-Server on line verbunden. Dort ist eine Homepage implementiert, die schematisch das reale Setting widerspiegelt und mit vielen Java-Applets gespickt ist. Über diese Applets kann jede/r UserIn auf der Welt die Aktionen in der Wohnung beeinflussen. Die Geschehnisse am realen Ort werden von einer Überwachungskamera registriert und auf die Homepage übertragen, sodaß die UserInnen (wenn auch zeitverzögert) über ein Cuiseeme-Window in eine Feedbackschleife ihrer Handlungen geraten.



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