Die drei neuen Arbeiten der Künstlerin Ines Lechleitner, die im heutigen Kunstradio gespielt werden, sind in Zusammenarbeit mit jeweils einer anderen Künstlerin
beziehungsweise Wissenschaftlerin entstanden. Diese Tendenz zur dialogischen Kooperation ist wohl auf Lechleitners interdisziplinären künstlerischen Ansatz zurückzuführen. In Ihren Installationen, Performances und Kunstbüchern greift sie nicht nur auf Medien wie Sound, Film, Fotografie und Zeichnungen zurück, sondern auch aufs Kochen und auf Geruch; sie arbeitet mit der Wahrnehmung verschiedener Sinne und mit Möglichkeiten ihrer Zusammenführung.
Tracing Dystopian Dialogues, 2018
Die Klangkomposition ‚Tracing Dystopian Dialogues‘ ist eine Kollaboration zwischen der
Künstlerin Ines Lechleitner und der Kuratorin Tuçe Erel. Als Ausgangsmaterial dienen
Interviews zum Thema Dystopie und Utopie, welche die beiden im Juni 2018 in Istanbul
aufgenommen haben. Während der Interviews zeichnete Lechleitner, die nicht türkisch spricht,
zu jeder Stimme einen eigenen Farbcode für die Notation.

Basierend auf den türkischen
Aufnahmen gestalten Lechleitner und Erel gemeinsam eine Klangkomposition, die der
Materialität der Stimme und deren körperlichen Wirkung ebenso folgt, wie den Inhalten selbst.
In den Gesprächen erzählen die Befragten zu ihrem jeweiligen persönlichen Hintergrund, ihrer
Beziehung zu Istanbul und ihrer Wohngegend. Danach erläutern sie ihren Bezug zu Dystopie
und Utopie und wie sie diese Begriffe im Alltag verorten und in der rapiden Veränderung des urbanen Raumes erleben.
Das Stück spielt mit der Idee der Negation von Erzählstrukturen als Ausdruck der Selbstzensur
im kulturellen Kontext – einer alltäglichen Praxis der Gesprächspartner.
‘Tracing Dystopian Dialogues’ wurde im Rahmen des ‘Dystopia’ – sound art festival Berlin-Istanbul produziert und Ende September 2018 in Berlin dort als Installation gezeigt.
Das kalte Brodeln, 2016

‘Das kalte Brodeln’ ist eine musikalische Noise-Improvisation von Ines Lechleitner mit der
Stimm-Künstlerin Alessandra Eramo. Es ist Teil des Projektes ‘Das Rhein Rauschen’ in Basel und basiert auf Beschreibungen von Geräuschen und multisensoriellen Eindrücken der
Wasseroberfläche des Rhein-Flusses in Basel.
‘Das kalte Brodeln’ war ein wichtiges Element in
der Kreation des Parfums ‘Das Rhein Rauschen’ mit dem Parfümeur Andreas Wilhelm (CH). Link:
http://www.ineslechleitner.com/works/rhein-rauschen.html
The Semi-Wild, 2018

‘The Semi-Wild’ ist der erste Teil einer neuen Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin und der
Anthropologin und Multispecies Ethnologin Juno Parreñas der University of Ohio.
Ausgangsmaterial ihres Austausches sind Lechleitners Fotografien und Videos aus einem
Nationalpark und Rehabilitierungszentrum für Orang-Utans in Sumatra von 2005 und Parreñas
Recherchen und Publikationen zu einer ähnlichen Institution.
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