1) Petra Ganglbauer:
"Was wir hören ist was wir vergessen"
2) Johannes Tröndle:
"grimms gegen duden"
in 5.1 Dolby Surround via OE1DD
Mit
der Autorin Petra Ganglbauer ist eine erfahrene
Radiokünstlerin am Wort, die allerdings in ihrem Stück "Was
wir hören ist was wir vergessen" erstmals ausschliesslich mit dem
Klangmaterial der eigenen Stimme arbeitet. In akustischer Staffelung
von Texten verwandelt sie deren Flächigkeit in Räume und
durchbricht durch Überlagerungen die Linearität sprachlicher
Kommunikation. Im Zeit-Räumlichen werden polyloge Komplexe von
Gewalt erkennbar.
Ein listiges Spiel um Definition und Normierung zettelt Johannes
Tröndle an: Wie bereits der Titel "grimms gegen duden"
andeutet, handelt es sich um einen szenischen Vergleich zwischen dem
worthistorisch dokumentierenden Wörterbuch der Gebrüder Grimm
und dem definitorisch normierenden Ansatz des "Duden". In witziger
Adaptierung von Stilmitteln der Inszenierung von sportiven Wettbewerben
schickt Tröndle die Kompendien zu Stimmsprints auf die akustische
Aschenbahn. Die Lust am Wort-Wörtlichen tritt bei diesem Match
ebenso hervor wie die Kritik am Konzept verbaler "Effizienz".
Hinweis:
Die vier "Literatur als Radiokunst"-Produktionen des Jahres 2014 werden am Donnerstag, den 5. Februar im "Literarischen Quartier Alte Schmiede" präsentiert: In Anwesenheit der Autorinnen und Autoren
[http://www.zintzen.org|Christiane Zintzen]
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Petra Ganglbauer:"Was wir hören ist was wir vergessen"14:38Text und Stimme: Petra Ganglbauer Ton und Technik: Robert Pavlecka ![]() Zur Produktion Das Audiostück "Was wir hören ist was wir vergessen" setzt sich mit multidimensionalen Wahrnehmungsprozessen auseinander. Die Aufmerksamkeit flaniert, schweift ab. Informationen potenzieren sich, schaukeln sich gegenseitig auf, interferieren, prasseln aufeinander ein. Der Titel des Stücks verweist auf Selektionsprozesse; "vergessen" steht für die Radikalität des "Löschens" der Information im Augenblick des Hörens im Fall völliger Überreizung. Inhaltlich bewegt sich das Hörstück im Kontext der Medien- und Informationsgesellschaft mit ihren manipulativen Qualitäten, Schablonensprache, Bilderflut; das Gehörte setzt Bilder frei, Bilder, die entweder nachhaltig wirken oder im Augenblick ihres Entstehens bewusst zensuriert werden und für deren Umsetzung sich verschiedene Sprachebenen und Stimmführungen anbieten. (Petra Ganglbauer)
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Johannes Tröndle:"grimms gegen duden"16:39Text und Stimme: Johannes Tröndle Ton und Technik: Martin Leitner ![]() Zur Produktion
"grimms gegen duden" entstand im Zuge einer schon länger währenden Beschäftigung mit Wörterbüchern, Tausendbüchern, Allesbüchern, bei denen mich nun insbesondere deren listenhafter Charakter interessierte, die den Stichwortlisten eingeschriebene Ambivalenz von alphabetischer Ordnung und semantischem Chaos zu Nachforschung und Spielereien reizte. Zum Zug kamen letztlich (und deshalb titelgebend) das große "Deutsche Wörterbuch" der Brüder Grimm sowie Dudens "Die deutsche Rechtschreibung", letztere stark unterstützt von einem "Dudens Grundschulwörterbuch" geheißenen Werk. Resultat: 3 Lexikographen und 3 Wörterbücher auf ironisch-spielerisch-sportliche Weise einander gegenübergestellt; und zwar nicht von mir selbst, sondern inszeniert mittels der Figur eines Moderators, der im Verlauf des Hörstücks gewisse Wandlungen durchläuft. Als Ansonsten-Hörspielmacher-in-Eigenregie kam ich aus Gewohnheitsgründen nicht umhin, mir schon vor Produktionstermin eine akustische Test-Version des Stücks herzustellen. Diese transkribierte ich und formte sie zu einer achtteiligen Partitur, diese in Händen kam ich ins Studio. Die drei Produktionstage mit Martin Leitner gestalteten sich erfreulich kurzweilig, verliefen zügig. Wie - durch welche Mittel stimmlicher und/oder technischer Art - lassen sich die verschiedenen Einzelstimmen voneinander unterscheiden? - Vor allem im Schnitt gesellten sich den Planmäßigkeiten meiner Partitur gelegentlich Zufälligkeiten bei, die sehr effektvoll klangen und einvernehmlich beibehalten wurden. (Johannes Tröndle)
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