1) Karin Spielhofer:
“In das Hören reden”
2) Jörg Piringer:
"impulsantwort"
3) Iris ter Schiphorst und Karin Spielhofer:
“Und was, wenn die Schlange ein Schwein gewesen wäre”
in 5.1 Dolby Surround via OE1DD
Mit Karin Spielhofer
ist eine erfahrene Performerin am Wort, welches die Autorin nicht nur
prononciert verlautet, sondern gleichzeitig mit dem Prozess des
Hörens verflicht. “In das Hören reden”
nennt die Autorin ihre multifokal orientierte Sprach- Studie , welche
sich mit der kommunikativen Notwendigkeit des Redens , aber auch mit
dessen Manifestation oder Zurichtung als Macht- Mittel
beschäftigt. Reden ist eine Ermächtigung ist, welche nicht
nach Angemessenheiten fragt , sondern im schlimmsten Fall in Form
des Geredes das Bewusstsein der Beredeten und (womöglich
unfreiwilligen) Hörenden usurpiert.
Jörg Piringer greift für sein Stück "impulsantwort"
bewusst einen terminus technicus der Systemtheorie zurück. Die
Zeit und Art der Reaktion eines Systems auf ein gezielt lanciertes
Eingangssignal trägt dazu bei, mittels Beobachtung oder
mathematischer Berechnung bestimmte Eigenschaften des Systems zu
ermitteln, nachzubauen oder zu simulieren. Piringer überträgt
dieses Prinzip auf seine Arbeit, in dem er sich selbst – seine
Assoziationsmuster und Denkprozesse - als System setzt. Als
"Impulsantworten" figurieren jene über die Jahre hinweg spontan
entstandenen Texte, welche - in höchstmöglichem Tempo
auf der Schreibmaschine improvisiert – die bewusste Kontrolle
unterlaufen. Die von klanglichen Assoziationen, Ur- und Kulturlauten
mitgerissene Stimme gibt das Material für eine intuitive
Komposition. Letztlich wäre an eine fiktive Software zu denken,
welche "aus diesen textuellen impulsantworten eine simulation meiner
assoziationsvorgänge und somit meiner denkprozesse
rekonstruiert".
(Christiane Zintzen, Kuratorin)
A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN
BE ORDERED FROM THE "ORF
TONBANDDIENST"
Karin Spielhofer:“In das Hören reden”(14:57), Text und Stimme: Karin Spielhofer, Ton und Technik: Martin Leitner![]() Zur Produktion Als Autorin habe ich "meine" Stimme, in welcher mein bisheriges Werk aufgehoben ist . Wenn es darum geht, diese Stimme zu vervielfältigen, kamen mir das Radiostudio und der Tonmeister sehr entgegen. Hier war es möglich, mithilfe von Mehrfachaufnahmen bzw. der nachträglichen Bearbeitung am Mischpult die Stimme zu vervielfachen und sich somit meiner Vorstellung von stimmlicher Diversität anzunähern. Freilich hat dieser Wunsch nach Verschiedenheit die Gestaltung der Texte enorm beeinflusst: Ganz bewusst habe ich mich mit dem Denken in Sequenzen ebenso beschäftigt wie mit Fragen der Reihenbildung, von Thema und Variation. Da mein Stück "In das Hören reden" von Anfang an als Hörtext konzipiert war, habe ich mich u.a. an musikalischen Kriterien wie Tonhöhe und Tempo orientiert. Dann war da auch die Frage, in welcher Weise sich das minimalste Moment, der Laut, mit dem Maximalwert des Redeflusses vermitteln lässt. De facto waren es Listen, Zählen und kleine Phrasen, welche als modulares Spielmaterial dienten. Ganz neu für mich (die ich bislang noch nie mit meiner Stimme im Studio gearbeitet habe) war, wie Tonmeister Martin Leitner mittels ausgetüftelter Mikrophonierung meine Stimme in verschiedenen Räumen platzierte womit ein neues Gestaltungsmittel - nämlich die Effekte von Nähe und Ferne – zur Hand war. (Karin Spielhofer)
Link:Produktionsnotizen |
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Jörg Piringer:"impulsantwort"(16:37), Text und Stimme: Jörg Piringer, Ton und Technik: Elmar Peinelt![]() Zur Produktion
der begriff impulsantwort stammt aus der systemtheorie und beschreibt die antwort eines systems auf einen breitbandigen impuls oder eine umfassende anregung. diese impulsantwort kann unter bestimmten voraussetzungen dazu verwendet werden, das untersuchte system nachzubauen und zu simulieren. während es in der systemtheorie zumindest mathematisch eine möglichkeit gibt, einen allumfassenden impuls zu erzeugen, ist das in diesem projekt, wo ich selbst das zu untersuchende system darstelle, nicht möglich. ich bin deswegen auf immer neue versuchsreihen angewiesen, die ich bereits über mehrere jahre hinweg durchführe. ein solcher versuch besteht darin, ausgehend von einem wort oder thema beziehungsweise beeinflusst von radio- oder fernsehsendungen auf einer mechanischen schreibmaschine ohne korrekturmöglichkeit so schnell wie möglich zu schreiben. dabei darf ich keine pause machen und niemals zögern. die erste assoziation, das erste wort wird sofort getippt und sei es auch noch so platt. tippfehler und richtig geschriebenes bilden dabei die anregung für das nachfolgende. die durch diese extreme form des halbautomatischen schreibens entstehende zeichenkette bildet meine persönlichen assoziationsgewohnheiten und denkstrukturen ab. in zukunft könnte vielleicht eine geeignete software aus diesen textuellen impulsantworten eine simulation meiner assoziationsvorgänge und somit meiner denkprozesse rekonstruieren. anders als bei meinen, im eigenen studio realisierten sprachklangarbeiten, ging ich beim vorliegenden stück von dem in einer session eingesprochenen textkonvolut aus und versuchte zusammen mit Elmar Peinelt der dahinrasenden stimme raum zu geben und zwischen extremer verdichtung und abstrakter reduktion zu balancieren. (Jörg Piringer)
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