  
Bernhard Loibner und João Castro Pinto
performen live im Studio RP4, im digitalen Hörspielstudio des ORF
Funkhauses. Die vorhandene Infrastruktur, die sonst zur
Geräuscherzeugung für Hörspielproduktionen verwendet
wird, Türen, Treppen und andere Requisiten, nützen die
Künstler und mischen aufgenommenes Material mit live erzeugten
Geräuschen. Zu hören ist ein kinematisches Klanggebilde, das
Bezug nimmt auf die Kunst der Nachvertonung von bewegten Bildern.
Künstlerstatement:
“Kino entstand mit der
Entwicklung des bewegten Bildes. Seine Narrative und seine
Interpretation wurde, unter anderem, von zwei Faktoren bestimmt:
1) durch Gesten gesteigerte
Dynamik der Darstellung (die Dramatik von Gesten und
Gesichtsausdrücken, die Spannungspunkte in der Handlung markieren
und Charaktereigenschaften beschreiben)
2) die Einfügung langer
Zwischentitel, durchdrungen von Bildern, die dem Publikum weitere
bedeutende Informationen kommunizieren (die kontextuelle Basis für
die Deutung einzelner Szenen und der gesamten Erzählung)
Musik war ebenfalls Bestandteil
der ersten Filmvorführungen, vor allem Klaviermusik. Ein Pianist
begleitete die Vorführung mit dem Zweck, die Entwicklung der
Handlung mit einer musikalischen Struktur zu synchronisieren.
Das Ereignis, das die
Geschichte wirkungskräftig änderte und das Monopol des Bildes
sprengte, war die Einführung von Ton in den Film. Sound hat die
expressive Funktion der erwähnten Charakteristika der ersten
Stummfilme übernommen und erweitert – die ästhetische
Erfüllung wurde dem der Alltagserfahrung angeglichen.
Jack Foley war in den
späten 1920er Jahren ein Pioneer der Einführung von
Geräuschen, wie Schritten, Kleidungsgeräuschen, knarrenden
Türen, Zuggeräuschen u.ä. Diese Geräusche wurden im
Tonstudio erzeugt und mit dem Bild synchronisiert, um das Kinoerlebnis
zu intensivieren. Seit damals hat das Kino gelernt, das Sehen ebenso
wie das Hören zu würdigen – das Kino wurde zu einem
reichhaltigen, komplexen audiovisuellen Erlebnis, einem Gemisch von
Bild, Musik, Geräuscheffekten und Klanglandschaften, das derzeit
durch die eindringliche Technologie von Surround Sound verbessert wird.
  
“FOOLING THE FOLEY” ist ein Radiokunst-Stück, das das
Konzept Foleys parodiert. Es mischt in den ORF Studios voraufgenomme
Foley Geräusche, die teilweise zur Unkenntlichkeit digital
bearbeitet sind, mit Ausschnitten aus der Filmgeschichte, Drama,
Komödie, Terror, Science Fiction, Spaghetti Westerns etc.
Die Radioperformance schafft
eine mögliche kinematische Klanglandschaft. Die Unterscheidbarkeit
zwischen Requisitengeräuschen und in Echtzeit verarbeiteten Sounds
verschimmt, sie werden verzerrt und erweitert durch die kollaborative
Live-Sound-Komposition. Bilder fliessen wie Sounds, Sounds werden zu
Bildern.”
(© Bernhard Loibner & João Castro Pinto 2012)
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