ISABELLA BORDONI / ROBERTO PACI DALÓ
LINGUA MADRE
Ein Vortrag über:
Oper & Digitaltechnologie, Sprachen & Übersetzung,
Stimme & Text, und die Gefahren des Radios

Für Demetrio Stratos

Zeitgleich installation by Roberto Paci Daló : NAPOLI


LINGUA MADRE:

PRÄLUDIUM I


Ich habe lange und gründlich über einen Beitrag zu diesem Symposium nachgedacht, stieß aber immer wieder auf das gleiche Problem: Ich wollte einen Beitrag liefern, der zum Thema paßt, ohne Unschärfen und logische Sprünge. Dann beschloß ich, anders an die Sache heranzugehen. Das Ergebnis sind Gedanken, die ständig vom Thema abweichen und viele logische Sprünge aufweisen. Mein Problem ist nach wie vor, daß ich für eine theoretische Annäherung an ein Thema meine eigene Welt verlassen und ein Territorium beschreiten muß, das jenseits meiner eigenen Identität liegt.

Ich dachte: Tag für Tag verwende ich etwas Altes und etwas Modernes. Ich verwende die Schrift mit ihren rudimentären, aber elementaren und unersetzlichen Werkzeugen Papier und Feder. Ich verwende meinen eigenen Körper. Ich verwende meine eigene Stimme und den Raum, der sie umgibt. Ich benutze den physischen Raum als Theater, Konzertsaal oder Aufnahmestudio, und ich verwende Maschinen. Durch die Maschinen wird der körperliche Raum zum körperlosen Raum.
On the air.
Die alten Kulturvölker nannten ihn Äther, jenen höheren, reinen und leuchtenden Teil des Universums außerhalb der Erdatmosphäre. Das Wort Primo Cielo (mit dem ein bestimmter Raum definiert werden soll) erinnert uns auch an eine Besonderheit der Zeit.

"Sie nannten den Ort excelso etere, und sie gaben ihm diesen Namen, weil er stetig fließt."1

Aber warum kann ich Gedanken über Technologie, über eine Philosophie der Technologie, nur mit Mühe ausdrücken, warum sind mir solche Gedanken nur vorübergehend zugänglich?
Anfangs hatte ich keine Antworten auf diese Fragen. Ich fand mich also mit dem Problem ab, und nach und nach kamen die Wörter zurück.
Appearance
Ether
Feminine
Und die Fähigkeit, diese Wörter mit ihren Gegenteilen zu verbinden. Ich kann nur deshalb über dieses Thema sprechen, weil ich dabei meine persönlichen Erfahrungen in ihrer gan-zen Eigenart einbringen kann.

Der Gedanke, daß Schein und Wahrheit einander nicht nur in ihrer Dualität, sondern auch als offene Welten beeinflussen, beschäftigt mich seit 1989. Damals entstand "Temporale", ein Theaterstück über die Zeit mit dem Untertitel "Schein und Rückkehr"
Das Stück handelt von einem "Ego" auf der Suche nach einer Welt, die über den bloßen Schein hinaus ihr wahres Wesen enthüllt.
Wo aber liegt die Grenze zwischen Parvenza - also Schein - und Wirklichkeit?
Vielleicht können wir Dinge klarer erkennen und Ereignisse besser verstehen, wenn wir am gleichen Ort leben?
Maybe living in a common place makes us recognise things, understand events?
"Parvenza" bedeutet aber nicht nur Schein mit seiner moralischen Implikation von Täuschung, sondern auch "Er-scheinen" in der greifbaren, realen Welt.
Viele andere Gedanken haben mich in den vergangenen Jahren beschäftigt, als Individuum und als Teil einer denkenden Gemeinschaft; viele neue Ideen sind in der Welt der Kunst, der Wissenschaft und Philosophie aufgetaucht und wurden, mit mehr oder weniger gutem Ergebnis, übernommen.

Ich selbst erlebe - erst seit kurzem - die Mutterschaft.
Noch mehr als früher - und dafür bin ich dankbar - fühle ich mich jetzt in direktem Kontakt mit einer weiblichen Genea-logie, die ich praktisch und symbolisch (als Symbol, nicht als Metapher) erfahre -
Erfahre...
erfahre...
- und die der alten und neuen Landkarte von Raum und Zeit ein ganz anderes Aussehen gibt.
Ich halte es für typisch weiblich, mehr oder weniger glücklich und zufrieden in der Paradoxie der Gedanken zu leben, sich um die Details zu kümmern und sich der Alchemie der Veränderung zu öffnen, wenn die Zeit für Veränderungen gekommen ist.
Ich glaube, es geht um folgende Schlüsselfrage: Wie kann man diese zwei Wege des absolut Alten und des absolut Neuen zusammenführen?
Zwei Wege, die zwei Geschlechter kreuzen, das weibliche und das männliche, die sich stets in unterschiedlichen Spannungs-feldern befinden, eines das Bewahrende, das andere das Ausfüh-rende, das eine in einer Welt lebend, in der es oft sich selbst überlassen bleibt, das andere im öffentlichen Leben stehend.

Ich glaube, es geht um folgende Schlüsselfrage: Wie kann man diese zwei Wege des absolut Alten und des absolut Neuen zusammenführen?
Zwei Wege, die zwei Geschlechter kreuzen, das weibliche und das männliche, die sich stets in unterschiedlichen Spannungs-feldern befinden, eines das Bewahrende, das andere das Ausfüh-rende, das eine in einer Welt lebend, in der es oft sich selbst überlassen bleibt, das andere im öffentlichen Leben stehend.


Jeder Gedanke leitet sich daraus ab.

Jeder Gedanke, der sich daraus ergibt, trägt die Erinnerung an einen Umbruch in seinem väterlichen Erbgut.
An die Zeit, wie sie die Wissenschaft kennt.
Ordnung, Simultaneität, Bestand.
An die Zeit als weibliche Geschichte der Erschaffung, des Geheimnisses und der immerwährenden Fortsetzung des Ursprungs.
Weil wir mit der Zeit (buchstäblich) die Welt begreifen,
und mit der Zeit (buchstäblich) sprechen lernen.

"Sprache ist mein menschliches Bestreben. Mein Schicksal will, daß ich suche und mit leeren Händen zurückkehre. Aber ich komme mit dem 'Unsagbaren' zurück. Das Unsagbare kann mir nur durch das Versagen meiner Sprache zuteil werden."2

Das Unsagbare ist im tiefsten Herzen des Wortes bewahrt.

Agamben zitiert in Idea della prosa einen Satz von Paul Celan:
"Nur in unserer Muttersprache können wir die Wahrheit sagen. In einer fremden Sprache lügt der Poet."

Ich möchte hier auf zwei Dinge eingehen:
Erstens auf die Beziehung zwischen Sprache und Mutterschaft. Eine Bedeutung des Begriffs Muttersprache ist mit einem Gedanken schwanger gehen, eine Idee gebären - ein Gedanke befruchtet uns, dann kommt die Zeit des Wartens, dann wird das Wort geboren.
Dann die Lüge.
Manchmal bleiben wir an einem Ort stehen, der weniger ein Ort der Lüge ist als vielmehr ein Ort der Voreingenommenheit und des Verlusts.
Sprachen, verschiedene Sprachen, sind nicht deckungsgleich.
Der Zweck des Übersetzens besteht nicht darin, eine Kopie zu erstellen.
Kopien zu erstellen würde bedeuten, an die Existenz eines Originals und an dessen Wahrheit zu glauben.
In einer Sprache ein Fremder zu bleiben heißt, Verlust und Irrtum fortzusetzen.

Aber warum und wann ist die Sprache eine Mutter?
Die italienische Philosophin und Forscherin Luisa Muraro schreibt in ihrem wunderbaren Buch L'ordine simbolico della madre:
"Von unserer Mutter haben wir sprechen gelernt, und von ihr hat die Sprache ihre Fähigkeit, zu sagen, was sie ist."
"Wir lernen von unserer Mutter sprechen, der Mutterschoß des Lebens ist auch der Mutterschoß des Wortes."
"Ich behaupte, daß es ein und dasselbe ist, Körper zu sein (oder einen Körper zu besitzen) und Sprache zu sein (oder eine Sprache zu besitzen) und daß die Aufgabe der Mutter genau in diesem Ganzen besteht."

Das Wort als Schöpfungsakt.

"Sprechen zu können bedeutet im Grunde, zu wissen, wie man die Welt in die Welt bringt, und das können wir nur in Beziehung zur Mutter tun, nicht getrennt von ihr."

Kehren wir zurück zu den Anfängen der Moderne und zum Männlichen und Weiblichen. Zuerst brachte das Radio, dann das Fernsehen das Äußere nach Innen, in die Wohnungen, in den Ort der Selbstbesinnung, in das weibliche Territorium.
Die Frau ist die Zelle der inneren Gedanken, der Innerlichkeit, des Heims.
Aber mehr als das: sie ist auch Zufluchtsort (ich denke an die Madonna della Misericordia von Piero della Francesca).
Zuerst machte das Radio, dann das Fernsehen die eigene Wohnung zum Informationszentrum und schuf eine Inter-penetration, ein wechselseitiges Durchdringen von Äußerem und Innerem, von Männlichem und Weiblichem.
Heute sind Radio und Fernsehen geradezu archaische Techniken. Was heute passiert, kann ich nur unvollständig begreifen und deuten. Wir dringen in andere Welten ein, wir durchdringen sie: der Mikrokosmos als Gastgeber des unermeßlich Weiten und Immateriellen. Was wird das Ergeb-nis dieses Zusammentreffens sein, echte Begegnung oder unbefugtes Eindringen?
Welche Sprache werden wir für die Gesellschaft der Zukunft lernen?



PRÄLUDIUM II

In den 70er Jahren schrieb Stratos: "Das hier aufgezeichnete Material ist als Vorschlag zur Befreiung der Stimme und ihrer möglichst natürlichen Verwendung zu verstehen. Deshalb wurde auf 'technologische Tricks' verzichtet: eine Schnur, ein Rizla Zigarettenpapier und ein Glas Wasser genügen. Wenn eine 'neue Stimmlichkeit' Bestand haben soll, muß sie von allen erfahrbar sein, nicht nur von einer Person: ein Versuch, sich vom Status des Zuhörers und Zusehers zu lösen, an den uns Kultur und Politik gewöhnt haben. Dieses Stück darf nicht als passive Hörerfahrung verstanden werden, sondern als 'un jeu dans lequel on risque sa vie' [ein Spiel, bei dem man sein Leben riskiert]."
(J.J. Lebel)

Die Zeiten ändern sich. Als Demetrio Stratos diesen Kommen-tar unter sein Stück Metrodora setzte, schien der Zugang zu den neuen Technologien noch schwierig. Heute arbeiten wir mit relativ kostengünstigen Miniaturtechnologien, die problemlos zu transportieren sind und im Sinne der von Max Neuhaus erwähnten "Zugangsdemokratisierung" als simples Mittel zum Zweck dienen.
Trotzdem verdanken wir Stratos die so wichtige Überschreitung der Grenze zwischen "anspruchsvoller" und "leichter" Musik und deren radikale Neuinterpre-tierung und Modifizierung, von der progressiven Rock-gruppe "AREA" bis zu seiner Arbeit mit John Cage.

Und Stratos stellte auch wichtige Fragen zu Tradition und Modernität und zum politischen/ge-sellschaftlichen Zugang zu Kunst und Alltag in Italien.


OPER
Oper ist eine gut definierte Kunstform; das gilt auch für alle ihre Neologismen (Intermedia-Performance, interaktiv, etc.)

TEATRO DELL'ASCOLTO
1985 gründeten wir GIARDINI PENSILI (Hängende Gärten) als Theatergruppe, Verlag und Produktionsstudio für unsere Arbeiten. Von Anfang an hatte ein Großteil unserer Arbeit, in Anlehnung an Cage, mit der Natur zu tun und mit der "Nachahmung der sich verändernden Natur" (Zitat Coomaraswamy).
Unter dem Begriff Teatro dell'Ascolto sind die bisherigen Arbeiten von Giardini Pensili zusammengefaßt. Das Teatro dell'Ascolto war als Reflexion über das Teatro della Memoria von Giulio Camillo und die tragedia dell'ascolto von Nono/ Cacciari (Prometeo) gedacht.
Mit dem Teatro dell'Ascolto schufen wir einen Korpus von Arbeiten (im Italienischen "opere"), die sich stets aufeinander beziehen.


YOU/brief woman you grieve in haste and unwind in haste and are always tying yourself up, may I ask you when will
when wiiill?
when will when will - sweaty handkerchiefs are lost
- is a look coming back to the eyes?
I'm waiting for monsoons from over the ocean,
waiting for the seas to retreat, the approach of land,
what kind of look do you have
what kind of look do you have, what kind of look
do you have, heh, heh, you, you
what kind of look do you have in your den-home
free - free who?
Lips? Hyperlips. Calypso the fires of the bivouacs
I don't see them. I must look much further, up to
where?

||: Lanciata nell'aria in movimento hai lasciato nell'aria un movimento :||


AURORAS ist eine Oper, in der der Hauptdarsteller nicht auftreten kann, weil die Rolle des Protagonisten vom Radio besetzt ist, von dem radiophonen Medium in einer Inszenierung, die noch innerhalb der Tradition der Oper liegt, aber mit einer zeit-gemäßen "intermedialen" Struktur ausgestattet wurde.
Die Komposition basiert auf der Stimme. Die Oper ist streng auf Sprache begrenzt, auf die Sprache aller Altersstufen, von Kinder-stimmen bis zu den Stimmen alter Menschen.
Hebräisch, Arabisch, Italienisch, Deutsch, Englisch, Russisch, Ungarisch, Griechisch, Armenisch, Jiddisch, Persisch: Sprache erzeugt eine spontane Polyphonie. Der Ausgangstext erhält durch die Übersetzung in die verschiedenen Sprachen immer wieder neue Formen und Bedeutungsinhalte. Das ganze musikalische Gefüge der Oper ist auf der "Stimme" der Sprachen aufgebaut.

Der französische Philosoph Marc-Alain Ouaknin schreibt in diesem Zusammenhang: "La vérité n'est ainsi ni du côté de l'original ni de celui de la traduction, mais dans un au-delà des deux qui les transforme tous les deux. La traduction, le nouveau texte, n'est pas la reproduction de l'original, il devient autre chose qu'un produit assujetti à la loi de la reproduction. Lorsque Rabbi Nahman affirme que 'la sainteté de l'hébreu dépend de sa traductibilité en araméen', (l'autre langue), il signifie par là que l'oeetre-à-traduire et le acré ne se laissent pas penser l'un sans l'autre ...Ils se produisent l'un l'autre au bord de la même limite. La traduction conduit deux langues l'une vers l'autre dans une promesse de conciliation." 3

AURORAS ist eine Oper, die das Melodram zu seiner Urform zurückführt: zur Märchendimension. AURORAS ist eine Ge-schichte zum Erzählen... Eine jener Geschichten, die alle Fragen beinhalten, die die Menschen bewegen, so daß sie immer wieder kommen. Je persönlicher die Gedanken, desto universeller ihre Dimension: Fragen über Geburt, über die Liebe, über den Tod.

[Der Rabbi Nahman aus Breslau beschloß, alle seine Bücher zu verbrennen, nur um wieder Geschichtenerzähler zu werden.]

In AURORAS wecken die SängerInnen die Erinnerung an ihre traditionelle Rolle in der Oper.
Ein theatralisches Spiel innerhalb des Theaters.
AURORAS setzt sich zusammen aus instrumentalen und stimm-lichen Konventionen der klassischen Musik und aus Klischee-vorstellungen über die Oper und das barocke Musiktheater.

EIN VORTRAG ÜBER DEN SCHATTEN
Wir wissen sehr wenig über Monsieur de Sainte Colombe - nicht einmal seinen Vornamen kennen wir. Durch das Geheim-nis um seine Person wird seine Musik noch geheimnisvoller. Die Concerts à deux violes sind als einzige seiner Werke erhalten geblieben. Monsieur de Sainte Colombe gab der französischen Viole nicht nur die siebte Saite, die sie so unverwechselbar macht, sondern auch ihre Seele. Seither zeichnet sich das Spiel der französischen Viole nicht nur durch seine besondere Technik aus, durch die Polyphonie, die Bünde, die Form des Stegs, die siebte Saite, sondern auch durch den elegischen Dämmerungsklang dieser Musik aus Licht und Schatten.

Except our loves at this noone stay,
We shall new shadowes make the other way.
As the first were made to blinde
Others; thesa which come behinde
Will worke upon our selves, and blind our eyes.
If our loves faint, andwestwardly decline;
To me thou, falsly, thine,
And I to thee mine actions shall disguise.
The morning shadowes weare away,
But these grow longer all the day,
But oh, loves day is short, if love decay.

Love is growing, or full constant light;
And his first minute, after noone, is night.4

In der Geschichte der darstellenden Künste hat sich die Oper immer mit den neuesten Technologien befaßt. Sie bleibt das perfekte Medium für die Entwicklung einer Beziehung zwischen Text, Klang und Raum. Mit einem Wort: sie ist "multimedia".

AURORAS ist eine Klangwelt, die aus den unterschiedlichsten stimmlichen und instrumentalen Quellen aufgebaut ist: Rund-funksignale, Stimmen ohne klassische Gesangsausbildung, elektroakustische Ensembles werden live mit elektronischen Mitteln verändert und räumlich gemacht. Sprechende, singende, erzählende Stimmen - modifizierte Stimmen.

In AURORAS offenbart sich der Körper als unvollständige Maschine. Hier ist der Körper sehr nahe am zeitgenössischen Denken und gleichzeitig sehr weit, diametral entgegengesetzt, davon entfernt.

Aurora B. lebt in der Bibliothek, von der sehr hohe Leitern ausgehen. Eine deckenlose Bibliothek, die über Epochen hinweg entstandene Klänge aufbewahrt. Wo Aurora B. lebt, hört die Musik niemals auf. Im Zimmer nebenan und in dem dahinter und in dem dahinter und in dem dahinter und in dem dahinter ist immer Klang. Alle Klänge, alle Stimmen durchdringen sich ohne Unterbrechung. Ohne Anfang und Ende, man erreicht Aurora von jedem beliebigen Punkt aus. Das Fenster, das sich in die Klänge der Welt weit öffnet. Aurora B. wendet sich ab und die ganze Stadt ruht in sich.

Verschiedene Sprachen ermöglichen verschiedene Arten der Textdarstellung.

Il sonno è arrivato così, senza motivo, ha masticato ultime parole commestibili mentre qualcuno bussava piano. Il cielo è un tormento di stelle. Occhiali ricolmi di malinconia lasciati distrattamente sul comodino.

The milk ambulance arrived too early as always, just in time to stop the sequence of a little man who was waving his arms around at regular intervals in the middle of the street, in the everlasting sun of mid-October. Open closed open closed eight six four two the night came just like that, for no reason, surprising the little man on his green stretcher (you are stealing my memories do you know?) green little elephants on a white ground, books piled up book covers open notebooks on a turn-table, refrigerated counter, the smell before of the school, outside light early afternoon.

I would like to sleep for a long time.
The light came just like that, for no reason, but not the light of an anyday, rather luminous plateau over green overall, the glittering sun of festive December on breasts overloaded with milk, ode to providence written with a charcoal on the little crib.
Deplorable dramatization of dizziness, little hysterical boy good for nothing tears off pyjama buttons you've stolen my memories do you know that? The face half-European half-Asian sweats between the pupils of an acrid odor.
I would like to look at you for a long time.

Adolescent bones the drama seems forever inevitable.
Historiography of love violent, of love sacred, of love profane.
Vacuum spinning stool accompanies whirls of thoughts?
The film of innocence and mediocre holinessn sacred-heart-mad.
The wind arrived just like that, for no reason, surprised the little man in shirt-sleeves, miniscule tattooing round trip 2nd class in the inner fold of the left arm.
The thirteenth year elapsed with the spade in his hand, he was shifting around piles of sand on the shore, not a word not a smile.

L'omino brucia piano ma questo è un dettaglio.


In AURORAS we have a continuous anamorphosis made out of the superimposition of soundscapes from the cities of Berlin and Napoli, both places provoking specific acoustical memories.

In AURORAS erleben wir eine permanente Anamorphose, die sich aus der Überlagerung der Klanglandschaften von Berlin und Neapel ergibt und in der beide Städte spezifische akustische Erinnerungen wachrufen.

DIE GEFAHREN DES RADIOS
Nach dem Ausbruch des letzten Weltkriegs wurde das Abhören "feindlicher Radiosender" unter Strafe gestellt. Die Naziführer wollten die Deutschen daran hindern, die Wahrheit über den tatsächlichen Verlauf des Kriegs und die politischen und militärischen Ziele der Alliierten zu erfahren. Trotzdem versuchten vor allem die Gegner des Regimes, sich von der Nazipro-paganda und den Wehrmachtberichten unabhängig zu machen.

"Short Italian News Comment" 269, 22 april 1941, 22.40 (Bbcn s.l.b.5.)

"Buona sera. Due mesi di arresto e mille lire di multa colla condizionale: è questo il prezzo, per ogni cittadino italiano incensurato, dell'abbonamento alle trasmissioni di Radio Londra, oltre al canone annuale dell'Eiar e all'eventuale confisca dell'apparecchio, se questo è di proprietà del nostro ascoltatore. Il prezzo è caro, ne conveniamo, ma non siamo noi a trarne profitto; e, d'altronde, il numero crescente dei nostri ascoltatori dimostra quanto siano vaste le categorie di italiani che affrontano questo rischio per ascoltarci.

Non vi è esortazione della stampa o delle autorità fasciste, non vi è minaccia di pene, non vi è sanzione effettiva che possa circoscrivere o fermare questo continuo allargarsi della massa dei nostri ascoltatori in Italia. Nel Nord e nel Mezzogiorno, nel centro e nelle isole, nelle città e nelle campagne, in montagna o sul mare, non vi è un centro abitato nel quale la voce di Radio Londra non sia ascoltata; furtivamente eppure con intensa attenzione, colla emozione di fare ciò che è proibito e di preservare qualche cosa di caro.

In ogni grande casamento cittadino, a una data ora del giorno o della sera, vi è almeno una radio il cui altoparlante parla sommesso come un sussurro. E l'ora di Radio Londra: e il capo-fabbricato non deve sapere, per quanto forse, sia occupato ad ascoltare anche lui.

Si mandano i bambini a letto: perché non parlino l'indomani a scuola e qualcuno faccia la spia al maestro, e il maestro faccia la spia al fiduciario rionale. Se una visita batte alla porta, la radio viene spenta di colpo. Si spengono i lumi a volte; come se l'oscurità dovesse attutire il suono; si ascolta alla cuffia; si adoperano antenne portatili orientandole in modo da favorire la ricezione ed eliminare le rumorose interferenze delle stazioni fasciste; e quando si può ascoltare perfettamente è come un trionfo.

Lo stesso avviene nei piccoli centri rurali dove il radioamatore, coraggioso ed ammirato, è magari, uno solo; e tutti sanno chi è; e nessuno lo dice; e tutti attendono da lui notizie: le vere notizie, iragionamenti politici, i veri ragionamenti. Forse è l'albergatore, forse il farmacista, forse il dottore; comunque, una persona fiera di compiere un atto di coraggio e di intelligenza che lo distingue dal gregge di coloro che non osano e coi quali, nel giorno delle celebrazioni, egli è costretto a confondersi indossando la stessa uniforme nera e lo stesso berretto alla tedesca. Il maresciallo dei carabinieri lo sa; ma sorride sornione, pensando che forse non è lontano il giorno in cui questi isolati detteranno legge.

Questo fenomeno generale e profondo inquieta il regime fascista, perché forse è l'unica forma di protesta possibile contro il regime. Protesta muta, anche se non sorda; spontanea, anche se non inorganica; concorde, anche se sgorga da sentimenti diversi e contrastanti; vasta, anche se composta da elementi individuali; e progressivamente sempre più vasta, più concorde, più spontanea.

Questo fenomeno generale e profondo inquieta il regime fascista, perché forse è l'unica forma di protesta possibile contro il regime. Protesta muta, anche se non sorda; spontanea, anche se non inorganica; concorde, anche se sgorga da sentimenti diversi e contrastanti; vasta, anche se composta da elementi individuali; e progressivamente sempre più vasta, più concorde, più spontanea.

Non è merito nostro, di noi che lavoriamo giorno e notte qui a Londra per informare il pubblico italiano di quanto avviene nel nostro paese e nel mondo: noi cerchiamo soltanto di avvicinarci alla realtà dei fatti, e di ragionare con sincerità e buon senso. Ma sappiamo che l'Italia ha sete di verità e di senso comune; e non è possibile allontanare l'acqua dalle labbra degli assetati.

Due mesi di arresto e mille lire di multa sono troppo pochi per questi imputati; e di più sarebbe troppo per i giudici.

Buona sera, Colonello H. Stevens"5


DIESE MASCHINE TÖTET FASCHISTEN
Woody Guthries Gitarre hat noch Gültigkeit. Mit neu gezogenen Grenzlinien natürlich, die nicht nur den Faschismus mitein-schließen, sondern jede Art von Regierungskontrolle, die auf die Beschränkung der persönlichen und kollektiven Freiheit abzielt. Wir sehen den Radioempfänger durch Guthries Vermächtnis.
Sergio Messinas Radio Gladio ist ein Meisterwerk des leichten Zuhörens, eine überaus politische Dokumentation: Jetzt ist die Zeit, sich zu engagieren. Jetzt ist die Zeit, politisch zu sein.
Das Radio kann ein Ort für die anderen Stimmen sein.
Die Utopie des Theaters als Gemeinschaft. Das Theater als Ort der Konflikte.

WIE MAN MULTIMEDIAL WIRD
Die großen Firmen, die Multis und die allgegenwärtigen Japaner sind gerade dabei, die Schönheit der Multimedia-Welt (was für ein magisches und obsoletes kleines Wort) zu entdecken. Sie haben einen neuen Markt mit gewaltigem Potential ausfindig gemacht: Fans von Videospielen, ernsthafte Forscher und Künstler, Firmen, die ihre Waren auf immer verführerischere Weise - fast schon an virtuelle Realität grenzend - anpreisen möchten, sind alle potentielle Kunden, reif für die Ausbeutung. Giovanni widersetzt sich dieser Entwicklung, nicht weil er High-Tech und Fortschritt von vornherein ablehnt, sondern weil die Last der Geschäfte-macherei manchmal allzu schwer wird und die Arbeit aus dem Gleichgewicht bringt. Die Art, wie einige Unternehmen groß-zügig irgendein künstlerisches oder kulturelles Ereignis sponsern, ist oft zu plump, um nicht Argwohn zu erregen.
Giovanni meint, daß er eigentlich nicht über alles auf dem laufenden sein will, sondern nur über einiges. Er würde lieber in Ruhe seine eigene Wahl treffen und die neuen Spielsachen auf seine eigene Weise einsetzen.

"Col cavolo!" Disse Giovanni di
fronte all'ennesima rivista che
propagandava il piacere sublime
della completa interattività.
"Col cavolo che ci casco ancora.
Non mi fregano più..."

Viele von uns assoziieren Technologie mit Leichtigkeit, Präzision, Geschwindigkeit - alles Titel der American Lessons, die Calvino für die Norton Lectures an der Harvard University schrieb.

Aber die Überflutung mit Informationen kann buchstäblich krank machen. Alles zu wissen, überall, gleichzeitig, ist zum Passwort geworden. Man muß online sein, up-to-date. Und was kommt danach?
Anfangs träumten die Videokünstler davon, alles, jede Sekunde des Tages, in Echtzeit aufzuzeichnen; aber sie entdeckten bald, daß man nach zehn Stunden Aufzeichnungszeit auch zehn Stunden zum Ansehen braucht - ein Alptraum. Wieder diese Angst, etwas zu versäumen, anstatt den Kopf für die Verarbeitung seiner Erinnerungen freizuhalten.
Das Gedächtnis, und auch der Schlaf, vermittelt uns das Gefühl eines in Teile, in Abschnitte, in Augenblicke zerlegten Lebens und ermöglicht es uns, Ordnung in die Dinge zu bringen. Unser Gedächtnis ist wie ein Filter, wie eine Überlebenshilfe.
Eine Gefahr liegt in der ständigen Flut der Bilder - auch der akustischen -, die unser Gehirn überlasten. Die Fähigkeit zu selektieren, ja auch zu vergessen, wird damit zur unbedingt notwendigen Technik.

So wird die "Parteilichkeit" des Radios mit all seinen Grenzen zu seinem interessantesten Merkmal.

Am 30. August 1993 wurden in LA LUNGA NOTTE (Die Lange Nacht) die Städte Jerusalem, Köln, Innsbruck und Rimini zu einem Klangraum verbunden. MusikerInnen und SängerInnen waren im Zusammenspiel mit den Live-Stimmen der Dichter Samih al-Qasim, Palästina, und Yehuda Amichai, Israel, über eine Radiobrücke (von Radio Kol Israel) zwischen Italien und Israel zu hören. Yehuda Amichai bezeichnete dieses Ereignis als das erste Kind eines neuen Zeitalters.

Natürlich war das Signal nicht ganz rein, aber gerade diese Unreinheit vom technischen Standpunkt aus machte das Stück besonders berührend. Wir konnten die Entfernung "spüren". Wir konnten die Wüste spüren.

Bei der Realisierung von Kunstprojekten im elektronischen Raum können wir uns der Schönheit des beständigen Aus-tauschs zwischen alten und neuen Technologien nicht entziehen.

Auch im Projekt REALTIME (1993) stimmte die bildliche Darstellung nicht mit der verwendeten Technologie überein. Die altmodischen Kostüme, die sich offensichtlich auf die Anfänge der Fernsehübertragung bezogen, sollten eine Diskordanz zwischen Bild, Klang und Gesamtkonzept herstellen.

1992 wurde in der Performance LA NATURA AMA NASCONDERSI das Museum Moderner Kunst in Wien über eine high-tech audiovisuelle Brücke mit dem Tiroler Landesmuseum in Innsbruck verbunden. Simultan mit einem traditionellen ungarischen Ensemble mit Sängern und Streichern und einem alten Schauspieler in Wien trat in Innsbruck ein Kinderchor mit einem Musiker und einer Schauspielerin auf, die auch die audiovisuelle Übertragung aus Innsbruck steuerte.
Auch diese Performance war ein Versuch, mit der Kombination aus Altem und Neuem die klischeebehaftete Technolandschaft zu unterminieren.

Parallelprojekte im Rahmen von AURORAS:

- Vorträge. Berlin, Köln, Innsbruck
- LOST MEMORIES, Live-Hörspiel, ESC Graz, ORF Kunstradio
- THE MARVELLOUS SPRING, Komposition, Köln, WDR Musik Triennale
- LINGUE DA AURORAS, Ravenna
- COMUNITÀ, Installation, Vorträge, Theaterfragmente, Edition, Konzerte. Civitella d'Agliano
- AURORAS, ein Fernsehfilm
- AURORAS, das Buch

I am the phrase without wording, I will smear myself on your back with all the sweetness of honey.

along the avenue that leads to the plain you can see
shooting stars
see
if
each one
is
a wish
someone wishes to drowse tonight and in a torpor
stay without intention,
or form.




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