|
eine arbeit über das verschwinden des begriffs des körperlichen durch seine fortschreitende mediatisierung und die ironischerweise dadurch ausgelöste hochstilisierung des künstlerbildes. dargestellt in 3 phasen der auflösung in 3 folgen in 3 medien: part 1: the body (CD)
die fortschreitende mediatisierung scheint die möglichkeit zur (seltsamerweise idealisierten) transgression des körpers in nahe zukunft gerückt zu haben. schon werden versuche gestartet, die essenz von menschen in digitale codes zu transformieren und in der cyberpunkliteratur treiben flatliners ihr (un)wesen. im weltbild der computertechnik findet die westliche philosophie ihre erfüllung. Plato verneigt sich, Augustinus gerät in mystische verzückung und Descartes lacht. künstlerInnen der 60er und 70er jahre haben bereits auf diese ideologisierung der medien hingewiesen. und in der tat scheint die entwicklung der kunst dieser zeit selbst ein vorentwurf für dieses phänomen zu sein: zuerst der körper als klangerzeuger (body art) - die künstlerIn in ihrer psychischen und physischen befindlichkeit als thema und material (hier und jetzt = performance); dann die abwesende anwesenheit der künstlerIn als aufgezeichnetes medium (hier aber nicht jetzt = installation, tonträger bzw. jetzt aber nicht hier = radio, fernsehen); und schliesslich die (noch lange nicht abgeschlossene) implementierung eines idealtypus im netz (immer und überall und gleichzeitig nie und nirgendwo). ironischerweise führte genau diese entwicklung wiederum zu einer hochstilisierung des künstlerbildes: nicht mehr der/die künstlerIn als person in seiner/ihrer physischen präsenz (also angreifbar) spielte die wesentliche rolle, sondern es wurde mehr und mehr ein (abstrakter) idealtypus entworfen - der eigene avatar ersetzte den/die künstlerIn. dies nahmen einige künstlerInnen ihrerseits zum anlass, ironische kommentare dazu abzugeben: Vito Acconci etwa oder General Idea. Wenn der Walzer beginnt, können wir uns nicht hinsetzen von Vito Acconci und Glamour von General Idea sind gleichzeitig basis und material von famous / glamorous. in drei arbeitsschritten wird die sogenannte botschaft von ihrer körperlichen folie (ihrem träger) abgezogen. während in part 1: the body (für CD) samples aus dem (wenig bearbeiteten) originalmaterial die hauptrolle spielen - durch loops und überlagerungen zwar verfremdet, jedoch immer noch physisch präsent, erscheinen in part 2: the soul (für radio) die stimmen entstofflicht, den ätherwellen angepasst, die sie verbreiten. für part 3: flatliners wird das originalmaterial überhaupt nicht mehr verwendet. an seine stelle tritt ein virtueller bildender künstler (famous und glamorous), ein roboter, dem jede/r userIn ein beliebiges privates bild mailen kann (von der hauskatze, der grossmutter, sich selbst, ...) und der dieses bild einer automatisierten bearbeitungsroutine unterzieht, um daraus einen echten Van Gogh, einen echten Impressionisten oder einen echten Fauvisten anzufertigen... martin breindl, august 2000 |