Kunstradio Projects / Literatur als Radiokunst

elfriede czurda:

«Rondo in P-Dur»

PARADIES ein Platz für prunkvolle Portale und Pilaster, prosperierende Paladine, pralle Platanen, pralle Pfirsiche und pralle Pinien, pralle platinblonde Prinzessinnen, für psalmo-dierende Pfaffen und gepeinigte Pilger in Pelerinen, die alle perrenierend ins Paradies pilgern, pharisäisch Päane plappernd auf spiegelplanen PROMENADEN

PROMENADEN ein Proszenium für Propheten, Proselyten, Provokateure und andere Potentaten. Spinnennetz für Philo-sophen. Platte Prärie für profane Spinner wie Spieler und Sportsleute. Spiralförmig von einem punktförmigen Platz aus oder wie die Pleijaden sich von Punkt zu Punkt peilend oder protuberant von Spektrum zu Spektrum. Von der Peripherie periodisch oder sporadisch, je nach Spielart, zum Brennpunkt. Die Personen passieren nicht selten bloß als PRONOMEN

PRONOMEN das Pseudonym für Plethi und sein Pendant, für eine einzelne Person, ihren Plural, für Passanten, Passagiere, Pianisten. Pseudonym für Pavian, Pinscher und Papagei. Pseudonym für Spitzel. Für Parasit, Prognose und Proklama-tion. Passend für Pfoten, Pinsel, Pranken pocht das Pronomen ans Protoplasma des Phänomens und verkörpert epichron Planeten und Pflanzen der Vegetationsperiode wie Palisander, Petersilie, Pappel, Pechnelke und PFINGSTROSE

PFINGSTROSE es war einmal eine Pfingstrose, passiv, purpur-rot, phänomenal parfümiert, in Pennsylvania war sie. Sie prasste pietätlos mit purpurnen Pigmenten, auch pink, war prüde und prätentiös. Sie protzte mit dem Prisma ihres para-doxen Prinzips, prickelte photogen im Panoptikum der Pflanzenwelt. Aber phonetisch: Prosa plus! Primadonna wollte sie sein. Privilegiert. Prominent. Produktiv. Privat eine phleg-matische Posse. Vor Publikum a priori ein Pfau. Eine Parabel von programmatischer Prahlsucht und planloser Partitur. Prädikat: Phantastisch! Pädestiniert für PLATZREGEN

PLATZREGEN am besten im Plusquamperfekt, platzt prinzipiell aus dem Perihel, prasselt pulsierend, pladdert episch, plätschert pausenlos in der pechschwarzen Sphäre. Der Passat peitscht pünktlich das Packeis polarwärts, das als Platzregen vom Pol zurückplärrt gemeinsam mit Pelikanen, Pinguinen. Ein Pirol pfeift. Der Pegel springt prompt empor. Der Platzregen pladdert. Die Spanten eines Schleppkahns spreizen die Planken und proklamieren Probleme. Der Platzregen prasselt und prasselt. Der Kapitän prustet und pritschelt und prüft prophylaktisch den Protest des Dampfers. Pudelnaß preist er die prekäre Poesie der Schiffspirouetten: prädestiniert für Proserpina, schippert zu Poseidon, prophezeit der Kapitän. Der Platzregen prasselt. Polder, ein Ponton, ein Pharus passieren. Zu spät für Panama. Zu spät zum Paddeln. Zu spät für Posen. Nur noch eine Spanne ins PARADIES

Aus: GEMACHTE GEDICHTE
Berlin 1999