Birgit Kempker:

«Papa, short version»

Textauszug

ich bin auf Sendung, total recall, back to the mission, black vision. ich komme zur Sache: Papa, ich verstelle mich, das bin ich, ich muss mich verstellen, es ist dunkel

Hier bin ich. Zwischen Tunnel und Kanal. Ich lenke sie ab. Ich will zu dir hin. Papa?

Sie lassen mich Papazettel lesen, weil es dich gibt. Für einen Entführer gibt es keine Tochter ohne Vater, klar? Es wäre sinnlos. Ich wäre sonst sinnlos tot. Die ganze Geburt, alles wäre Blödsinn gewesen.

Ich bin eingebunkert. Ich bin von meiner Stimme abgeschnitten. Extra. Die Stimme steht im Dienst der Jäger. Leibjäger. Meines Leibes. Meiner Leibeshenne. Der Fleischtorso. Antenne. Empfangsatenne. Nordnordsüd. Nicht Erpresser. Nicht pressen. Passen. Den passenden Vater finden. Pressen. Ein enges Wort. Eher wie Mama. Sie hassen es. Erpressen ist das falsche Wort. Es geht ums Passen. Passieren. Parieren. Parler. Le monde du papa.

Foreign daddy.
Verregnte Vaterschaft. Talerweise. Dürres Tal. Talsucht. Ausgebluteter Berg. Das Tal wird nicht mehr nass. Für die Königin der Vater. Vergebliche Regentschaft.

Bist du es? Wenn du es nicht bist, schneiden sie mir die Finger ab, Papa, jeden, und schicken sie dem Papst, der soll sie weiterleiten, dann die Zehen, und so weiter. Du wirst doch einen Papa finden da draussen, sagen sie, mit Fingern sagen sie das, mit meinen, sie glauben nicht, dass ich keinen Papa habe, so eine wie ich, sie haben das studiert, sie haben Übung darin, sie sehen, wer keinen hat, oder keinen, der zahlt, wer nicht geliebt ist, das sehen sie, die meiden sie, verdammt, ich sehe nach dir aus, Papa, ruf an. Jeder hat einen Papa. Ich habe 17 Minuten. 17 Minuten Radio. Wolltest du nicht immer eine Tochter haben? Ich könnte deine Rosen schneiden. Ich könnte vorne in deinem Auto sitzen mit langen blonden Haaren und mein Knie frei legen, beide, wenn du willst. Bitte, höre jetzt Radio, bitte, sitze im Auto, bitte, please, if you think, this is art, you can pay for art . . .