Social Music

curated by Brandon LaBelle
[english]

Statement des Kurators

Die Parameter, die Musik kennzeichnen, werden oft ausserhalb des grösseren Kontextes, den der soziale Raum bildet, gesetzt. Das ist zum Teil ein der Kulturproduktion eingeschriebenes Phänomen - oft bleibt Kulturproduktion eine Spur über oder hinter größeren Themen verhaftet: kritische Distanz, romantische Isolation oder einfach nur Desinteresse. (Die Aufnahme-Studios fungieren als ein perfektes Modell für den verzweifelten Versuch der Musikproduktion, die Interferenzen, die sozialem Raum inhärent sind, auszugrenzen - makellose Kultur zu produzieren).

"Social Music" zielt darauf ab, dieses Modell umzukehren, indem es eine direkte Relation zu einem größeren Kontext herstellt - den Rahmen erweitert, indem es das willkürliche Wechselspiel der öffentlichen Interaktion miteinbezieht. Was "Social Music" kennzeichnet ist, dass die Beziehung zu einem größeren Kontext als Ausgangsbasis für die Produktion der musikalischen Arbeit dient; weiters versucht "Social Music" die Spannungen zwischen den Parametern von Musik (Konvention) und zwischen dem was "draußen" ist (Experiment) hörbar zu machen, zwischen dem öffentlichen Raum und der privaten Intimsphäre, zwischen der Komplexität der Gesellschaft und den Technologien der künstlerischen Medien.

Die Positionierung der musikalischen Produktion und der Verwendung des Mediums Radio in dieser Zone des Experiments erfordert das Aufgeben traditioneller Vorstellungen vom "Künstler als Individuum" und verlangt statt dessen nach einem alternativen Ansatz, in dem die Begriffe "Kontext" und "Werk" und schliesslich auch "Publikum" miteinander auf eine Weise interagieren, die schliesslich künstlerische Resultate erzielt. Diese Resultate sind an ein zufallsbestimmtes Wechselspiel von Phänomenen geknüpft, und darüberhinaus im Moment ihres Erscheinens an die Herausbildung dessen, was wir als "Öffentlichkeit" bezeichnen könnten.

Der Radioraum stellt für das Projekt "Social Music" einen spezifischen und bezwingenden Kontext dar, weil Radio, dessen Klänge und Ereignisse in nicht vorhersehbaren und z.T. unbekannten Situationen auftauchen, als sozialer Kontext und als Medium notwendigerweise verstreut ist und so von bereits bestehenden Raeumen sozusagen verunreinigt, angesteckt wird.

Auf eine gewisse Art und Weise ist Radio ein Modell für die Anliegen des Projekts "Social Music", ja man könnte geradezu behaupten, dass Radio selbst eine "Social Music-Produktion" darstellt. Und so darf man annehmen, dass die Radio-Arbeiten von "Social Music" den HörerInnen (und den KünstlerInnnen) eine Auseinandersetzung mit dem Wesen des Mediums Radio abverlangen, ein Verständnis dafür, dass man als HörerIn in eine komplexe Situation eintaucht, in der musikalische Handlung und Gebundenheit an den jeweiligen spezifischen realen Ort in einem radiophonen Raum in einen Dialog treten, wobei beide durch den Ausgangspunkt der Übertragung und durch den konkreten Ort des Empfangs bestimmt werden.



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