Sound umgibt uns überall, er ist ständig
da - ob wir ihn mit unserem
blossen Ohr hören oder nicht. Radiowellen, Kurzwelle oder FM,
Mikrowellen,
Zischen und Knallen in der Ionosphäre, Mobilfunkgespräche,
Babyphone: sie
alle sind drahtlose Signale, die den Himmel durchkreuzen und Gebäude
durchdringen. Die Sounds können zwar auch per Zufall
gehört werden
(Hintergrundmusik kann ungebeten deine Ohren in Geschäften oder
Flugzeugterminals überschwemmen), eigentlich aber erfordert
Radio-Hören
ein bewusstes Tun: Zumindest das Anschalten und Tunen der Regler.
Was nun, wenn wir die Hörer nicht mehr nur als
betäubte Masse passiver
Rezipienten, sondern als aktiv Sound Suchende betrachten? Der Hörer
braucht Werkzeuge, um Signale einzufangen und seine Frequenzen zu finden.
Radiowellen besitzen ausserdem eine Geschichte als militärische Waffe:
als Mittel für verschlüsselte Nachrichten, für
Propagandazwecke oder
zum Überwachen. Alle diese Funktionen erfüllen Radiowellen
noch immer:
Angefangen beim unerbittlichen Ticken der Atomuhr bis hin zur Flut von
Nachrichten, die auf Polizeiscannern oder Walkie-Talkies auftauchen.
"Reception Is Interception" fordert daher Künstler auf,
das Radio
historisch und ontologisch zu überdenken und wie unerschrockene Spione
herumzuschnüffeln, das heißt: Sounds auszuwählen und auszugraben.
"Reception Is Interception" widerspricht dem fundamentalen
Bedürfnis nach
der Rolle eines passiven Zuhörers. Es begreift Empfangen als Abfangen:
das Aufgreifen von Sounds aus dem Himmel, das Absuchen nach den entfernten,
nach den leisen, nach den obskuren Signalen, das Lauschen nach Mustern in
der Soundflut. "Reception Is Interception" stellt eine
einfache Frage: Was
ist "on the air" und wer hört zu?
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