Reception is Interception - curated by Anna Friz


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Sound umgibt uns überall, er ist ständig da - ob wir ihn mit unserem blossen Ohr hören oder nicht. Radiowellen, Kurzwelle oder FM, Mikrowellen, Zischen und Knallen in der Ionosphäre, Mobilfunkgespräche, Babyphone: sie alle sind drahtlose Signale, die den Himmel durchkreuzen und Gebäude durchdringen. Die Sounds können zwar auch per Zufall gehört werden (Hintergrundmusik kann ungebeten deine Ohren in Geschäften oder Flugzeugterminals überschwemmen), eigentlich aber erfordert Radio-Hören ein bewusstes Tun: Zumindest das Anschalten und Tunen der Regler. Was nun, wenn wir die Hörer nicht mehr nur als betäubte Masse passiver Rezipienten, sondern als aktiv Sound Suchende betrachten? Der Hörer braucht Werkzeuge, um Signale einzufangen und seine Frequenzen zu finden.

Radiowellen besitzen ausserdem eine Geschichte als militärische Waffe: als Mittel für verschlüsselte Nachrichten, für Propagandazwecke oder zum Überwachen. Alle diese Funktionen erfüllen Radiowellen noch immer: Angefangen beim unerbittlichen Ticken der Atomuhr bis hin zur Flut von Nachrichten, die auf Polizeiscannern oder Walkie-Talkies auftauchen.

"Reception Is Interception" fordert daher Künstler auf, das Radio historisch und ontologisch zu überdenken und wie unerschrockene Spione herumzuschnüffeln, das heißt: Sounds auszuwählen und auszugraben. "Reception Is Interception" widerspricht dem fundamentalen Bedürfnis nach der Rolle eines passiven Zuhörers. Es begreift Empfangen als Abfangen: das Aufgreifen von Sounds aus dem Himmel, das Absuchen nach den entfernten, nach den leisen, nach den obskuren Signalen, das Lauschen nach Mustern in der Soundflut. "Reception Is Interception" stellt eine einfache Frage: Was ist "on the air" und wer hört zu?
Kunstradio