HORIZONTAL RADIO



horizontal radio berlin


Manfred Mixner : Bericht zum horizontal radio - Netzwerk Radiokunst



    Eine Klanginstallation im Straßenbahndepot Moabit (Wiebestraße)
    Donnerstag, 22. 6.1995 - 13 Uhr bis ca. 1 Uhr nachts
    und eine Live-Sendung auf SFB 4 - Multikulti
    (22. 6.1995, 23. 00 - 24. 00 Uhr)

Die 12stündige Klanginstallation war Teil des internationalen "Horizontal Radios", das seinen Mittelpunkt bei der ARS ELEKTRONICA in Linz hatte. Radiokünstler und Rundfunkanstalten aus Helsinki, Stockholm, London, Moskau, Budapest, Innsbruck, Linz, Rom, Bologna, Madrid, Tel Aviv, Sarajewo, Sydney und Montreal haben sich an dieser Zusammenschaltung beteiligt.

Im Zentrum der Veranstaltungshalle des von der Kulturintiative Moabit gemieteten Straßenbahndepots hat der Berliner Radiokünstler Martin Daske eine Klanginstallation aufgebaut, in der sequenzgesteuert einzelne Texte (Kommentare, Erläuterungen, Geschichten, Analysen, "Gesprächsfetzen") und Musik und Geräusche zum Thema "Migration" - Wanderung von Menschen von einer Region in die andere, von einem Land in ein anderes (was ja nicht immer nur Flucht heißt) - zu hören waren. Rund um diese zentrale Klanginstallation waren Lautsprecher aufgestellt, die die Beiträge der anderen Rundfunkstationen zu diesem "Horizontal Radio" wiedergeben haben.

Alle diese Beiträge wurden über ISDN-Leitungen eingespielt. Die Deutsche Telekom hat uns dafür im Straßenbahndepot Moabit drei ISDN-Basisanschlüsse eingerichtet und uns für die Nutzung dankenswerter Weise einen erheblichen Preisnachlaß gewährt. Beim Austesten der Verbindungen in die verschiedenen Städte stellte sich heraus, daß überall von Helsinki über London bis Madrid zwar angeblich die Euro-Norm für ISDN-Verbindungen eingehalten worden ist, aber die Codierung, bzw. die Decodierung der Signale über eine eigene Soft-Ware erfolgte und damit inkompatibel war. Lediglich mit Linz war die Kommunikation fehlerfrei möglich, also mußten wir uns alle Beiträge via Linz holen. Auch die von uns abgehenden Signale konnten nur in Linz fehlerfrei abgenommen werden, mit Ausnahme von Stockholm, dort konnte unsere Klanginstallation direkt übernommen werden (wir konnten aber aus Stockholm keine Signale übertragen).

Das Elektronische Studio der Technischen Universität Berlin hatte zwei Terminals aufgebaut, die (über ISDN-Leitungen) an den Großrechner der TU angebunden waren, wo wieder über ISDN-Leitungen aus dem INTERNET einzelne kurze Sound-Files übernommen werden konnten und wo auch Klang-Elemente aus Berlin von anderen Stationen abgerufen wurden. Dieser Daten-Transfer war allerdings recht langsam und konnte nicht in Echtzeit realisiert werden.

Die Veranstaltung wurde von ca. 400 Personen besucht, die bis zu drei Stunden im Straßenbahndepot von Klanginsel zu Klanginsel wanderten. Der SFB-Beitrag von Martin Daske wurde während der 12 Stunden via Linz von insgesamt neun Rundfunkanstalten in Teilen von 10 Minuten bis zu einer Stunde immer wieder live übernommen.



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