Die Grenze des elektronischen Raumes ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Wellen. Die perspektivische Geometrie der Renaissance wird abgelöst durch die Metrik der Zeit. Die Metrik der Zeit. Parameter des elektronischen Raums. Metrik (zu griech. metrikë téchne "Kunst des Messens") - in der Mathematik diejenige Struktureigenschaft eines Raumes, durch die in ihm die Entfernung (der Abstand) zweier Punkte definiert ist.
23.45 Uhr - ORF2 - ÖSTERREICH 1
Live in Innsbruck, Graz und Linz
realtime ist eine telematische Echtzeit-Konzert-Performance, die simultan in
den ORF Landesstudios Linz, Innsbruck und
Graz stattfindet und über
Synchronschaltung live im ORF Fernseh- und Hörfunkprogramm ausgestrahlt
wird.
realtime benutzt alle verfügbaren Bild-, Ton- und Datennetze zur Interaktion der in den drei Landesstudios anwesenden Akteure und produziert daraus in Echtzeit zwei Live-Sendungen, die parallel in Radio und Fernsehen ausgestrahlt werden. Die drei Studios werden dabei untereinander zu einem ringförmigen Datennetz zusammengeschaltet.
realtime im Radio ist nicht die Stereoversion des Fernsehtones, und realtime
am TV-Monitor nicht einfach das Bild zum Ton.
Die an sich autonomen Senderäume bilden einen gemeinsamen Ort für die
mediale Abbildung des Geschehens.
Die vorgefundene Infrastruktur der Daten- und Übertragungsnetze zwischen diesen Orten wird von den Künstlern besetzt und zu deren wichtigstem "Instrument".
Ein "Instrument", das eine realzeitlich vernetzte Interaktion weit über das Maß der wechselseitigen Sichtbarkeit hinaus ermöglicht.
Bilder, Töne, digitale Controlcodes für ferngesteuerte Roboter können auf den unterschiedlichen Ebenen der Video-, Audio- und Datennetze ausgetauscht werden.
Jeder Künstler kann unmittelbar an den anderen Orten präsent werden und Einfluß ausüben.
Die augenblickliche Rückmeldung der telematischen Aktivitäten erlaubt die präzise Kontrolle des Zusammenspiels.
Zum anderen die a-topischen virtuellen Räume, die durch die Kommunikationsnetze sowie durch die Sendemedien Radio und Fernsehen gebildet werden.
Und schließlich gibt es "den Raum" der Zuseher/-hörer,
gebildet von den zahllosen Empfangsgeräten, jenen Radio- und
TV-Geräten, die, nach Vilém Flusser,
die "Fenster und Türen" des elektronischen Raumes sind.
Akustische, visuelle Schnittstellen, an denen sich der telematische
Handlungsraum zum Publikum hin öffnet.
Wenngleich es an keinem dieser "Orte" eine Gesamtfassung des Projektes geben kann, besitzt doch jede der spezifischen "Abbildungen" umfassende Gültigkeit.
Ein Umstand der sich notwendigerweise aus dem vernetzen Arbeiten mit Echtzeit-Medien ergibt.
Die an "auseinanderliegenden Orten versammelten" Musiker agieren über die Tiefe der geographischen Entfernungen hinweg in, von ihrem Wesen her, körperlosen elektronischen Netzen, in einem Raum, der keine andere Grenze kennt, als die der Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Wellen.
So begegnen sie einander im Verlauf ihrer Fortbewegung durch den Senderaum von Radio und Fernsehen und treffen sich in den Wohnzimmern der Zuseher/hörer.
Eingetreten durch den Lichtkegel der Robotcamera, verschwinden sie durch einen Seitenausgang des akustischen Raumes, ziehen weiter als elektromagnetische Spur im telematischen Raum.