radiobeams

Radiobeams ist ein "Cross-Media-Event" das simultan an geographisch auseinanderliegenden Orten und in unterschiedlichen Übertragungs- und Präsentationsmedien stattfindet.

D.h. Musiker/Performancekünstler an verschiedenen Orten, (Graz, Hertogenbosch, Berlin) sind über Telefon-, Daten- und Rundfunkleitungen miteinander verbunden, um auf dieser so entstehenden "telematischen Bühne" miteinander zu spielen. Die dabei zum Einsatz kommende Technologie, die stellvertretende Anwesenheit der Person durch ihre aus der Ferne übertragene Aktion sowie die Möglichkeit der augenblicklichen Einflußnahme auf die Geschehnisse an den jeweils anderen Orten bilden die zentralen Gestaltungsmittel des Projektes.

Das Medium Radio wird, über seine gewöhnliche Funktion der Programm-Distribution hinaus aktiv in den wechselseitigen Datenfluß einbezogen.

Gesamtansicht

Das Konzert an den drei Orten

In Graz, dem Ausgangspunkt der Datenreise, wird eine von x-space entwickelte, helmartige Konstruktion, die Kopfbewegungen sehr genau dreidimensional auflösen kann, im Zentrum des Geschehens stehen, und in diesem Fall verschiedene Computer-Musik-Instrumente kontrollieren d.h. die Erzeugung sowie räumliche Verteilung der Musik steuern.

Die dabei entstehenden Daten werden nach 's-Hertogenbosch übertragen und dort direkt einem Roboter zugeführt, der damit einen Scheinwerfer bewegt, dessen Lichtkegel synchron zu den Kopfbewegungen aus Graz den Veranstaltungsraum in 's-Hertogenbosch abtastet. (D.h. schaut der Träger des Helms in Graz nach links oben, so leuchtet der Scheinwerfer in 's-Hertogenbosch ebenfalls in diese Richtung und das Publikum sieht diesen Teil des Konzertraumes etc.)

Dieser suchende Lichtkegel (das fernsehende Auge) erfaßt dabei immer wieder einzelne der vielen lichtempfindlichen Sensoren, die im ganzen Raum verteilt angebracht sind und bei Lichteinfall Musik- und Klangereignisse einer Computer-Musikanlage auslösen.

Das so entstehende Klangenvironment bildet die musikalische Basis für die in 's-Hertogenbosch spielenden Musiker, die zusätzlich zu ihren "normalen" Instrumenten mit Stirnlampen ausgestattet sind, und so auf dieses Klangenvironment in direkter Interaktion Einfluß nehmen können.


In Berlin werden Isabella Bordoni, David Moss und Roberto Paci Dalo an dem Projekt teilnehmen. Über Telefonleitungen mit Holland verbunden senden sie, vom DAAD-Atelier aus, Text- bzw. Musikbeiträge nach Holland.


Das Sendesignal für den Rundfunk, Ausgangspunkt der Radioausstrahlung ist das in 's-Hertogenbosch stattfindende Konzert der Live Musiker mit dem aus Graz gesteuerten Klangenvironment und den Beiträgen aus Berlin.

Die in 's-Hertogenbosch anwesenden Musiker sind jedoch ebenfalls mit den erwähnten Lichtsensoren ausgestattet, was zur Folge hat, daß die von ihnen produzierten Musik-Signale nur dann auch für den Sendeweg freigegeben werden, wenn sie von einem Lichtkegel erfaßt werden. d.h. wenn die Musiker von Graz aus "ferngesteuert" werden, oder sich mit ihren Stirnlampen, gegenseitig für das Sendesignal aktivieren.


Die Synchronschaltung der Rundfunkanstalten

Während an die Rundfunkanstalt in Holland jeweils jene Signale weitergegeben werden, die gerade von einem Lichtkegel erfaßt werden, wird nach Wien ein negativer Komplementär-Mix des Geschehens gesendet. d.h. in Wien hört man das, was man in Holland nicht hört und umgekehrt. Erst eine nachträgliche Montage der beiden Rundfunksendungen ergäbe somit einen vollständigen Mitschnitt des für das Publikum in 's-Hertogenbosch erlebbaren telematischen Radiokonzertes.

Das über den österr. Rundfunk ausgestrahlte Signal wird in Graz empfangen, schließt den Kreislauf und dient den dort agierenden Musikern gleichermaßen als Rückmeldung, wie als neuerlicher Ausgangspunkt für ihr Spiel.

  • Schematisches Diagramm des Signalfluß

  • Die eigentliche Rahmenhandlung dieses Projektes ist somit eine Datenübertragung und -transformation, bei der eine Ursprungsinformation über verschiedenste technologische Übertragungs- und De-Codierungssysteme zwischen den beteiligten Orten übertragen wird und zur bestimmenden Kraft der musikalischen Performance sowie deren radiospezifischer Aufbereitung und Mischung wird.

    Dem Wesen von Telekommunikationsmedien entsprechend, werden sich die Musiker in Graz und Berlin in "hausmusik-ähnlichen" Situationen mit kleinem Publikum, ev. nur Freundeskreis, direkt von ihren Arbeits-, bzw. Wohnplätzen aus in diese Live-Produktion einschalten. Von privaten Raum des Künstlers aus gelangt so die Aktion, verschiedene öffentliche Räume tangierend (Konzertsaal 's-Hertogenbosch, Radioprogramm) in den privaten Raum des Radiohörers. Die lineare Kontinuität der Raum-Zeitperspektive tritt zurück zugunsten einer Simultaneität der Prozesse.


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