puente telefonico

Für den Eingangsbereich des Österreich-Pavillons bei der EXPO '92 in Sevilla wurde von Gerfried Stocker und Horst Hörtner eine interaktive Klangskulptur,

"die klangstäbe"

errichtet. Dabei handelt es sich um elastische, eigens für diese Skulptur gefertigte Stäbe aus Glas-bzw. Kohlefaser verstärktem Kunststoff.

Unterschiedlich im Durchmesser, und fest im Boden verankert, ragen sie bis zu 6m senkrecht in die Höhe. Einmal von den Besuchern in Bewegung versetzt, führen sie Schwingungen aus, deren unterschiedliche Charakteristik von Materialzusammensetzung und Dimension des jeweiligen Stabes bestimmt wird. - Ein raumgreifender Dialog mit der Architektur des Pavillons.


Diese Schwingungen werden von Drucksensoren erfaßt, an einen Computer weitergegeben, von diesem ausgewertet und in weiterer Folge zur Erzeugung bzw. Steuerung von Klangereignissen herangezogen. D.h., nicht die Körperschwingungen der Stäbe, sondern digital gespeicherte, bzw. computergenerierte Klänge stellen das akustische Ausgangsmaterial.

27 Stäbe, die nicht Einzelobjekte sind, sondern Komponenten einer Skulptur, die ihren Zusammenhalt gleichermaßen durch ihre Formgebung wie durch die akustische Software gewinnt. Der Computer dieser Anlage ist, für Servicezwecke mit einem Telefon-Modem ausgestattet. Dadurch wird es möglich über

"das internationale Telefonnetz"

mit der Skulptur in Sevilla Kontakt aufzunehmen und einen Datentransfer in Echtzeit abzuwicklen. Das heißt, die mit den Klangstäben erzeugte Klangszenerie kann über das normale Telefonnetz transferiert und mit einem Minimalaufwand (PC mit Telefonmodem, Synthesizer und etwas know how) praktisch überall auf der Welt zum Erklingen gebracht werden. Nicht die Klänge selbst, sondern nur die Steuerdaten für deren Erzeugung werden dabei übertragen.


Die Musiker - Josef Klammer und Seppo Gründler - benutzen die Klangstäbe als ihr Instrument, adaptieren deren Klänge, manipulieren die Software. Die Klang-Steuer-Daten, der dabei entstehenden Musik werden via Telefon nach GRAZ verschickt, dort erneut in Klänge umgewandelt und zeitgleich mit dem Geschehen in SEVILLA aufgeführt.

Das akustische Resultat musikantischer Aktion, digitaler Fernübertragung und tontechnischer Rekonstruktion wird stereophon aufbereitet,über

"Rundfunk"

österreichweit direkt ausgestrahlt. Das Material durchläuft verschiedene Formen der Codierung und wird von jedem der verwendeten Übertragungsmedien spezifisch verändert. Das eigentlich zum Erklingen gebrachte musikalische Material ist somit nicht endgültig determinierbar, die Äußerungsform der Botschaft bleibt verhandelbar, und tritt hinter deren Terminologie zurück.

Die Instrumente

Die eigentlichen Musik-Instrumente dieses Projektes sind Computer.

Computer-Systeme die mittels unterschiedlichster Interfaces bedient und zur Erzeugung, als auch zur Gestaltung musikalischer, klanglicher Ereignisse verwendet werden.

Da sind die Computer, derer sich die Klangstäbe bedienen (insgesamt fünf): Zum einen, um die komplette Steuerung abzuwicklen und zum anderen, um Klänge digital zu speichern und generieren zu können.

Doch nicht nur mit den Klangstäben wird für dieses Konzert musiziert werden: Midi-Gitarre, Keyboard, Datenhand-schuhe, und ein ferngesteuertes Schlagzeug sind weitere, computergestützte Komponenten des zum Einsatz kommenden Instrumenten-Parks.

Computer sind es auch, die den Datentransfer von Sevilla nach Graz bewerkstelligen, mit deren Hilfe die codierten Signale in Graz entschlüsselt und erneut zu Klängen geformt werden.


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