ONLINE - Kunst im Netz

Internationales Symposium
Graz 4. - 7. März 1993

Große Worte und Hoffnungen begleiten seit jeher die Entwicklung der elektronischen Künste. Dem gegenüber stehen aber auch Befürchtungen, daß sich die Kunst nur als willfähriger Zuträger der High Tech Industrie verausgaben könnte.


Dem vielfach angesprochenen Fehlen einer emphatischen Praxis der elektronischen Kunst steht ein noch größeres Manko seitens der Kunstkritik entgegen, die sich, noch immer im Begriffskontext des traditionellen Kunstwerkes verankert, (mehr oder minder) redlich abmüht, angesichts der veränderten Bedingungen ästhetische Fragestellungen neu zu normieren. Gilt dem einen Fotografie noch immer als neues Medium der Kunst, sind andere schon zwischen endo und nano verschwunden oder haben sich bereits in der Allgegenwärtigkeit der Netzwerke aufgelöst. Der Tod von Autor, Objekt und damit auch jener enigmatischen Aura der schönen Künste wird einhellig diagnostiziert. Die Diskussionen über die Todesursache scheinen nur mehr melancholisch nekrophilem (gerichtsmedizinischem) Selbstzweck zu dienen.


Dennoch, die Faszination, die künstlerisches Tun in diesem technisch hochgerüsteten Umfeld ausstrahlt, lebt nach wie vor vom Nimbus des Künstlers und der in ihn gesetzten Hoffnung, uns sicher durch die digitale Mediamorphose eines Weltbildes zwischen Null und Eins zu navigieren.

Ist die Telekommunikationstechnologie in der Lage, Träger künstlerischer Vorgänge zu sein? Und unter welchen Voraussetzungen kann sie hinauswachsen über den "...verzweifelten Versuch, etwas von dem, was früher mal Kommunikation [...] war, in dieses seltsame Reich aus Silizium und Hochfrequenzwellen hinüberzuretten?"
(F.A. Kittler)


Diese zum Widerspruch auffordernden Fragestellungen standen im Zentrum von ON LINE, dem ersten von drei Symposien, die 1993 zur Positionsbestimmung einer digitalen, telematischen Kultur stattfanden. (ON LINE - März '93, Graz, Ski; IN CONTROL - Mai '93, Graz; Kunstverein Was; ON THE AIR - Oktober '93, Innsbruck, Transit).

Vor dem Hintergrund des ZERO-Projektes sollte das Symposion Beiträge zu einem neuen Kunstverständnis liefern, das sich den veränderten technologischen Bedingungen gewachsen zeigt.
Begleitet wurde das Programm von einer dokumentarischen Ausstellung medienspezifischer Arbeiten sowie von Installationen und Performances internationaler Künstler.


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