Die vorgefundene Infrastruktur der Daten-, und Übertragungsnetze zwischen
diesen drei Studios wird von den Künstlern besetzt und zu einem Instrument
vielschichtiger realzeitlicher Interaktion.
Einer Tele-Interaktion, die weit über das Maß der wechselseitigen
Sichtbarkeit hinausreicht.
Der "Studio-Raum" (das Foyer des jeweiligen Landesstudios) wird
räumlich aufgebrochen und mit zwei anderen architektonisch identischen
Studio-Räumen synchronisiert. Die mediale "Tele-Präsentation" dreier an
sich isolierter Geschehen wird "tele-präsent". Die physischen Entfernungen
werden durch mehrkanalige Verbindungen durchsichtig -
"durchhörbar".
Nicht bloß die Oberfläche, vor Ort entstehender akustisch-visueller
Impulse wird übertragen, die Kontinuität der Handlung(en) wird
mehrräumig "tele-materialisiert".
Die an "auseinanderliegenden Orten versammelten" Musiker agieren also über die Tiefe der geographischen Entfernungen hinweg in, von ihrem Wesen her ortlosen elektronischen Netzen, in einem Raum, der keine andere Grenze kennt, als die der Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Wellen.
Chipradio konfrontiert, das distributive Massenmedium Radio mit der Realität inter-kommunikativer Netze um in diesem Spannungsfeld die Möglichkeiten beider Medien auszuloten.
GERFRIED STOCKER Innsbruck:
ANDRES BOSSHARD Dornbirn:
Chipradio verwendet Bild-, Ton- und Datenleitungen, jeder der Musiker ist
durch diese Netze an allen Orten präsent.
Die telematischen Aktivitäten werden als Töne und Bilder in die Netze
rückgeführt. - Antwort und Impuls.
Punktuelle, dialogisierende Klänge bestimmen das musikalische Geschehen.
Mia Zabelkas Steuerdaten für elektronische Instrumente hinterlassen bei ihrer Reise durch das Netz sichtbare, grafische Spuren auf den Videomonitoren.
Mit Datenhandschuhen greift Gerfried Stocker durch das Datennetz, durch den Raum, um am anderen Ende die akustischen Instrumente zu spielen.
Über die differenzierte Raummikrophonierung von Andres Bosshard wird die räumliche Situation an die jeweils anderen Orte weitergegeben.
Auch der elektronische Raum wird so in seiner Homogenität aufgebrochen und an den entstehenden akustischen und visuellen Schnittstellen öffnet sich dem Publikum ein Zugang zu dem mutimedialen Geschehen.
Mittels vereinbarter Zeichen (Cues) steuern die Musiker den Ablauf der
Performance.
Die Zeichen sind bestimmten Zeitsegmenten zugeordnet, weisen den Sprecher
an, bestimmte Texte zu bringen, fordern die anderen Musiker auf in einem Solo zu
begleiten etc.
Bestimmte Cues (der Solisten) sind bindend. Spielanforderungen können
auch weitergegeben werden. - Eine Stafette wechselseitigen Dialogs.
Zusätzlich zu den drei Netzebenen (Video-, Audio-, Datennetz) können sich die Musiker über eine eigene Tonleitung miteinander verständigen. Diese Leitung kann dem Sendesignal zugemischt werden.