BUONA NOTTE eine Unskulptur, Videoaktion

Das Band BUONA NOTTE ( von Gertrude Moser-Wagner, 1983/84 , 60 min) ist eine Studie zum Aufbau und Abbau von Zeit und ihrer Wahrnehmung am Beispiel des menschlichen Körpers. Eine Person ist unter der Kamera postiert, das Monitorbild zeigt Oberkörper und die untere Gesichtshälfte. Die Person hält in ihrer rechten Hand ein kleines Eisenhämmerchen, mit dem sie sich eine Stunde lang regelmäßig auf den Brustkorb klopft. Während der Aktion ändert sich der Rhythmus etwas, die innere und die äußere Funktion haben sich kurzgeschlossen. Das Video ist die Dokumentation dieser Veränderung nach außen hin.

 

W.E.I.L., Videoperformance von Gertrude Moser-Wagner, Installationsversion, Klangkomposition Peter Böhm, (aus dem Video HAPTISCH/SYNAPTISCH/TEMPORÄR, 1990)

Die Installationsversion der Videoperformance W.E.I.L. wiederholt einen Vorgang im viergeteilten Monitorbild, wobei jedes Viertelbild eine andere Sicht derselben Szene zeigt. Ausgangspunkt ist die Videoaufnahme einer ehemaligen Tür, die als (Tür)Rahmen auf weißer Wand im Raum vorgefunden wurde. Diese Raumsituation wird performativ von einer Person kommentiert, die parallel zur Wand auf und ab geht und so den Rahmen passiert. Kommt sie in die Zone der ehemaligen Tür, so macht sie eine halbe Drehung. Das Monitorbild zeigt von einem fixen Kamerastandpunkt aus, dieses Vorbeigehen, wobei die Person immer nur als oberer Teil des Kopfes sichtbar ist, in verschiedenen Naheinstellungen und in verschiedenen Rhythmen.

 

KIOSK, Video von Gertrude Moser-Wagner 1993, Installationsversion, Klangkomposition Josef Reiter

Dem Video liegt ein strukturelles Prinzip zugrunde. Seine Montageform ist Subtraktion und Addition, im Bild wie im Klang. Ausgangspunkt ist das Filmen einer Mauerfront, an erhöhter Stelle in einem Haus gelegen, die regelmäßige Durchblicke nach außen in einen Park hinunter, aufweist. Die Kamera wird mehrmals per Hand in einer drehenden Bewegung geschwenkt, dadurch kommen verschiedene Perspektiven zustande. Die Aneinanderreihung der Durchblicke gestaltet sich nach zwei Methoden, die einander ergänzen und so etwas wie eine unendliche Schleife bilden. Dabei werden verschiedene Rhythmen angewandt.

 

  TUTT´UNO, Video von Gertrude Moser-Wagner 1997, Installationsversion

Primärsprache, Träger von Sprache und das Verhältnis der Worte zueinander sind in diesem Video mehrdimensional zusammengeführt. Die beiden Worte TUTTO und UNO werden auf das Fell zweier freilebender Pferde mit weißer Farbe aufgebracht. Die Aktion findet im Frühjahr 1997 auf einem toskanischen Olivenhain nahe Lucca statt, deshalb wurde die italienische Sprache gewählt („tutto" heißt "alles", "uno" heißt "eines" und die Kombination "tutt´uno" heißt "ein und dasselbe"). Träger der beiden Worte sind Pferde, an sie ist die Konstellation dieses dreidimensionalen Sprachprojekts delegiert. Das Zueinander der zwei Pferde definiert diese Beobachtung vom Allgemeinen zum Besonderen ins Egalitäre und nimmt Sprache beim Wort.

 
 

TORNASOLE, Videoprozess von Gertrude Moser-Wagner, 1997

Text Arrigo Lora-Totino Italien, Ostern 1997. Im Freien ist eine Tafel gerichtet. Menschen kommen, setzen sich, das Ostermahl beginnt und nimmt seinen Verlauf. Von einem erhöhten Ort aus ist der fixe Kamerablick auf die Tafel gerichtet, der die Bewegung der Personen auf der Ebenezeichnis eines festlichen Verlaufs in Draufsicht zeigt, eine quasi abstrakte Fassung zwischen Konzentration und Dispersion. Sitzen, Essen, Reden, Stehen, Gehen. Von Zeit zu Zeit passiert eine Person das Feld, ihre Jacke ist abwechselnd rot oder blau. Tritt die Person ins Sichtfeld, so hebt auf der akustischen Ebene ein Gedicht des italienischen konkreten Poeten Arrigo Lora-Totino an, von eigener Stimme inszeniert. Das Bild kippt bei Auftreten der Figur nach rot oder blau und korrespondiert mit dem Text. Der Titel "Tornasole" ("Lackmus" d.i. Indikator in der Chemie), heißt auch wörtlich "komme zurück, Sonne", mit beiden Bedeutungen spielen Bild und Text. Das Video steigert sich von Zeit zu Zeit in diese zweite Ebene wie in ein eigentümliches Ritual, die erste Ebene bleibt davon scheinbar unberührt, rote und blaue Bildeinfärbungen halten nur kurz an.


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