"Jetzt geht alles"
Station Rose, "Update 1996":


"techno war die erste form der lustvollen vereinigung mit externen digitalen datenbanken und zugleich die letzte getrennte kunstform vor der multimedialen digitalen vereinigung mit externen datenbanken, welche zu einer einzigen rauschähnlichen, vernetzten internet-sort of communication führen." (Elisa Rose in Techno)

Anfang der 90er Jahre veranstaltete Station Rose "gunafa clubbings" im legendären Frankfurter Club XS. Ihre Feste waren damals eine Mischung von Psychedelic und digitalem Ambiente. Statt Stroboskopen und Nebelmaschinen verwendeten sie Computeranimationen, die auf riesigen Projektionswänden im Raum zu sehen waren. Statt Hardcore Techno spielten sie Ambient. Ihre Feste waren nicht nur für die Community im XS da, sondern auch für die Internetler, die sich via E-mail einklinken konnten.

Diese erste digitale Welle war aber 1994 wieder vorbei. Techno und Rave wurden zu lemminghaften Veranstaltungen. Station Rose zog sich endgültig ins Studio zurück. Von nun an pflegten sie ihre Fetische: den Rechner Amiga 3000 und den Synthesizer Roland 303. Virtuelle Kommunikation wurde zu ihrem Lebensinhalt. Bis auf ihre Ausflüge zu Veranstaltungen wie "Ars Electronica", wo sie zu den Stammgästen gehören, aber auch zu anderen Symposien und Vorträgen in der realen Welt. Sei es, um CD-ROMs oder Performances zu präsentieren.

"viele gute künstler verließen frankfurt, andere wie wir lebten fast durchgehend im studio, im cyberspace, wo es eigentlich schöner, geiler, vernetzter war als draußen" (Elisa Rose in Techno)

Introvertierte Cyberpunks versus extrovertierte DJs

So gut wie alles, was vom Techno geblieben ist, wird von Station Rose kritisiert. das "one nation/one tribe/one family"-Gehabe genauso wie dessen Kleidervorschriften, Fanzines oder Vinyl. Ihr eigenes Plattenlabel ließen sie zu einem "internet-label" mutieren. Angeblich ist jetzt die Welt wieder besser und gut.

"internet-label, daten-raves, neurolandschaften, also der bewußte umgang mit den digitalen medien, lassen fernsehen, radio, film, theater und techno alt aussehen. sie alle werden aber nicht geoutet und verdammt werden, sondern als samplingfutter den kontakt zur vergangenheit darstellen."



Tip:
"techno", Hrsg. Philipp Anz, Patrick Walder, Verlag Ricco Bilger, 1995.