Sonntag, 16. April 2023, 22:05 - 23:00, Ö1

ENGLISH

RADIOKUNST - KUNSTRADIO










Radius Episode 94: Untitled Radio (futile, fertile)

von Lia Kohl

&

The Correct Time

von Jeff Kolar



Radius ist eine Radiokunstinitiative und Plattform aus Chicago, die im Jänner 2011 gegründet wurde. Betrieben wird Radius von Jeff Kolar, Experimentalmusiker und Radiokünstler. Nick Ferreira, Designer und Nick Briz, Web Developer. Für Radius sind bisher fast 100 Stücke von Künstlerinnen und Künstler aus über 20 verschiedenen Ländern entstanden. Gesendet werden die Radius Radiokunstarbeiten auf der FM-Frequenz 89.7-FM mit Hilfe einer mobilen 4-Watt-Sendeanlage immer von einem anderen Ort irgendwo in Chicago. Dieser kleine Sender kann auch mit einer Autobatterie betrieben werden und ist somit überall einsetzbar. Das bietet den Künstlerinnen und Künstlern eine offene und mobile Möglichkeit, ihre Radioabreiten zu senden. Radius bietet den Künstlerinnen und Künstlern einen Monat lang Radioraum auf einer Sendefrequenz und online, statt in einem Ausstellungsraum oder in einer Galerie.

Ö1 Kunstradio präsentiert die Radius Episode 94: „Untitled Radio (futile, fertile)“ der in Chicago lebenden Cellistin und Komponistin Lia Kohl, sowie die neue Radioarbeit „The Correct Time“ von Jeff Kolar.


Radius Episode 94: Untitled Radio (futile, fertile)
von Lia Kohl

  • © Lia Kohl


  • Die Grundlage von Lia Kohls Untitled Radio (futile, fertile) ist eine Serie von Improvisationen mit live aufgenommenen Radiofrequenzen, die während ihres Aufenthalts bei ACRE im Nordwesten von Wisconsin entstanden sind. ACRE liegt außerhalb von Steuben, Wisconsin, einem Gebiet, das so ländlich ist, dass es in einigen Gebieten wenig bis gar kein Radiosignal gibt. Stattdessen bietet das UKW-Signal eine reichhaltige und abwechslungsreiche Palette von Drones, perkussiven Geräuschen und Plopps, die das Ohr dazu anregen, unzählige Klangarchitekturen zu erfinden: Harmonien, Melodien, Landschaften. Das Radio hat es Kohl angetan, weil es den Sound auf besonders physische Weise zum Leben erweckt. Diese Wellen sind ständig um uns herum und senden Wetter, Nachrichten, Gebete und Popsongs, wir müssen nur das Radio einschalten, um sie zu hören. Diese langen Aufnahmen des Rauschens haben eine sinnlose und fruchtbare Eigenschaft: Sie sind voller Möglichkeiten und übertragen nichts. Obwohl diese Radioimprovisationen als musikalische Objekte für sich allein stehen könnten, dienen sie hier als Partitur oder Leitfaden für weitere Reaktionen. Dieses Stück ist eine Auswahl von vier dieser Antworten, bei denen Synthesizer, Cello, Stimme und bearbeitete Feldaufnahmen zum Einsatz kommen. Kohls Antworten auf diese Notationen können bei jeder Realisierung völlig unterschiedlich ausfallen. Manchmal tauchen spezifische Tonalitäten oder klare melodische Fragmente auf, ein anderes Mal ist sie eher vom Geräusch beeindruckt oder konzentriert sich auf eine genaue Nachbildung des statischen Klangs. Sie achtet darauf, dem Prozess keine vorgefassten Regeln aufzuerlegen, sondern gibt sich selbst die Möglichkeit, bewusst und aufmerksam zuzuhören, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Zuhören ein reagierender Vorgang ist. Es gibt keine alleinige Klangwahrheit. Je öfter sie diese Methode erforscht, desto mehr verändert sie sich.


    The Correct Time
    von Jeff Kolar




    In „The Correct Time“ thematisiert Jeff Kolar die Tagundnachtgleiche: zweimal im Jahr steht die Sonne genau über dem Äquator. Live aufgeführt wurde das Stück am 22. September 2022 in der Ausstellung "The Correct Time" im Design Museum of Chicago. Die Live-Performance begann um 20:03 Uhr Central Standard Time, also genau zum Zeitpunkt der Tagundnachtgleiche – Kolar versuchte auf diesen Moment zu reagieren, in dem die Sonne den Äquator der Erde überquert und dabei zwölf Stunden Tageslicht und zwölf Stunden Dunkelheit erzeugt.

    „Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, zum Zeitpunkt des astronomischen Herbstbeginns, soll uns dieses Hörstück daran erinnern, dass die Zeit uns alle eint“, so der Künstler.


  • Links:
  • Radius