Welchen Sinn hat Kunstproduktion, wenn Krieg ist? Wenn der Wohnort unter Beschuss steht und es am Notwendigsten fürs Überleben fehlt? Greift man da noch zum Instrument? Was brauchen ukrainische Künstlerinnen und Musiker? Wie können Kultureinrichtungen ihre Solidarität zeigen und Unterstützung bieten?
Solche Fragen werden in Kulturkreisen diskutiert – auch in der Kunstradio-Redaktion. Dabei verfügen wir mit dem Kunstraum Radio über einen Ort der Präsentation und Produktion, der ortsungebunden ist und viele Menschen erreicht.
Komponistinnen, Performer, Künstlerinnen, Improv-Musikerinnen und Schauspieler haben kurze Hörstücke geliefert. Diese beschäftigen sich zum Teil direkt mit dem Krieg in der Ukraine, zum anderen Teil indirekt, indem sie aus einer beklemmenden Stimmung heraus entstanden ist, die bereits vor der Invasion am 24. Februar zu spüren war.
In den letzten Wochen haben ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich in Charkiv, in Kyiev oder anderen Landesteilen befinden an den insgesamt acht neuen Stücken gearbeitet.
Das Ö1 Kunstradio bedankt sich bei allen Künstlern und Künstlerinnen, dass sie trotz der schwierigen Umstände Beiträge schicken konnten, sowie bei Nick Acorne, Elisabeth Schimana und Seppo Gründler für die Vermittlung.
ZOV_A
von Georgiy Potopalskiy & Andrei Pavlov (Violin)
“ZOV_A ist dem unerschütterlichen Freiheitswillen und der Tapferkeit gewidmet, die wir jetzt mit eigenen Augen am Beispiel der Krieger - Helden der Verteidiger von Mariupol - sehen können. Das Asowsche Stahlwerk ist die letzte Insel der Freiheit, die in einem Meer voller Zombies versinkt. Sie sind dem Untergang geweiht, aber sie geben nicht auf. "Bevor es zu spät ist - schlag deinen Kopf gegen das Eis."
In der Komposition ZOV_A haben wir ein Gedicht des ukrainischen Dichters und Philosophen Oleh Lisheha verarbeitet, das von dem Autor selbst gelesen wurde. Sowie Aufnahmen von Volksgesang (Ehe). Die Geige wurde am 27. April 2022 in Kiew aufgenommen."
Text & Stimme Oleh Lysheha - Song 551 (übersetzt von JAMES BRASFIELD) Before it's too late - knock your head against the ice. Bevor es zu spät ist, brich durch, schau. Du wirst eine wunderbare Welt sehen.. Bei einem Karpfen ist das etwas anderes - Er neigt dazu, in die tiefsten Tiefen zu stürzen, Geboren, um gefangen zu werden, früher oder später. Aber du bist ein Mensch, nicht wahr? - Niemand wird dich fangen. Karpfen - das sind ganz andere Tiere - Seit Jahrhunderten sinken die dunklen, tückischen Untiefen. Wann hat unser Jahrhundert begonnen, sie zu verfolgen? Schau - seine Flosse streichelt ihre Flossen, er folgt ihnen, gleitet davon. Bist du allein? Aber du bist doch ein Mensch, oder? Mach dir keine Sorgen, du wirst durchbrechen... Bevor es zu spät ist - schlag mit dem Kopf gegen das Eis... O wunderbare, weite und verschneite Welt!
Nova Realnist
von mariia&magdalyna feat krkrk (Kyiv, Ukraine)
mariia&magdalyna ist ein ukrainisches Duo bestehend aus Marusya und Nadiya, die seit 9 Jahren zusammenarbeiten. In dieser Zeit haben sie an mehr als 10 Projekten teilgenommen, waren Mitglieder des sozialen Kabaretts "TseSho", Schauspielerinnen des Dakh-Theaters (Kiew) und haben 2020 ein Projekt für Theatermessen gestartet. Die Kontrabassistin und elektronische Musikerin Kristina Kirik alias krkrk stieß bei der Veranstaltung "Human?..." zur Gruppe und setzte ihre Gefühle in Klang um.
21.12.21
von Stas Kononov (Kharkiv, Ukraine)
Stas ist ein professioneller Gitarrist und Komponist. Viele Jahre lang war er an verschiedenen Musikprojekten in der Ukraine beteiligt. Er war Mitglied von so bekannten Bands und Musikprojekten wie 5nizza, Sergey Babkin, Orchester Che, Sophie Villy, Kooqla, My Rockets Up und vielen anderen. Als Komponist schrieb er Musik für verschiedene Theaterstücke und komponierte für Filme. Heute ist er als Solokünstler und Komponist tätig und arbeitet mit verschiedenen internationalen KünstlerInnen zusammen.
Antidronio2
von Maxim Trianov (Kharkiv/Mukachevo, Ukraine)
Stas ist ein professioneller Gitarrist und Komponist. Viele Jahre lang war er an verschiedenen Musikprojekten in der Ukraine beteiligt. Er war Mitglied von so bekannten Bands und Musikprojekten wie 5nizza, Sergey Babkin, Orchester Che, Sophie Villy, Kooqla, My Rockets Up und vielen anderen. Als Komponist schrieb er Musik für verschiedene Theaterstücke und komponierte für Filme. Heute ist er als Solokünstler und Komponist tätig und arbeitet mit verschiedenen internationalen KünstlerInnen zusammen.
Live-Session
von KoRa (Kiew, Ukraine)
Das Duo KoRa ist ein Projekt von Dmytro Radzetskyi und Maxim Kolomiiets, die beide auf dem Gebiet der zeitgenössischen improvisierten Musik arbeiten. Beide Musiker kommen aus unterschiedlichen Bereichen und versuchen, die richtige Balance zwischen verschiedenen Genres und Musikstilen zu finden, um neue, unerwartete Klangmuster und Mischungen zu schaffen. Auf der Suche nach neuen Klängen und dem Überdenken von Harmoniekonzepten befinden sich Dmytro und Maksym mit ihren Musikimprovisationen in einem kontinuierlichen Klangforschungsprojekt. Das Duo verwendet akustische und elektronische Musikinstrumente sowie verschiedene Haushaltsgeräte und Gegenstände, die ihnen mehr Freiheit für ihre Klangexperimente bieten.
right way
von THE AND (Kharkiv, Ukraine)
The And ist ein Soloprojekt des ukrainischen Schauspielers und Elektronikmusikers Denis Chmelev, der auch Mitbegründer der unabhängigen Theatergruppe "The Beautiful Flowers" ist.
Piece
von FREEBUTTREE (Kyiv, Ukraine)
ist ein surreales Free-Jazz-Performance-Ensemble, das die Tradition des Jazz liebt und kennt, aber dessen Grenzen erweitern wollen.
- Kristina Kirik - Kontrabass
- Yakiv Tsvietinskyi - Flügelhorn
- Misha Vasylenko - Flügelhorn
- Dima Kryshtal - Trompete
- Sergiy Piskun - Altsaxophon
- Grigory Parshin - Bari-Saxophon
- Alina Zalozna - Gesang
- Anna Kozachenko - Gesang
- Vladyslav Grudnickyi - Klavier
- Markian Krysa – Schlagzeug
Die Reise zum Ende der Nacht
von Alla Zagaykevich & Andrei Pavlov (Violin)
“Der Name unseres Stücks ist dem berühmten französischen Schriftsteller Louis Ferdinand Celine entlehnt. So nannte er seinen Roman über den Ersten Weltkrieg im Jahr 1932.
Wir haben unser Stück in Kiew während der russischen Militärinvasion in der Ukraine im April/Mai 2022 aufgenommen.
Unser "Ende der Nacht" - eine kalte, dunkle Morgendämmerung im Februar... die rote Spur einer abgeschossenen Rakete, die über unsere Häuser fliegt... Explosionen und Sirenen... die Augen der ungeborenen Kinder von Buchia, Irpen, Gostomel... wieder einmal zerstörte Folklore von Tschernobyl Polissya, das zerstörte Museum mit den Gemälden von Maria Primachenko. Zerstörtes Versteck des ukrainischen Futurismus der 1920er Jahre - "Haus Wort" in Charkiw... Stimmen der Verteidiger von Mariupol..."”
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