Sonntag, 08. August 2021, 23:00 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO




Left Handed - Club: Bildquellen *


Left-Handed Club von Guido Gamboa
Lebensraum von Siegrun Appelt und Constanze Müller




„Left-Handed Club“ von Guido Gamboa



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„Left-Handed Club“ ist das neue Stück des US-amerikanischen Soundkünstlers Guido Gamboa, der auch das Plattenlabel Pentinents betreibt.

Bei „Left-Handed Club“ handelt es sich um eine Klangcollage, die auf einer stimmlichen Bestandsaufnahme der Schriften verschiedener Persönlichkeiten basiert. Diese sind – zufällig – alle Linkshänder: der französische symbolistische Dichter Paul Verlaine, der deutsche Expressionist Paul Klee, der niederländische Maler Karel Appel, der russische Physiologen Ivan Pavlov, der amerikanische Konzeptkünstler John Baldessari und die zeitgenössische finnische Komponistin Kaija Saariaho. Ihre Worte wurden von verschiedenen Sprechern rezitiert und dann bearbeitet, abstrahiert oder rekontextualisiert, um die Inhalte neu zu deuten. Der Umstand, dass alle Linkshänder sind, führt ein Element des Zufalls ein. Persönlichkeiten, die sonst nichts miteinander zu tun haben, werden zueinander in Bezug gesetzt; und durch die führende Hand des Künstlers (auch er übrigens ein Linkshänder) bildet sich etwas wie ein "Club der Linkshänder".

Wie bei vielen aleatorischen Werken stehen letzten Endes nicht mehr nur die Ausgangsmaterialien und ihre ursprünglichen Kontexte im Mittelpunkt des Interesses, sondern die neuen und unvorhergesehenen Bedeutungen, die sich aus ihren zufälligen Verkettungen ergeben. In der klanglichen Zusammenstellung der Stimmen dieser verschiedenen Figuren, zusammen mit noch weniger zusammenhängenden klanglichen Vermischungen, offenbart sich eine neue kollektive Stimme, die über die Summe ihrer Teile hinaus interpretiert werden kann.

*Bildquellen Left-Handed Club:
Karel Appel: “Appel at Work in 1993”, 1993, Photo by European Pressphoto Agency
John Baldessari: “I Will Not Make Any More Boring Art”, 1971, Video by John Baldessari
Paul Klee: “Paul Klee in seinem Atelier am Kistlerweg 6 in Bern (Sommer 1939)”, 1939, Photographer Unknown
Ivan Pavlov: “Ivan Petrovich Pavlov”, 1890, Photo by Deschiens
Paul Verlaine: “Paul Verlaine (1844-1896)”, Photographer Unknown
Kaija Saariaho: “Composing Verblendungen”, 1982, Photo © Kaija Saariaho



„Lebensraum“ von Siegrun Appelt und Constanze Müller




Lebensraum 03: Bernhard Wehrli und Sofia Gavril:

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Lebensraum 08: Christoph Küffer und Matteo Haudek:

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Die Künstlerinnen über das Projekt in einem Gespräch mit Anna Soucek:

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Für die Vienna Biennale for Change 2021 im Museum für Angewandte Kunst in Wien (bis 3. Oktober 2021) haben die Künstlerin Siegrun Appelt und die Dramaturgin Constanze Müller eine Soundinstallation mit flüsternden Kinderstimmen entwickelt, die sich im Kunstradio auch in den Radioraum ausdehnt.

Eine der Fragen, die Siegrun Appelt und Constanze Müller beschäftigen, ist, ob eine Balance gefunden werden kann zwischen der Bewahrung der Natur und der Nutzung durch den Menschen – einerseits als Lebensgrundlage und andererseits als Gegenstand seines Gestaltungswillens. Insofern fügt sich die Kunstinstallation in das inhaltliche Konzept der Vienna Biennale for Change ein, die sich in den Disziplinen Kunst, Architektur und Design der zentralen Herausforderung unserer Zeit widmet, der Klima-Fürsorge.

Wesentlicher Bestandteil der Installation sind Sprachaufnahmen, die vom Publikum als geflüsterte Kinderstimmen wahrgenommen werden. Die Texte der Kunstinstallation „Lebensraum“ entstanden aus Interviews, die Siegrun Appelt und Constanze Müller mit Wissenschaftlerinnen und Experten zum Thema Klimafürsorge, Nachhaltigkeit und Tageslicht geführt haben. Bei den Sprachaufnahmen handelt es sich um kurze, für ein allgemeines Publikum verständliche Texte. Es sollen darin nicht nur Probleme, sondern auch mögliche Lösungen skizziert werden. Die Fachleute kommen aus den Bereichen Architektur, Chemie, Ethnobotanik, Solarenergie / Bauphysik, Nachhaltige Bautechnologie, Stadtökologie und Chronobiologie.

Die Sprecher und Sprecherinnen im Alter von 7 bis 11 Jahren sind Sofia Gavril, Matteo Haudek, Valerie Hiller und Eloise Sigros (Opernschule der Wiener Staatsoper, Einstudierung: Karl Wenninger).

Durchgeführt wurde das Projekt in Kooperation mit der Daylight Academy und der Opernschule der Wiener Staatsoper.


Links:

Vienna Biennale for Change 2021
Daylight Academy