Sonntag, 01. August 2021, 23:00 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO




Arsenije Jovanović

1) PROLEPSIS, tuning instruments von Arsenije Jovanović
2) DIDZ - in memoriam Peter Rehberg aka Pita



PROLEPSIS, tuning instruments von Arsenije Jovanović

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Arsenije Jovanović über seine neue Radioarbeit (english only)

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Die meisten Konzertbesucher achten nicht darauf, wenn das Orchester seine Instrumente vor Beginn des Konzerts stimmt. Wahrscheinlich merkt niemand, dass es die Oboe ist, die das Orchester beim Stimmen anführt. Die Zuhörer strömen in den Saal, um Musik zu hören. Sie nehmen das Aufwärmen nicht als solches wahr.

Man kann davon ausgehen, dass es in diesem Publikum keine John Cages gibt. Ich habe Cage zweimal getroffen. Einmal, vor langer Zeit, habe ich ihn im Museum für moderne Kunst in Belgrad gefilmt. Er spielte stundenlang auf einigen Fensterläden und allem anderen, was in seiner Reichweite war. Ich habe ihn damals nichts über das Stimmen von Instrumenten als Musikrichtung gefragt. Es hat keinen Sinn, hier und heute meine Meinung darüber zu äußern, ob ich das als Musik betrachte. Ich habe mich bemüht, aus dem Meer der zahlreichen Aufnahmen von Instrumentenstimmungen die seltenen klaren Klänge zu extrahieren und dabei das Stimmengemurmel, die Bewegungen der Stühle, das Schließen der Türen und viele andere ablenkende unmittelbare Geräusche auszublenden. Um eine brauchbare Palette von Klängen zu erhalten, benötigte ich von Anfang an eine ganze Menge Zeit. Das Extrahieren der reinen Töne war kein künstlerischer Akt. Ich war wie ein hungriger Vogel, der nach der Ernte die restlichen Körner eines Feldes aufpickt. Mit diesen Körnern auf meiner Klangpalette begann ich, dieses Stück fast ausschließlich aus dem Klang gestimmter Instrumente zu komponieren. War das eine Art von Audio-Pointillismus? Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, das sollen die Zuhörer/innen selbst herausfinden.

Arsenije Jovanović, 2021





Foto: Magdalena Blaszczuk

DIDZ - in memoriam Peter Rehberg aka Pita

Am 22. Juli 2021 ist Peter Rehberg überraschend im Alter von 53 Jahren verstorben. Der Editions Mego-Gründer, Musiker und Performer Peter Rehberg aka Pita hat mit seiner Labelarbeit Generationen an Elektronikmusiker und -musikerinnen inspiriert und geprägt.
Peter Rehberg hat gemeinsam mit Andreas Pieper, Ramon Bauer und anfangs auch mit Peter Meininger Mitte der 90ziger Jahre das internationale Label Mego mit Sitz in Wien betrieben. Mit Mego und speziell mit Peter Rehberg hat das Ö1 Kunstradio immer wieder zusammengearbeitet. Einerseits vertrieb Mego die Kunstradio CD Edition und verhalf dieser zu internationalem Vertrieb, da Mego früh eine gut funktionierende Webseite hatte, auf der auch das Online Radio-on-demand Radio Duchamp lief. Anderseits war Peter Rehberg unter anderem in die 10 Jahres Feierlichkeiten des Kunstradios „Recycling the Future“ 1997 sowohl als Künstler als auch als Vortragender bei dem international besetzten Symposium beteiligt. Sein Vortrag trug den Titel GOOD BAD OR INDIFFERENT und enthielt den klaren Auftrag: FIND YOUR SOUNDS. DO NOT LOOK FOR THEM.

Für seine 1997 entstandene Kunstradioarbeit „DIDZ“ fand Rehberg seine Sounds auf elf seiner Lieblingsvinyls darunter: Aphex Twin: Didgeridoo, Cabaret Voltaire: Johnny YesNo oder Bruce Gilbert: This Way. Pita DJte diese in seinen Computer, bearbeitete sie stark und produzierte sein Kunstradiostück „DIDZ“ mit der technischen Unterstützung von Ramon Bauer im Mego Studio. Rehberg bezog sich in „DIDZ“ auf die legendäre BBC-Sendung „Desert Island Discs“ in der prominente Gäste jene Schallplatten vorstellten, die sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden.

Link:
Ö1 Zeit-Ton Magazin:In memoriam Peter "Pita" Rehberg