Sonntag, 18. April 2021, 23:03 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO






Radio Utopia
von Toni Dimitrov



RADIO UTOPIA ist ein Radiomärchen über den Begriff der Utopie. Es werden folgende Fragen gestellt: Ist die Utopie real? Ist es möglich, dass eine solche Welt existiert? Woher kommt das Wort? Wer waren die ersten Autoren, die sich mit diesen Fragestellungen beschäftigt haben und warum?

Seit Tausenden von Jahren träumt der Mensch von einer perfekten Welt, in der er sich frei verwirklichen kann und die Gemeinschaft perfekt funktioniert. Ohne Einschränkungen, Unglück, Hunger, Konflikte... Jede Zeit bringt ihre eigenen Besonderheiten und ihre speziellen Probleme mit sich, was das Funktionieren der Gemeinschaft und der Gesellschaft betrifft, daher die Notwendigkeit, von einer besseren und schließlich perfekten Gesellschaft zu phantasieren. Deshalb gibt es zu jeder Zeit und in jeder Gesellschaft Visionen und Ideen, wie sie möglichst erfolgreich funktionieren könnte, um die Probleme der aktuellen Situation zu vermeiden und zu überwinden. Aber ist eine solche Welt überhaupt möglich und kann sie in der Realität existieren?

Obwohl die Utopie und Dystopie als so alt wie die Literatur selbst angesehen werden können, werden sie als literarische Gattung immer noch vernachlässigt. Im Vergleich zur Philosophie und Wissenschaft sind sie unterschätzt, obwohl sie bedeutende philosophische Fragen bezüglich der Visionen für die Zukunft der Menschheit bereitstellen und ernsthafte Kritik am gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft und der Zeit üben, in der sie entstanden sind. All diese scheinbar ausgetüftelten und konstruierten Bilder der Zukunft, in denen sich Technologie und Wissenschaft vermischen, unbekannte Welten und verschiedene soziale Systeme, Optimismus und Pessimismus, existierende und nicht existierende, sind nicht nur eine Vorhersage der Zukunft, sondern auch eine Analyse und Kritik des gegenwärtigen Zustands und wohin sich die Gesellschaft entwickelt. Die Utopie prognostiziert nicht einfach die Zukunft, sondern zeigt auch alternative Wege der Entwicklung für die Gesellschaft auf. Und die Zukunft unserer "hoch entwickelten" Gesellschaft ist nicht so rosig.

Wir können diese Frage auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedliche Richtungen diskutieren, vor allem um eine neue Option für die Zukunft zu entwickeln. Was ist das perfekte System und ist es möglich, es zu verwirklichen? Wenn es möglich ist, warum ist es noch nicht in die Praxis umgesetzt worden?

Die ganze Situation mit der Pandemie und der expliziten Einschränkung von (verfassungsmäßig garantierten) Freiheiten, ist einerseits offensichtlich ein Einstieg in einen neuen Totalitarismus, andererseits aber auch ein Potential für eine neue Utopie. Angesichts begrenzter Möglichkeiten und Ressourcen werden wir kreativ. Es wird auch empfohlen, Kindern so wenig Spielzeug wie möglich zu geben, um deren Kreativität zu fördern. Ja, wir können zusammenarbeiten und eine bessere Gesellschaft aufbauen. Und in diesem Moment werden wir erkennen, dass wir viele Dinge im Leben nicht wirklich brauchen. Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass Zusammenarbeit möglich ist. Die eigentliche Tragik ist, dass wir Situationen des Verständnisses und der Zusammenarbeit nur erleben, wenn wir dazu gezwungen werden. Mitgefühl funktioniert nur, wenn eine Tragödie eintritt, eine Naturkatastrophe, wenn wir bedroht sind. So scheint alles wie ein bewusstseinserweiternder Paukenschlag zu sein, der das dringend benötigte Bewusstsein für eine bessere Welt schürt, für eine sozialistische Utopie, in der das Miteinander vorherrschen wird.

Dieses Radiokunststück beschäftigt sich mit dem Thema Utopie, indem es Kritik an der Degradierung der heutigen Gesellschaft im Rahmen eines kapitalistischen Systems übt und eine mögliche Lösung anbietet. Es ist eine Antwort auf den Systemdruck und ein Traum von einer besseren Welt. Es ist eine Inspiration für das, was wir anstreben, eine bessere Welt, die Vorstellung einer Utopie unter den Bedingungen des Lebens in einer Dystopie.

Konzept, Field Recordings, Schnitt und Regie: Toni Dimitrov
Sprachen: Englisch, Serbisch, Mazedonisch
Text und Stimme: Toni Dimitrov (aus “The Negative Utopia and The Modern Society”)

Musik: Post Global Trio, Motorpig, Krzysztof Kotlinski, Toni Dimitrov & Rhucle, Soloi Sounds, Rhucle, Sebby Kowal, Keys for Eclipse, Whalthisney, Teruyuki Kurihara, Private Mountain. Alle Tracks sind auf post global recordings und élan vital recordings veröffentlicht.

Textausschnitte: Utopia (Thomas More), City of the Sun (Tommaso Campanella), Looking Backward (Edward Bellamy), New Atlantis (Francis Bacon), The Story of Utopias (Lewis Mumford).