Sonntag, 27. November 2016, 23:03 - 00:00, Ö1

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KUNSTRADIO - RADIOKUNST





"MAUSMUTTER MAMULA WANNWANNWANN!"

von Peter Pessl

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Der Autor und Radiokünstler Peter Pessl widmet sich in seinem neuen Hörstück dem Trance-Gesang, dem Sprechen in und aus verändertem Bewusstsein. In einer Ankündigung schreibt er: "Was man in diesem Radiostück (schon auch) hören kann, ist die Entstehung von Lauten aus dem Geräusch, (das meint) aus dem Zischen, Atmen, Hersingen, das Entspringen der Vokale, der Konsonanten, aus dem Gesang. Und ist es nicht so, dass Sprache aus Gesang entsteht?"

“Noch einmal, Mausmutter Mamula, kehre ich, wie´s erwünscht war, vorsprechend und vorsingend, zu dir zurück, so könnte man sagen.
Und ich bin doch dein Blumengärtner (Zeisig) geblieben und erstgeborener Brummel in den taufeuchten Wiesen, die wimmeln von deinen Geschöpfen (winddaran), endlos an Zahl und tausendfach variierend im Wuchs, in der Traumgestalt (Zeisel), aber alle sterblich, sträflich, unter Tränen, unsterblich nur in dir!
Aber einmal ist keinmal!
So sing´ ich euch sogleich vor, ihr Wiesenfreunde, wie sie´s mir einsagte: hat sie denn nicht auch die Sprache gemacht, mit Pauken, erzenen Becken, mit Trompeten?, die Sprecher alle?, die Sprachlosen?, die Gegensprecher?, macht sie nicht (heut´ noch) jedes einzelne Mümmelwort?, das mir auskommt, dem Maul eines Weissfischs, der schwimmt in den Kaskaden, brüllend, in den Tintseen der Waldmutter?
Und hat nicht Mamula auch den Sinn gemacht, einem jeden den seinen, wie man Schuhwerk schneidet aus Tierhaut, und näht, und leimt, mit den schneckweissen Händen, den blossen?
Wo ich sie diesmal herausfand, Wannmutter, das wilde Umherschweifen hatte sie ja befohlen: an einem See, der “Der Holzkopf” heisst, am Fuss des Donnerberges “Tamerlane”, an der Grenze ihrer Kernländer “Nah” und “Fern”.
Viele Tage wanderte ich (Weisel) in einsamen Höhen (und sank) und trank, wenn ich müd´ war, in feuchten Stiefeln, traurig (gar), stumm.
Aber keinmal ist einmal!
Denn Verdienst bringt´s im Namen der Mausmutter Sprache zu sinken, zu singen.
Zu hören (aber) ebenso den schuldlosen, Binsengesang.
Und ich rief in Richtung der hochaufragenden Gebirge aus Wesen und Form:
"Mausmutter Mamula Wannwannwann!"

Peter Pessl



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