Sonntag, 6. Dezember 2015, 23:03 - 23:59, Ö1

[ ENGLISH ]

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



sound

SO sein - Selbst so

Hörstück von Petra Ganglbauer und Sophie Reyer
in 5.1 Surround Sound

sound PLAY


Das chinesische Wort „Ziran“ heißt übersetzt „Selbst-so; so-aus-sich-heraus; von-selbst-so“ und in Folge:  natürlich; spontan; selbstverständlich. Das Wort ist ein Schlüsselbegriff des Daoismus.

sound

Das Hörstück So sein - Selbst so flaniert zwischen den Impulsen und Funken der Wahrnehmung, der Gedankenwelt und versteht sich als assoziativer  lyrischer Diskurs, auf den sich die beiden  Autorinnen Petra Ganglbauer und Sophie Reyer eingelassen haben. 

Das akustische Unterfangen soll thematisch festgezurrten, inhaltlich festgemachten Projektkonzeptionen  etwas entgegenhalten, nämlich das Existenzielle des Augenblicks, das nicht Erwartete - so wussten die beiden Korrespondierenden nicht, wohin sie der Diskurs führen würde - sie agierten "im freien Fall“. Fragen kristallisieren sich heraus, Parallelstrukturen, Verstärkungen, Widersprüche - vermeintliche Antworten!

Ausgangspunkt war die augenblickliche Eingebung, ein Wort, eine Passage, nämlich  „Oder das Wilde im Wilden“, von einer der Autorinnen zu Papier gebracht,  von da  stießen sich die beiden Autorinnen ab und gerieten in einen poetischen Dialog, der Ein- und Zweistimmigkeit sowie Klangstrukturen und Polyphonie zulässt. 

Der Ausgangstext wurde in dem Sammelband “aus sprache”, Hrsg. Petra Ganglbauer und Erika Kronabitter - erschienen 2015 in der Edition Art and Science - publiziert, jedoch für das Radio neu adaptiert.

Basis war hier das Konzept einer Spiegelung: Jede der Autorinnen hat den gesamten Text eingelesen und mit ihren eigenen Materialien künstlerisch- musikalisch aufbereitet. Während Petra Ganglbauer einen Subtext, der sich auf literarische Verfahrensweisen - auch das Schreiben im Nicht-Schreiben - bezieht, unterlegte und das sprachliche Ausgangsmaterial durch verschiedene Übersetzungsfilter laufen ließ, hat Sophie Reyer ihrenTeil mit eigenen Kompositionen collagiert, die Räume zu den Metaphern öffnen und auch wieder schließen sollen.
Chorisch gelesene Passagen sowie Zitate aus dem Material- Pool der jeweils anderen, also Text und Klang, dienen als Scharniere, als Knoten- und Verbindungspunkte der beiden Teile.

Das Fremde im Eigenen und das Eigene im Anderen zu entdecken war die Suchbewegung, die in diesem Stück unternommen wurde.