Das
Kunstradio stellt drei Radiokunst-Arbeiten vor, die vom Irischen Radio
RTÉ lyric fm produziert wurden und als sogenannte
“Listening Proposals” im Pool der Ars Acustica sind.
Mitglieder der Radiokunst-Gruppe Ars Acustica, also
öffentlich-rechtliche Radios, können auf diesen Pool
zugreifen und die Stücke in ihren Programmen senden.
1) “I Have No Mouth” von Ian Fleming (2013)
‘I Have No Mouth” ist ein elektronisches Stück, dessen
Komposition zwischen spektraler Musik und post-digitaler Glitch Musik
liegt. Ähnlichkeiten zwischen spektralen und post-digitalen
Zugangsweisen können ausgemacht werden; es gibt aber auch
Spannungen, die eine reichhaltige Komposition zustande kommen lassen.
Die menschliche Stimme ist sowohl narratives Element, als auch
kompositorisches Element. Ausgangsmaterial ist die Rezitation einer
Science-Fiction-Kurzgeschichte mit dem Titel “I Have No Mouth,
And I Must Scream” von Harlan Ellison.
Die Abschnitte des Hörstücks orientieren sich an der Handlung
dieser Gerschichte und entsprechen jeweils einem der sechs
Protagonisten. Jeder Abschnitt wird bestimmt von der Bedeutung der
Charaktere in der Geschichte, von ihren Handlungen und den spektralen
Daten, die sich aus Ellisons Vortrag ihrer Namen herleiten.
Die Chronologie lautet:
Abschnitt 1: AM
Abschnitt 2: Gorrister
Abschnitt 3: Ellen
Abschnitt 4: Nimdok
Abschnitt 5: Benny
Abschnitt 6: Ted, der Erzähler
Diese Interpretation von “I Have No Mouth, And I Must
Scream” wurde mit vollem Wissen und mit Beteiligung von Harlan
Ellison geschaffen.
(Ian Fleming)
2) “Tracing A-7063” von Bernard Clarke (2014)
“Tracing A-7063” begleitet die Entstehung eines
Dokumentarfilms mit dem Arbeitstitel “A-7603” des
Polnischen Regisseurs Maciek Klich. Er hat 2013 mit der
Holocaust-Überlebenden Eva Mozes Kor in Auschwitz ein Interview
geführt über ihre Erfahrungen als Opfer des berüchtigten
Doktors Joseph Mengele.
Beeindruckt von ihren Erzählungen, hat Bernard Clarke eine duale
Erzählhaltung angenommen. Die akustischen Quellen wurden in alte
und in neue aufgeteilt, in schwarz und weiß. Schwarz, also
gegenwärtig, sind für ihn die Berichte von Eva Mozes Kor,
während die Archivaufnahmen der Erinnerungen der
KZ-Überlebenden Roman Halter, Ruth Foster and Maria Ossowski, also
ausgebleichte Erinnerungsfragmente, für ihn weiß sind.
Weiteres Soundmaterial sind Mozarts Requiem in einer von den Nazis
gebilligten Aufnahme von 1941, sowie in Midi-Daten transformierte Sieg
Heil Rufe.
3) “hearSpace” von Karen Power (2014)
“hearSpace” ist ein interaktives Radiokunstprojekt, das
Karen Power für und durch das Irische Radio komponiert hat. Es
wurde am 23. März 2014 live auf RTÉ lyric fm geschaffen und
aus Limerick gesendet. Grundlage ist die Vorstellung, bestimmte Sounds
einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Ortes und von Erinnerung zu
erkunden. Karen Power hat Beiträge von Hörerinnen aus aller
Welt gemischt, mit Aufnahmen eines Raumes, der eine spezielle Bedeutung
oder eine besondere Erinnerung für sie enthält.
Links:
Ars Acustica
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