Sonntag, 10. August 2014, 23:03 - 23:59, Ö1

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KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Listening Proposal des Tschechischen Rundfunks


1) “Zone” von Eliška Cílková

2) “Vltaraná“ von Alan Courtis

3) „Wind Fusion“ von Jan Trojan & Ivan Boreš



Jeden Freitag um 22 Uhr sendet Radiocoustica, produziert von Michal Rataj und Ladislav Zelezny für den tschechischen Rundfunk, neue Radiokunst-Produktionen auf dem Sender Radio Vltava. Im Rahmen der Ars Acustica Gruppe, also der Radiokunstgruppe innerhalb der Europäischen Rundfunkvereinigung EBU, arbeitet das Kunstradio immer wieder mit Radiocustica zusammen, unter anderem auch an den jährlichen Art’s Birthday Festivitäten. Teil der Ars Acustica Aktivitäten ist der Austausch von Produktionen, die zur Sendung freigegeben und somit einem größeren Publikum in Europa zu Gehör gebracht werden können.

Links:
Ars Acustica


1) “Zone” von Eliška Cílková



Foto: Eliska Cilkova

Pripyat heißt jene Stadt in der Ukraine, die nach dem Super-GAU im Kernkraftwerk Tschernobyl geräumt wurde und heute als Geisterstadt zunehmend interessant für den Fremdenverkehr wird. 50.000 Menschen haben hier gewohnt, viele von ihnen waren Mitarbeiter des nur zwei Kilometer entfernten Atomkraftwerks. Die tschechische Komponistin und Soundkünstlerin Eliška Cílková hat Pripyat und die Umgebung in den letzten Jahren öfter besucht und aus Aufnahmen einen assoziativen, radiophonen Rundgang durch fünf Zimmer in leerstehenden Häusern arrangiert. In ihrem Hörstück wollte sie jedoch nicht der Tschernobyl-Katastrophe nachgehen, sondern darstellen, was heute noch in der Stadt ist und vom Leben vor der Katastrophe zeugt.
Das Hörstück hat Cílková in fünf Teile gegliedert: zuerst betreten wir einen Konzertsaal, mit einem rostenden Klavier auf der Bühne, das jedoch immer noch spielt. Das Piepsen des Geigerzählers im Hintergrund informiert über die Radioaktivität. Der zweite Raum ist ein altes Kino, an dessen Wänden Wasser entlang rinnt, selbst wenn es nicht regnet. Es folgt der Besuch eines verlassenen Kindergartens, in dem die Spielsachen und Spielzeug-Instrumente ordentlich in den Regalen stehen – bis die Künstlerin sie zum Musikmachen verwendet. Der vierte Ort ist der Jahrmarkt von Pripyat, mit Ringelspielen und einem Riesenrad, an dem Cílková solange rüttelte, bis es Geräusche von sich gab.Und schließlich führt sie uns noch in ein Kunsthaus, in dem sie alte Vermona Synthesizer und ein auseinander genommenes Klavier gefunden hat, das sie an John Cages präpariertes Piano erinnert hat.

Link:
http://www.rozhlas.cz/radiocustica_english/project/_zprava/eliska-cilkova-zone--1273642


2) “Vltaraná“ von Alan Courtis


soundPLAY EXCERPT


Eine Brücke zwischen seinen beiden Heimaten Tschechien und Argentinien schlägt der Komponist Alan Courtis, indem er in seinem Hörstück „Vltaraná“ die beiden Flüsse Vltava, also Moldau, und Paraná kurzschließt. Der Río Paraná entspringt im nördlichen Brasilien, fließt dann in den Süden nach Paraguay und Argentinien, vereint sich mit den Flüssen Paraguay und Uruguay und mündet schließlich als Rio de la Plata in den Atlantik. Der Paraná ist zwar um einiges länger als die Moldau, aber beide Flüsse haben als Verbindungen von Städten und Orten identitätsstiftende Funktion für die Region und ihre Bewohnerinnen.
Alan Courtis lebt in Buenos Aires – sein Großvater tschechischer Herkunft hat sich 1927 in Argentinien niedergelassen und der Familie die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglicht. Courtis hat klassische Gitarre, Musiktheorie und Komposition studiert, seine Stücke sind von Ensembles in England, USA, Argentinien und der Schweiz aufgeführt worden. Für das Stück „Vltaraná“ hat er mit Feldaufnahmen, Electronics, Streichinstrumenten und bearbeiteten Stimmen gearbeitet.

Link:
http://www.rozhlas.cz/radiocustica_english/project/_zprava/alan-courtis-vltarana--1165697


3) „Wind Fusion“ von Jan Trojan & Ivan Boreš



soundPLAY EXCERPT


Mit dem Naturelement Wind befassen sie die beiden Musiker Jan Trojan und Ivan Boreš in ihrem Stück „Wind Fusion“. Das Ziel war, so schreiben die beiden im begleitenden Text, die Mikrostruktur von Sound einzufangen. Für die Aufnahme in Echtzeit haben sie eine Versuchsanordnung mit einem elektrischen Ventilator und einer Gitarre aufgebaut – durch den Wind des Ventilators wurden die Saiten konstant in Schwingung versetzt. Die Tonhöhe wurde ganz normal geändert, durch Verkürzung oder Verlängerung der Saiten mit der Hand. Besonders wichtig war Bores und Trojan während der Aufnahme die akustischen Bedingungen des Ortes und des Aufnahmezeitpunkts zu berücksichtigen und bewahren. Der Ort war ein Teehaus in der südböhmischen Kleinstadt Prachatice und der Zeitpunkt war zwischen 1.43 Uhr und 5.55 Uhr in der Nacht.

Ivan Boreš: Gitarre, Ventilator
Jan Trojan: Aufnahme, Sounddesign.

Link:
http://www.rozhlas.cz/radiocustica_english/project/_zprava/ivan-bores-jan-trojan-wind-fusion--1165916


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