Sonntag, 18. Mai 2014, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Literatur als Radiokunst (kuratiert von Christiane Zintzen)

1) Heike Fiedler:
"du, der du die da bist – sendersuche"


2) Florian Neuner:
"leichter schluckauf am späten abend"


in 5.1 Dolby Surround via OE1DD 

Literatur als Radiokunst bedeutet, den Autorinnen und Autoren einmal buchstäblich die „Produktionsmittel in die Hand zu geben“. Die Gestaltung der Textpräsentation unterliegt nicht dem Konzept eines Regisseurs, sondern geschieht nach dem Willen der Autorinnen und Autoren. Betreut von einem Tonmeister des ORF kann und soll mit dem Klangmaterial experimentiert und „gespielt“ werden: egal, ob konzeptuell nach einem strengen Plan oder ob spontan im trial und error-Verfahren.
In der neuesten Ausgabe von Literatur als Radiokunst stellt die Kuratorin der Reihe, Christiane Zintzen, die Stücke „Sendersuchwort tuning“ von Heike Fiedler, sowie „leichter schluckauf am späten abend aus dem ruder (I)” von Florian Neuner vor.
 
[http://www.realtimepoem.com|Heike Fiedler]
[http://www.literaturport.de/Florian.Neuner|Florian Neuner auf Literaturport]
[http://www.zintzen.org|Christiane Zintzen]


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Heike Fiedler: 

"du, der du die da bist – sendersuche"  




Zur Produktion

Zwischen den Sprachen. Zwischen Lauten und Wörtern, den Texten, letztere vorwiegend entstanden im Hinblick auf die Thematik « Literatur als Radiokunst». Drei höchst spannende Tage mit Martin Leitner. Das Auslotsen der Grenzbereiche, der Übergänge. Dann der cut up, die Tongestaltung. Neben höchster Konzentration auf das Material, das herzige Lachen bei sich ergebenden Zufällen, die nicht zufällig aus den spontan gezielten Entscheidungen von Martin Leitner entstanden. Unser gemeinsame Weg nach vorne, mit der Idee des Untertitels Sendersuche. Eine faszinierende Teamarbeit.


Link:
Produktionsnotizen


Florian Neuner:

"leichter schluckauf am späten abend"




Zur Produktion

Eingeladen, für das Format Literatur als Radiokunst tätig zu werden, war mir relativ schnell klar, was ich nicht machen wollte. Einige der Arbeiten, die in dieser Reihe entstanden sind, waren mir bereits bekannt, einige weitere hörte ich mir im Vorfeld dieser Produktion an. Denn in mehr als zehn Jahren hat die Versuchsanordnung eigene Stimme + sonst nichts + Digitalstudio bereits so etwas wie ein eigenes Genre mit einer eigenen Tradition ausgeprägt, was die Autoren, die daran weiterschreiben, nicht ignorieren sollten. Nichtwissen gilt in der Kunst nicht! Ich wußte immer genauer, was ich alles nicht machen wollte: Ich wollte keinen kunstvollen Text schreiben, ihn im Studio lesen und dann mit Hilfe diverser Effekte aufpeppen. Ich wollte nicht mit technischen Tricks die Stimmenvielfalt eines Hörspiels simulieren. Ich wollte nicht als Lautpoet an die Grenze zur Musik gehen und als Musiker dilettieren. Usw. usf. Positiv hätte ich allenfalls sagen können: Ich wollte in meinem Hörstück das Medium und die Versuchsanordnung Literatur als Radiokunst reflektieren.
Nun wäre bloße Verweigerung aber auch keine Antwort gewesen – in der Art, wie Dieter Roth in seiner Radiosonate, die ich immerhin zitiere, seine Unfähigkeit, 45 Minuten dicht und hörenswert zu gestalten, ausstellt und damit das Leiden an dieser Unfähigkeit. Für einen solchen Gestus wäre eine Viertelstunde auch zu kurz oder zu lang. Ich beschloß, eine Hintertür zu benutzen, und fragte mich – immer auch mit dem Ziel, die in diesem Genre üblichen Effekte zu umschiffen: Was kann bei einer Sprachaufnahme alles falsch gemacht werden und schiefgehen? Wie gewinne ich unreines, beschädigtes, mißlungenes Material? Einige Fallstricke waren mir aus meiner eigenen Hörfunkarbeit bekannt, auf weitere Ideen hoffte ich mit Hilfe des Technikers zu kommen – wobei ich nicht einschätzen konnte, wie groß seine Bereitschaft sein würde, bewußt gegen die Regeln des eigenen Handwerks zu verstoßen und schlechte Aufnahmen zu produzieren.
Ich schrieb also einen Text als Grundlage, der viel zu lang ist für ein Hörstück von ca. 15 Minuten Dauer. Ich wollte mich durch wiederholtes Lesen in den Zustand der Unkonzentriertheit und Erschöpfung bringen, um im Laufe der Zeit immer schlechter zu lesen. Dazu sollte auch Alkohol beitragen, über Kopfhörer eingespielte Ablenkungen und dgl. Ich mußte auf diese Weise Material gewinnen, mit dem ich das Stück bauen konnte. Das war das Risiko, das ich einging. Eine fertige Partitur brachte ich nicht mit, ich wollte offen dafür sein, was mir die Versuchsanordnung kontrolliertes Scheitern zuspielen würde. Als ich in Wien ankam, hatte ich in der Nacht vorher nicht geschlafen – eine gute Voraussetzung. Das war auch der kurzfristig eingesprungene Robert Pavletzka, der mir bereitwillig ins Unreine folgte und Wertvolles beisteuerte, etwa die Idee, eine Fassung auf dem Gang neben dem Studio, mit (zu) weit entfernten Mikrophonen zu lesen. Am nächsten Tag war klar, daß ich das erhoffte Material bekommen hatte und damit nun bauen konnte. Natürlich traten durch die geöffnete Hintertür auch Effekte auf den Plan. Wenn es aber zu schön wurde, dann mußte ein besonders fieses Handy-Störgeräusch dazugemischt werden!

Produktionsnotizen

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