A
series of programs for Kunstradio devoted to Iberoamerican Radio Art
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Die
heutige Iberwave-Ausgabe widmet sich gesellschaftspolitischen Themen
und trägt den Titel „Sociopolitical Landscape“. Die
Künstlerinnen und Künstler gehören unterschiedlichen
Ländern und Generationen an, gemeinsam ist ihnen aber, dass sie
Sound als künstlerisches Medium und Mittel um über Politik
und Geschichte nachzudenken verwenden. Wir beginnen in Argentinien mit drei kurzen Hörstücken von Fabián Racca, die Fragmente eines „Argentina 78 remix“ sind. Der Künstler hat schon 1998 mit Plattenspielern und einem Mischpult einen Remix von Radioübertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 gemacht. Wiederum 20 Jahre später, 2008, hat er das Material noch einmal mit einem Computerprogramm überarbeitet. Während man sich in Österreich an die Weltmeisterschaft und ein gewonnenes Spiel gegen Deutschland gerne als Wunder von Cordoba erinnert, hat die Weltmeisterschaft in der Geschichte Argentiniens einen ganz anderen Stellenwert. Das Land stand damals unter der Herrschaft eines Militärregimes. Etwa 15.000 Menschen waren laut Amnesty International bis 1977 entführt, ermordet und gefoltert worden. In Fabian Raccas Hörstück sind die rassistischen Kommentare des damals prominenten und mit der Militärdiktatur assoziierten Sprechers zu hören, außerdem Polizeisirenen und Musik, die zu einer Elegie der Verschwundenen wird. Mit der Mexikanischen Revolution, sowie mit der Eisenbahn in Mexiko und ihrer Geschichte befasst sich der Künstler Zael Ortega in „Oidos de Acero“, Ohren aus Stahl. Gewidmet ist es dem Aktivisten Salvador Zarco Flores,, der sich für die Erhaltung der Eisenbahn-Infrastruktur engagierte. „Oidos de Acero“ dauert 10 Minuten und ist 2009 als Auftragswerk für die Fonoteca Nacional de México entstanden. Das Stück wurde 2010 bei der 8. Internationalen Radiobiennale ausgezeichnet. „Tierras de nadie: Cartografía Sonora“, also „Niemandsland: akustische Kartographie“ von Concha Jerez und José Iges ist eine Uraufführung. Das Niemandsland ist für das spanische Künstlerduo als Ort interessant, der keiner starren Regulierung unterlegt und daher auch ein Ort der Orientierungslosigkeit sein kann. Dieses Radiostück in 5.1 Surround Sound sowie andere vorhergehende akustische und installative Arbeiten haben ihren Ursprung im Intermedia-Projekt gleichen Namens, das Jerez und Iges 2002 in Madrid umgesetzt haben. Das aktuelle Stück wurde vom Museum für Gegenwartskunst MUAC in Mexiko in Auftrag gegeben. Es reagiert auf die Auswirkungen der sogenannten Krise, indem etwa Aufnahmen von Protestkundgebungen Madrid und Mexico City einfließen. Außerdem, so die beiden Künstler, ist darin Material aus vorhergehenden Arbeiten enthalten, es sei also eine Art akustische Autobiographie. Die Originalaufnahmen sind von Luc Ferrari, José Manuel Berenguer, Jessica Trejo, Hernán Risso Patrón, Concha Jerez und José Iges. Percussion: Pilar Subirá. Das letzte Stück ist von Fabiano Kueva aus Ecuador und heißt „Doble Procesión“, Doppelprozession. Es ist ein Teil des Projekts „UIO-GYE: Mirror of Sound“, das zwischen den Städten Quito mit dem Kürzel UIO und Guayaquil (GYE) in Ecuador stattgefunden hat. Aufgenommen wurde das Soundmaterial mit versteckten Mikrophonen in öffentlichen Räumen. 1. Fabián Racca, AR: Argentina 78 remix -frgms- 2008, 13'
Oídos de acero (Ears of Steel) 2009, 10' PLAYCommissioned and produced by Fonoteca Nacional de México. 3. Concha Jerez-José Iges, ES: Tierras de nadie: Cartografía Sonora (No-Man's Land: Sound Cartography) Coproduction ORF Kunstradio - MUAC EES / premiere stereo and 5.1 vers. 2012-2013, 15' PLAYCommissioned by EES-MUAC, México. Stereo and 5.1 version produced by Kunstradio - Radiokunst (ORF). 4. Fabiano Kueva, ECU: Doble Procesión (Double procession) 2000-2012, 11' PLAYLink: |
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