Sonntag, 18. August 2013, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST




Kachaskan, Noise Andino from Bolivia to Antártica, with recordings from Warida Libre, Juan Espiral, Héctor Aguilar, Lluvia Morada, Nicolas Collins and Judith Buttler.

produziert von elpueblodechina a.k.a. Alejandra Perez Nunez


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Aus Chile stammt die Künstlerin und Noise-Musikerin Alejandra Perez Nunez aka elpueblodechina, die für das Kunstradio ein knapp einstündiges Hörstück produziert hat. elpueblodechina a.k.a. Alejandra Perez Nunez ist eine Soundkünstlerin und Performerin, die mit open source Programmen und selbstgebauten Elektronics arbeitet, aber auch mit Radioempfängern und Sendern, wobei sie Inhalte aus dem Internet oder Webradios verwertet. Derzeit lebt sie in Valparaiso in Chile und entwickelt eine Praxis, die Bildung und Autonomie mittels elektronischer Medien vermittelt.
 
Material für das Stück “Kachaskan, Noise Andino” sammelte die Künstlerin bei einem Festival für Noise und experimentelle Musik: Das Festival “Asimetria” fand im Oktober 2012 in Arequipa in Peru statt. Die Teilnehmerinnen kamen aus Bolivien, Chile und verschiedenen Teilen Perus. Thema war „Sound Experimentation“, also Experimente mit Ton, ein Forschungsprozess, den die Festivalorganisatoren als eigenständige Kunstform ansehen, die wenig Aufmerksamkeit bekommt. Das Festival bestand aus Konzerten, Interventionen, Videoprojektionen und Sound Labs, und einiger Raum wurde auch dem Diskurs und der Theorie eingeräumt.
 
Einer der teilnehmenden Künstler, Juan Spiral, hat einen Bericht vom Asimetria-Festival verfasst. Teilweise ist er im Stück von elpueblodechina zu hören, und die ganze Fassung ist unten zu finden. Als eines der interessantesten Ereignisse des Festivals nennt Juan Spiral das „kachaskanoise“ genannte Zusammenspiel aller Künstlerinnen des Festivals, eine gemeinsame Performance, die auch titelgebend für das Stück von elpueblodechina ist: „Kachaskan, Noise Andino“.
 
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Statement der Künstlerin
 
Ich habe ein Radiopoem komponiert, das Gegensätze festlegt. Radio vs. Noise, Geist und Wirklichkeit, das Ich und das Andere, System und Widerstand, rechtlicher Rahmen und Sexualität. „Kachaskan, Noise Andino“ enthält Aufnahmen von elpueblodechina, Warida Libre, Juan Avilés, Héctor Aguilar, Lluvia Morada, Nicolas Collins und Judith Butler.

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Text zu Asimetria 2012 von Juan Spiral
(übersetzt von Elisabeth Zimmermann)
 
Anfang Oktober 2012 fand in Arequipa, Peru die achte Ausgabe des Asimetria Festival für Noise und experimentelle Musik statt, es wurden zahlreiche Events wie zum Beispiel Sound Labs, Videoprojektionen, Konzerte und Interventionen in diversen Kunst- und Kulturräumen veranstaltet. Beteiligt waren Sound-KünstlerInnen aus Bolivien, Chile, und auch KünstlerInnen aus verschiedenen Teilen Perus.
Das Festival wurde heuer zum achten Mal von Marco Valdivia (Atmo) kuratiert und geleitet. In den letzten acht Jahren wurden unter dem Motto “sound experimentation” zahlreiche internationale KünstlerInnen aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Argentinien, Mexiko, Chile und Bolivien unter anderem der Bereiche bildende Kunst, Rock, Performance und Circuit Bending eingeladen.
Das heurige Festival legte einen Schwerpunkt auf Bolivien und lud dazu folgende bolivianische Künstlerinnen ein: Pollo Toxico, The Reject Projekt und mich selbst Juan Spiral. Diese traten gemeinsam mit den Künstlern Warida Libre, Pueblito de China, Lluvia Morada und Alvaro Pastor auf.
 
“Sonic Experimentation” wird im allgemeinen von den meisten Menschen nicht besonders geschätzt. Es ist ein Forschungsprozess, der während seiner improvisierten Performance einen Raum erzeugt, es ist ein ‘work in progress' als Teil einer ästhetischen Umgebung, einem eigenen Regelwerk folgend, eine eigenständige Kunst.
 
Das Festivals fand als Intervention in den städtischen Raum im Herzen der Stadt Arequipa statt. Eine Kunstgalerie befindet sich gleich neben dem Hauptplatz im historischen Viertel der Stadt. Der Aufbau und die Gestaltung der Konzertsituation in der Galerie wurden von den TeilnehmerInnen mitbestimmt, dadurch entstand eine besondere Atmosphäre, die die Neugier der PassantInnen, sowie die der jungen Noise-LiebhaberInnen und von Menschen, die sich für diese Ästhetik interessieren, auf sich zog.
 
Die gemeinsamen Eindrücke während des Events waren ebenso interessant wie die präsentierten unterschiedlichen künstlerischen Positionen. Diese reichten von Harsh-Noise über post-apokalyptisches Dröhnen und Donnern bis hin zu eher
kontemplativen Formen wie z.B. meditative Performances.
 
Die Veranstaltung zeigte die unterschiedlichen und die teils ähnlichen Zugänge der KünstlerInnen aus den verschiedenen Ländern und Regionen auf, die KünstlerInnen konnten sich besser kennenlernen und erklärten sich solidarisch miteinander.
 
Eines der interessantesten Ergebnisse war das sogenannte “kachaskanoise", ein Zusammenspiel aller KünstlerInnen des Festivals. Diese gemeinsame Performance wurde in der unabhängigen Kunst-Residenz "Estación Tomada" halböffentlich veranstaltet. Alle Künstler benutzen das selbe Mischpult und improvisierten auf fast rituelle Art und Weise miteinander.
 
Noise als ästhetische Bewegung stellt viele Fragen zur Unabhängigkeit von Kultur und Kunst. Ihre Vertreter produzieren ihre Alben und Stücke in Eigenregie und stellen diese im virtuellen Raum zur Verfügung und bieten kostenlose Downloads an. Live Performances und Konzerte finden in der Regel in verschiedenen Räumen und Kontexten statt, diese reichen von Punk-Konzerten oder anderen Genres über kulturelle Veranstaltungen, Familienfeiern und Straßenfesten. Nach der Vorstellung des peruanischen Künstlers Marco Valdivia sollte Noise auf das Publikum von oben herab losgelassen werden.
 
Das jährliche Festival Asimetria ist bereits gut in den entsprechenden  künstlerischen Szenen und innerhalb der Stadt Arequipa, aber auch in Lima und in anderen südamerikanischen Städten bekannt. Die Umsetzung des Festival ist ein ernstzunehmendes Ereignis, vorallem weil ständig versucht wird das Konzept des Noise und dessen Bedeutung neu zu überdenken, zu strukturieren und zu hinterfragen.
 
Allerdings haben einige Vertreter des Noise die Einstellung, dass Noise die Subkultur und den Underground nicht verlassen bzw. nicht darüber hinausgehen darf. Die Budgets müssen gering oder nicht vorhanden sein, die Idee mit Noise Geld zu verdienen gilt als verwerflich. Sie wollen auch keine Workshops und andere Aktivitäten veranstalten, die der Verbreitung dienen und betrachten Noise nicht als Kunstform oder als Musik.
 
Es ist wahr, dass in unserem kapitalistischen System Kunst nur ein Konsumprodukt darstellt. Die Institution Kunst ist ein Ergebnis der Maschinerie des Kapitalismus. Diese Maschine entscheidet was Kultur ist und welche künstlerische Aktivitäten einen kulturellen Wert für die Bevölkerung darstellen. In den letzten zehn Jahren habe ich als Künstler die Kunstwelt mit ihren Institutionen, Kuratoren und Kulturmanagern erlebt und kennengelernt. Es kommt häufig vor, dass ich Menschen treffe, die meine Arbeit für wertlos halten.
 
Während des Asimetria Festival haben wir darüber diskutiert, wie man einem breiteren Publikum die Ideen von freier Kultur, Recycling und von der Dezentralisierung von Information näher bringen kann, denn Information soll sich nicht nur auf die etablierte Orte, Szenen und Bereiche beschränken.
 
Das Ziel eines jeden Künstlers, der seine Arbeit ernst nimmt ist es ein bewusst denkendes und möglichst großes Publikum aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit Institutionen und Organisationen ist dabei eine von vielen Möglichkeiten, die aber stets gewissenhaft und mit einer kritischen Haltung einher gehen muss.
 
Ein Wochenende mit den "Viren des Systems" zu verbringen war sehr angenehm und eine bereichernde Erfahrung. Wochen später konnte ich noch mehr von der Szene in Arequipa miterleben und stand gemeinsam mit 16 weiteren Vertretern der Noise-Szene auf der schönsten unterirdischen Bühne, nämlich in der Stadtgarage "el Weco". Somit hat das Festival Asimetria auch dazu gedient einen Motor zum Laufen zu bringen.
 
Asimetria ist ein wichtiges Festival und Ereignis, denn Noise ist eine Herausforderung für die etablierten ästhetischen Werte. Mein Interesse gilt dem Einsatz von veralteten Technologien und dem Recycling von elektrischen Spielzeug und Videospielekonsolen als Signalgeneratoren.
Marshall McLuhan würde sagen: "Das Medium ist die Botschaft" - Den Abfall der Gesellschaft zu nutzen um daraus Musik, die höchste aller Künste zu machen.
Bau dir dein Instrument selber lautet die Botschaft.
 
In Bolivien ist der Zugang zu derartigen 8 Bit-Geräten einfacher als zu den modernen Arduinoboards oder ähnlichen Chipsätzen. Unserer Wirtschaft geht es nicht gut,
das macht den Zugang zu modernen Geräten schwierig. Ein Ziel der heranwachsenden Generation der Künstler, Ingenieure und Entwickler aus der Szene 'des Schaltkreises, des Chips, des Lärms' ist es, diese Hürde zu überbrücken.


collage by Felipe Klaue (2011)

“Kachaskan, Noise Andino” playlist
 
0:00 Presentación Kachaskan, Noise Andino from Bolivia to Antártica produced by elpueblodechina

radio ruido mente realidad system kontra  

2:26 epdch juddita (recording of juddith buttler speaking to students in Universidad Diego Portales in Santiago de Chile 2011)

7:47 epdch radio misterios

 8:23 epdch radio ruido

10:57 Sordecer (1998) Hector aguilar ?voz (chile) jhon cruz ?guitarra (peru) miguel tipacti ?bateria (peru

11:15 epdch Kachaskan, Noise Andino from Bolivia to Antártica, with recordings from elpueblodechina, Warida Libre, Juan Espiral, Héctor Aguilar, Lluvia Morada, Nicolas Collins and Judith Buttler.

radio mente ruido realidad

11:31 kachaskan Nic Collins interviewed by epdch with inductor noise in Punta Arenas (CL), January 2012

12:41 Juan Manuel Avilés, La Paz, Bolivia (bo) report on Asimetria festival, Arequipa (Pe) for noise and free culture

13:43 epdch Asimetria

14:54 Warida Libre (Pe)

19:09 epdch Shackleton

22:31 Juan Manuel Avilés. electro

24:50 kachaskan Nic Collins interviewed by epdch with inductor noise improvisation in Punta Arenas (CL), January 2013

46:19 epdch mente

46:38 Lluvia morada (CL)

53:18 kachaskan Nic Collins interviewed by epdch with inductor noise improvisation in Punta Arenas (CL), January 2013

Related links

http://elpueblodechina.org

http://soundcloud.com/polar-2

http://soundcloud.com/lluviamorada

http://asimtria.org/

http://soundcloud.com/juanmanuel7

http://soundcloud.com/waridalibre

http://soundcloud.com/fiorella16


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