Sonntag, 19. Juni 2011, 23:03 - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST





Foto: Ismini Goula

„places, traces oder ortlose orte, spurlose spuren“

von Zahra Mani

im Rahmen von “PHONART – The Lost Languages of Europe”


A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"
“PHONART – The Lost Languages of Europe” ist ein europäisches Netzwerkprojekt unter der Leitung von Enterprise Z mit Partnern aus Kroatian (Mani DOO), Serbien (RingRing) und  Tschechien (mamapapa).

Inhaltlich verbindet PHONART zeitgenössische und traditionelle Kunstformen unter dem Aspekt, dass alle Kommunikation und alle Kunst von einem authentischen und individuellen Urlaut stammt.

Dieser körpereigene Kommunikationsimpuls ist individuell und verbindend zugleich und das Projekt setzt sich zum Ziel, Minoritäten wie den serbischen Aromanen sowie zeitgenössichen Künstlern eine gemeinsame Plattform zu bieten, um Austausch und eine Selbstverständlichkeit des kreativen Zusammenspiels zu fördern.

Die Aufnahmen hat Zahra Mani an Orten gemacht, die ihre eigene Biographie bestimmen. Beim RingRing Festival in Belgrad hat die Künstlerin und Musikerin das gleiche Audiomaterial für eine 8-Kanal-Klanginstallation verwendet. Das fürs Kunstradio entwickelte Stück “places, traces oder ortlose orte, spurlose spuren” nutzt hingegen die Intimität des Radioraumes für eine akustische Reise. Das Stück verwendet Stereoeffekte um ein Spinnennetz zwischen den Ohren zu spannen, das aus Klangpartikeln einer persönlichen Reise in vergessene, verlorene und vorhandene Orte entsteht.


Text von Zahra Mani zum Stück:

places, traces
oder
ortlose orte, spurlose spuren

Der Titel stammt von einer Zeile aus Jelaluddin Rumi’s Diwan I Shams I Tabriz , “my place is the placeless, my trace is the traceless”.

Meine Orte und Spuren sind konkret und imaginär zugleich. Die Orte der Kindheit sind immer einer Nostalgie und Erinnerungsfärbung unterworfen, aber ein oder mehrere Böden bleiben trotzdem ganz konkret unter den Füßen – ein Fels, ein Staub, ein Licht, ein Lärm, eine Art, durch Städte zu gehen, und ein Wahrnehmungsmodus, der aus scheinbar gegensätzliche Ausgangspunkten doch kohärent bleibt…

Ich wuchs in London und Pakistan auf, lebe in Österreich und Kroatien und reise viel, - nicht zwischen Welten, sondern zwischen stets verbundenen Orten. Grenzen sind für mich absurde, abstruse Symbole eines künstlichen, manchmal ängstlichen Trennungsbedürfnisses, das ich nicht nachvollziehen kann.

Die Sprachen und Räume, die ich bewohnt habe, sind alle zu einem gewissen Grad verloren und bleiben trotzdem in meinen Gedanken und meiner Klangsemantik vorhanden.

Die Nationalitäten und Kulturen, an denen ich teilnehme, reflektieren sich in den Musiktraditionen, die ich zu hören und zu spielen lernte – europäisch, indisch-pakistanisch, rock, pop, jazz, freie Improvisation – alles Elemente, die mich dazu führten, Klang näher zu erforschen, akustische Voreingenommenheiten zu dekonstruieren.

Diese Forschung, ein Musikschaffen, das auf elementarem Hören beruht, macht meinen Zugang zu Klang aus – ein Zugang, der sich in der kommunikativen Isoliertheit des Radioraums besonders wohl fühlt.

Hier können sonic particles am besten schwirren.


die orte meiner kindheit und meiner erinnerung fallen mir nicht als getrennte räumlichkeiten auf.

radio ist raum und äther zugleich – strahlung, wellen, statik, klang

der klang wird irgendwann im prozess des ausgestrahlt und gehört werdens konkret und bleibt trotzdem welle

die wiederum fluss ist und ondolierend weiterträgt transferiert über – setzt

radiokunst ist nicht musik nicht broadcasting nicht klangkunst nicht medium sondern rahmen struktur form plattform selbst definierend als momentaufnahme und selbstreferierend kreiselnd in sich nach aussen im empfang gehört werden verloren werden und alles dazwischen

meine klanglichkeit in sound und wort ist zwischensprache und radio eine selbstverständliche beseelte klangmaschine darin

john cage….suzuki…

“Let your ears send a / message of surprise or perplexity. That’s the Way. / Was asked: “Dr. Suzuki, what is the difference between / men are men & mountains are mountains before studying Zen / & men are men & mountains are mountains after studying Zen?” It is not a question of / going in to oneself or out to the world. It is / rather a condition of fluency that’s in and out. / Need I quote Blake? Certainly not. Spots are spots and skill’s needed to turn them to the point of practicability.”

ich bin in london geboren, halb englisch, halb pakistanisch, moslemisch mit jüdischer grossmutter sprachen english urdu deutsch italienisch malo hrvatski bits of french etc zeit in pakistan in bergen städten landschaften bewegungen menschenmengen klänge ängste reizen staubender wahnsinn lehmhaus stadthaus schuluniform und barfuss bergtau später oxford wien steiermark kärnten sogar mayerling und in der folge istrien kroatien richtung serbien und bald weiter vielleicht

dazwischen erinnerung vermissen hören denken rationalisieren nostalgie vertreiben und gleich neue sehnsüchte nach künftigen vergangenheiten

liebe teilen hören schaffen klänge strukturen bilder auseinandernehmen dissektieren auseinanderspalten und nach spielerei und neugier schauen, hören, staunen

Link:
http://www.phonart.eu


Phonart im Kunstradio:

Contribution from Belgrade:
http://kunstradio.at/2011A/17_04_11.html

Contribution from Prague
http://kunstradio.at/2011A/17_07_11.html

Live on air contribution from Vienna
http://kunstradio.at/2011B/18_09_11.html

Live Phonart radio network between all participants:
http://kunstradio.at/2011B/27_11_11.html


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