10 Jahre Literatur als Radiokunst: Resümee, Sendung, AusstellungWas kann man sich unter Literatur als Radiokunst vorstellen? Im Ö1-Kunstradio, wo seit jeher Künstler in Eigenregie experimentelle Ideen realisieren, ist auch die Dichtung stimm-berechtigt: Literatur als Laut- und Leisepoesie im Originalton ihrer Schöpfer, instrumentiert durch elektroakustische Effekte. Den den Autorinnen und Autoren die Produktionsmittel überlassen, das heißt die Gestaltung der Textpräsentation unterliegt nicht dem Konzept eines Regisseurs, sondern geschieht nach dem Willen der Autorinnen und Autoren.
1999 auf Anregung der Medienkünstlerin Liesl Ujvary erstmals auf Sendung, mit 2001 von der Germanistin Christiane Zintzen betreut, bringt Literatur als Radiokunst pro Jahr vier genuine Autorenproduktionen heraus, seit 2005 in räumlichem Surround Sound. Gebündelt in zwei Ausgaben des "Kunstradio", werden die literarischen Klangskulpturen Ende Juni und Anfang Dezember gesendet. Das Ziel der Reihe, Autorinnen und Autoren an die autonome Produktion avancierter Klangwerke heranzuführen, blieb nicht ohne Echo: Franz Josef Czernin, Händl Klaus, Barbara Köhler, Hanno Millesi, und Kathrin Röggla haben hier ihre akustische Karriere begonnen. Mit Oswald Egger (2004) und Anja Utler (2008) wurden zwei dieser Erstlingswerke mit der renommiertesten Auszeichnung für literarische Radiokunst, dem "Karl Sczuka- Förderpreis" des SWR, ausgezeichnet.
Präsentation der Werke 2008 und Ausstellung Der langfristigen Vorbereitung und drei konzentrierten Tagen im Studio folgt als "Nachspiel" zur Sendung ein Präsentationsabend in Wiens "Literarischem Quartier Alte Schmiede" am 10. Februar 2009. Dort haben Publikum und Autoren die Möglichkeit, die volle Surround-Qualität zu genießen, direkter Erfahrungsaustausch und ästhetische Debatten zwischen Künstlern, Publikum und dem "Kunstradio"-Team sind dabei erfreuliche Nebenwirkung.
Die fruchtbare Kooperation mit Literaturveranstaltern erweist sich auch nun, da die Reihe Literatur als Radiokunst seit zehn Jahren besteht: Eine multimediale Ausstellung im Wiener Literaturhaus (3. März bis – 29. April 2009) bietet einen repräsentativen Querschnitt durch die Formenvielfalt der vierzig bisher entstandenen literarischen Radiokunststücke: Hörstationen, Kojen zum Experimentieren mit Effektgeräten, Partituren, Videos und Grafiken aus dem Kontext der Werke sowie sämtliche Web-Materialien laden zum interaktiven Entdecken der Exponate ein.
Am Eröffnungsabend (3. März 2009, 19 Uhr) stellt Kuratorin Christiane Zintzen Projekt und Produktionsweise vor; als leitende Redakteurin erläutert Elisabeth Zimmermann die seit den 1980er Jahren vom Kunstradio etablierte Werkstatt für Künstlerproduktionen im öffentlich-rechtlichen Medium; das Gespräch mit der Initiatorin Liesl Ujvary erhellt ästhetische Aspekte von Literatur als Radiokunst. Abschließend wird ein Ausschnitt aus Ujvarys eigens für die Ausstellung entstandenen Remix aus zehn Jahren Literatur als Radiokunst aufgeführt, "makellos: ein mischmasch".
Aktuelle Produktionen 2009 Dass gleichzeitig hinter den Kulissen die aktuellen Produktionen fortgeführt werden, versteht sich: mit Richard Obermayr, Urs Allemann, Sabine Scho und Nico Bleutge sind 2009 Dichter ersten Ranges im Literatur-als-Radiokunst-Studio zu Gast. Veranstaltungen und Daten 10.2.2009, 19 Uhr 1.3.2009, 23.03 Uhr, Ö1 3.3.2009, 19 Uhr 3.3.-29.4.2009 Der Eintritt zu sämtlichen Veranstaltungen ist frei! Link: |