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„news from LQD-7 - #407“von Maria SchubertStimmen: Franz Tomandl und Nina Strehlein Das Projekt „prototyping LQD-7“ ist die Dokumentation einer Expedition zu dem bislang unbekannten Sonnensystem LQD-7. Bei einer Expedition fallen bekanntlich unterschiedlichste Daten und Gegenstände (Proben, Präparate, Videos, Animationen, Daten von Sonden, wissenschaftliche Texte, Tagebücher, ...) in sehr großer Zahl an. Um dem interessierten Betrachter die Möglichkeit zu geben, sich einen Überblick über LQD-7 zu verschaffen, werden die Daten in einer Datenbank verwaltet und über das Internet zugänglich gemacht – über http://lqd-7.mur.at. Die Kunstradio-Reihe „news from LQD-7“ bringt nun Auszüge aus diesen Expeditionsdokumenten und damit Einblick in die seltsamen Welten von LQD-7. Das Projekt der bildenden Künstlerin Maria Schubert ist auch eine Reflexion über die wissenschaftliche Berichterstattung bzw. das Dilemma einer hochspezialisierten Wissenschaft, deren Beweise vom Einzelnen nicht mehr durch eigene Erfahrung nachvollzogen werden können. Link: |
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Foto: Harald Heindl „SSHHhh. Ichnogramm heisst Fussabdruck. Ein Soundwalk fürs Radio.“von Bruno PisekZuhören möglich zu machen scheint ebenso wichtig geworden zu sein, wie neue Stücke zu komponieren. Klängen zuzuhören, die in akustischen Feinstaub zerfallen und sich aus diesem wieder hörbar erheben. Mit ausreichend Platz fürs Hinhören. Was kommt vor: zehn komponierte Orte und zehn komponierte Passagen. Fünf der komponierten Orte wurden mir auf meine Einladung hin von folgenden Komponisten als Teil dieses Stückes gegeben: Maja Ratkje/Lotta Melin (Oslo), Radu Malfatti (Wien/Berlin), Martin Janicek (Prag), Mitch Heinrich (Wuppertal) und David Felix (Lissabon). Ich bedanke mich bei allen Sechs sehr für die Beiträge! Die Passagen setzen sich zusammen aus einer Reihe von Aufnahmen an unterschiedlichen Orten in Europa. Sie sind in der leisen Liste angeführt. Die Passagen entstehen aus einzelnen Schritten - jeder Schritt durchmisst hier 9 Sekunden - und führen von einem Ort zum Nächsten. In „Sshhh“ wird das Radio zum europäischen Ort, der als solcher in diesen virtuellen Räumen realisierbar ist. Es ist eine Vorstellung von mir, dass Radio ein dafür geeigneter Ort ist. Ebenso wie das Netz. Aber das hat sich auch das Radio längst zu eigen gemacht. Der Wechsel zwischen sehr leisen Klängen und klar hörbaren Klängen beschäftigt mich schon seit einiger Zeit. Die auslösende Idee für dieses Stück hat zu tun mit einer Lecture von Zhang Jian (fm3/buddha machine), die ich im Club 'Dos Kolegas' in Bei-jing im Jahr 2006 zu eben diesem Thema von ihm gehört habe: Es ist nicht nur spannend das Innenleben eines Computers aufzunehmen und aus diesen Aufnahmen ein Stück zu komponieren. Es ist ebenso notwendig, ZuhörerInnen dazu zu bringen, diese Klangwelt unabhängig von neuen Stücken, die den Gesamtgeräuschpegel dieser Welt letztendlich wieder nur erhöhen, zu hören. Ein Hinhören möglich zu machen. Diese Intention, als eine der kompositorischen Aufgaben das Zuhören zu fördern, stelle ich auch in folgende Zusammenhänge: Ökonomie der Stille und des Zuhörens: Was Tausch und Austausch beim Sprechen und Zuhören sind, ist nachvollziehbar. In der Stille beim Hinhören auf „eher Nichts“ und zugleich auch auf den eigenen Körper, ist der Tausch nicht mehr so eindeutig. Ökologie der Stille und des Zuhörens: Reduktion der Permanent-Aktivierung für das Nervensystem. Die Zunahme der Anzahl an Sounds und die Zunahme der Lautstärke von Sounds wird langsam als Teil eines ökologischen Gesamtsystems verstanden, untersucht und bewertet. Anmerkung: Auch das erweiterte Nervensystem - die mediale Welt, nach McLuhan - bedrängt mittlerweile das menschliche Nervensystem. Wie in einem Schuss, der nach hinten losgeht. Ich habe zu diesen Bereichen eine kleine Auswahl von links angeführt. Und: „Sshhh“ ist zweifach kopfhörergerecht. Der Wechsel von Kunstkopfaufnahmen, Stereoaufnahmen, Monoaufnahmen und Stereomischungen macht das Hören am Kopfhörer sehr abwechslungsreich. Doch zusätzlich eröffnen die Passagen, die sehr leise gehalten sind (-40 bis -50 db) aber auch den Sounds der realen Aussenwelt sich hier in das Stück einzumischen. Betrachtet man die „Ohrstöpselkultur“ nun als ein Weghören vom Hier und Jetzt, das aber doch ein Wunsch zu hören ist, so öffnet dieses Stück den realen Sounds die Hintertür, dazwischen doch wieder gehört zu werden. Dies ist durchaus beabsichtigt. Die Intention des Stückes ist eben das Öffnen der Ohren, nicht das „Zustöpseln“. Auch wenn sie „zugestöpselt“ sind. (Bruno Pisek) Foto: Uli Kühn Bruno Pisek im Interview mit Anna Soucek Orientierungsplan zum Radiosoundwalk „Sshhh“: 00:00 auftakt 00:03 „woodpanels“ teil 1 Martin Janicek, Mayrau/Prag 01:53 passage 1 02:56 „empty ladders“ Maja Ratkje/Lotta Melin, Oslo 05:40 passage 2 06:43 „leise luft“ Bruno Pisek, Wien 08:50 passage 3 09:53 „ppp - leises stück“ Mitch Heinrich, Wuppertal this this this this this this that that that that that that theme theme theme theme f-f-f-f t ph-ph-ph-ph v-w-v-w-v-w-v (h) w-u-u-u-u-u-u- sch-sch sch-sch |·|·|·|·|·|·|·|·| : dpplpkt smkln smlkln smlkdln krrrrkrrrkrrrkrrr wpt wpt gmpldtskrchn gmpldtskrchn gntrmsdrf smmm rng (iiiiinii) e (pp<mf). (dieser text © Mitch Heinrich) 12:27 passage 4 13:30 „islandwasser“ Bruno Pisek, Island 15:49 passage 5 16:53 „wechseljahre einer hyäne“ radu malfatti, Berlin/Wien 20:18 passage 6 21:21 „gesang aus barcelona“ , Barcelona 23:27 passage 7 24:30 „marreta“ David Felix, Lissabon 26:07 passage 8 27:10 „nacht aussen. auf einer wiese“ Bruno Pisek, ich stell mir vor, daß die frequenzbänder, auf denen jetzt gerade gesprochen, gesendet und übertragen wird, zu leuchten beginnen. wie nordlichter. jedes frequenzband in einer eigenen farbschattierung. ein nächtlicher bändertanz. dichte bunte schleier legten sich dann vor die sterne. früher haben nur die leitungen gesummt. gesurrt. jetzt flirrt die ganze luft. wieviele antennen bräuchte ich um all das zu entschlüsseln, was mich umschwirrt. -. umschwirrt. genau: datenmotten. die luft ist voller datenmotten. und: die luft fühlt sich seltsam an. aufgeladen. die stille die's nicht gibt. nur dieses wunschwort. als wunschort. den riss in der lärmflut, den gibt's. manchmal. (dieser text © Bruno Pisek) 28:56 passage 9 29:59 „goes cosmic“ Bruno Pisek, koordinatenfrei 31:16 passage 10 32:19 „woodpanels“ teil 2 Martin Janicek, Mayrau/Prag 33:15 ausklang 33:44 ende Foto: Isabella Sommer Die leise Liste Schweigeminute am 14.11. in London / Studiostille im Tonstudio Amann in Wien / Atmosphäre im vollen Kinosaal bei einer Stummfilmvorführung im Filmmuseum in Wien / Ofenblubbern in einer Berghütte am Hochwechsel / leichter Regen am Unterberg in Niederösterreich / Atmosphäre im Mailänder Dom / leichter Wind bei Djúpavik auf Island / Atmosphäre in einem Gang einer Pension in Barcelona / Klimaanlage im Zug in einem Abteil der ersten Klasse am Brenner / Atmen während des Schlafs in Prag / Grenzstille an der Donau zwischen Hainburg und Bratislava / zu einem kleinen pool gefasste Heißwasserquelle bei Hólmavík, Island / offenes Fenster zu einem zweiten Innenhof in Wien / Sommerruhe auf der Rax / Atmosphäre im Sterngarten hinter der Wotrubakirche in Wien / tropfender Wasserhahn in Berlin / während des Schlafs in Wuppertal / im Inneren einer Kalimba, Wuppertal / Atemloop entfernt, Reykjavík / Nachdenkpause während eines Vortrags, Wien / verschlafene Ruhe beim Frühstück am Diktaphon, Berlin / entfernte Hunde in der Dämmerung, Kreta / ein Grammophon im Leerlauf, Wien / Fagottnachhall aus vier Delays und drei Loopsamplern, Wien / Bergwind Diktigebirge Kreta / Atmosphäre in der Umkleidehalle der aufgelassenen Mine in Mayrau bei Prag / entfernte Stadtatmo vom Dach des Mailänder Doms aus gehört / Knistern eines statisch aufgeladenen Pullovers in Prag / stilles Hotelzimmer in Barcelona / Atmosphäre im Museum für nationales Schrifttum in Prag Links zu den einzelnen Komponisten und zu einigen Bereichen: Maja Ratkje: Lotta Melin: Radu Malfatti: Mitch Heinrich: David Felix: Martin Janiček: Vermischtes: mica-Interview Theo Sand, Bruno Pisek Vor einigen Wochen wurde mit dem Projekt fAbia ein Album veröffentlicht, das die Geschichte einer Bahnfahrt von Sopot (PL) nach Wien erzählt. Über dieses außergewöhnliche Konzept spricht der dahinter stehende Musiker Theo Sand. Ebenfalls zum Interview eingefunden hat sich fAbia-Produzent Bruno Pisek, der anschließend Auskunft über sein neuestes Radioprogramm gibt, das am 29.3., um 23:05 Uhr, im Kunstradio auf Ö1 Premiere feiert. Das Interview führte Michael Masen. Bruno, du hast jetzt ein neues Radioprogramm fertig gestellt, namens „SSHHhh. Ichnogramm heißt Fußabdruck. Ein Soundwalk fürs Radio“. Kannst du darüber ein wenig erzählen? Dieser Soundwalk fürs Radio gestaltet sich so, dass es einzelne Orte gibt, zwischen denen ich mich langsam bewege. Von einem Ort zum nächsten. Die ruhigen Passagen bestehen aus ungefähr neun Sekunden langen, einzelnen Geräuschtönen unter leisen Sequenzen. Diese neun Sekunden sind so etwas, wie einmal mit dem Fuß abrollen. Nach sieben oder acht Schritten ist man dann am nächsten Ort, wo das nächste Klangerlebnis auf einen wartet - man befindet sich somit in einem neuen Klangraum. Du selbst hast ja während der Arbeit und beim Hören das gesamte Konzept der Komposition im Kopf; glaubst du, dass das auch jemand schon beim ersten Mal hören erkennen kann? |