FREITAG, 29. März 2009, 23:05 - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


 

„news from LQD-7 - #407“

von Maria Schubert

Stimmen: Franz Tomandl und Nina Strehlein

Das Projekt „prototyping LQD-7“ ist die Dokumentation einer Expedition zu dem bislang unbekannten Sonnensystem LQD-7. Bei einer Expedition fallen bekanntlich unterschiedlichste Daten und Gegenstände (Proben, Präparate, Videos, Animationen, Daten von Sonden, wissenschaftliche Texte, Tagebücher, ...) in sehr großer Zahl an.

Um dem interessierten Betrachter die Möglichkeit zu geben, sich einen Überblick über LQD-7 zu verschaffen, werden die Daten in einer Datenbank verwaltet und über das Internet zugänglich gemacht – über http://lqd-7.mur.at. Die Kunstradio-Reihe „news from LQD-7“ bringt nun Auszüge aus diesen Expeditionsdokumenten und damit Einblick in die seltsamen Welten von LQD-7.

Das Projekt der bildenden Künstlerin Maria Schubert ist auch eine Reflexion über die wissenschaftliche Berichterstattung bzw. das Dilemma einer hochspezialisierten Wissenschaft, deren Beweise vom Einzelnen nicht mehr durch eigene Erfahrung nachvollzogen werden können.

Statement von Maria Schubert

Link:
http://lqd-7.mur.at


[TOP]

Foto: Harald Heindl

 

„SSHHhh. Ichnogramm heisst Fussabdruck. Ein Soundwalk fürs Radio.“

von Bruno Pisek

Zuhören möglich zu machen scheint ebenso wichtig geworden zu sein, wie neue Stücke zu komponieren.

Klängen zuzuhören, die in akustischen Feinstaub zerfallen und sich aus diesem wieder hörbar erheben. Mit ausreichend Platz fürs Hinhören.

Was kommt vor: zehn komponierte Orte und zehn komponierte Passagen. Fünf der komponierten Orte wurden mir auf meine Einladung hin von folgenden Komponisten als Teil dieses Stückes gegeben: Maja Ratkje/Lotta Melin (Oslo), Radu Malfatti (Wien/Berlin), Martin Janicek (Prag), Mitch Heinrich (Wuppertal) und David Felix (Lissabon). Ich bedanke mich bei allen Sechs sehr für die Beiträge!

Die Passagen setzen sich zusammen aus einer Reihe von Aufnahmen an unterschiedlichen Orten in Europa. Sie sind in der leisen Liste angeführt. Die Passagen entstehen aus einzelnen Schritten - jeder Schritt durchmisst hier 9 Sekunden - und führen von einem Ort zum Nächsten.

In „Sshhh“ wird das Radio zum europäischen Ort, der als solcher in diesen virtuellen Räumen realisierbar ist. Es ist eine Vorstellung von mir, dass Radio ein dafür geeigneter Ort ist. Ebenso wie das Netz. Aber das hat sich auch das Radio längst zu eigen gemacht.

Der Wechsel zwischen sehr leisen Klängen und klar hörbaren Klängen beschäftigt mich schon seit einiger Zeit. Die auslösende Idee für dieses Stück hat zu tun mit einer Lecture von Zhang Jian (fm3/buddha machine), die ich im Club 'Dos Kolegas' in Bei-jing im Jahr 2006 zu eben diesem Thema von ihm gehört habe: Es ist nicht nur spannend das Innenleben eines Computers aufzunehmen und aus diesen Aufnahmen ein Stück zu komponieren. Es ist ebenso notwendig, ZuhörerInnen dazu zu bringen, diese Klangwelt unabhängig von neuen Stücken, die den Gesamtgeräuschpegel dieser Welt letztendlich wieder nur erhöhen, zu hören. Ein Hinhören möglich zu machen.

Diese Intention, als eine der kompositorischen Aufgaben das Zuhören zu fördern, stelle ich auch in folgende Zusammenhänge:

Ökonomie der Stille und des Zuhörens: Was Tausch und Austausch beim Sprechen und Zuhören sind, ist nachvollziehbar. In der Stille beim Hinhören auf „eher Nichts“ und zugleich auch auf den eigenen Körper, ist der Tausch nicht mehr so eindeutig.

Ökologie der Stille und des Zuhörens: Reduktion der Permanent-Aktivierung für das Nervensystem.  Die Zunahme der Anzahl an Sounds und die Zunahme der Lautstärke von Sounds wird langsam als Teil eines ökologischen Gesamtsystems verstanden, untersucht und bewertet.

Anmerkung: Auch das erweiterte Nervensystem - die mediale Welt, nach McLuhan - bedrängt mittlerweile das menschliche Nervensystem. Wie in einem Schuss, der nach hinten losgeht.

Ich habe zu diesen Bereichen eine kleine Auswahl von links angeführt.

Und: „Sshhh“ ist zweifach kopfhörergerecht. Der Wechsel von Kunstkopfaufnahmen, Stereoaufnahmen, Monoaufnahmen und Stereomischungen macht das Hören am Kopfhörer sehr abwechslungsreich. Doch zusätzlich eröffnen die Passagen, die sehr leise gehalten sind (-40 bis -50 db) aber auch den Sounds der realen Aussenwelt sich hier in das Stück einzumischen.

Betrachtet man die „Ohrstöpselkultur“ nun als ein Weghören vom Hier und Jetzt, das aber doch ein Wunsch zu hören ist, so öffnet dieses Stück den realen Sounds die Hintertür, dazwischen doch wieder gehört zu werden. Dies ist durchaus beabsichtigt. Die Intention des Stückes ist eben das Öffnen der Ohren, nicht das „Zustöpseln“. Auch wenn sie „zugestöpselt“ sind.

(Bruno Pisek)


Foto: Uli Kühn

Bruno Pisek im Interview mit Anna Soucek


Orientierungsplan zum Radiosoundwalk „Sshhh“:

00:00   auftakt

00:03 „woodpanels“ teil 1  Martin Janicek, Mayrau/Prag

01:53   passage 1

02:56 „empty ladders“ Maja Ratkje/Lotta Melin, Oslo

05:40   passage 2

06:43 „leise luft“ Bruno Pisek, Wien

08:50   passage 3

09:53 „ppp - leises stück“ Mitch Heinrich, Wuppertal

this  this  this  this  this  this that  that  that  that  that  that

theme  theme  theme  theme f-f-f-f t         ph-ph-ph-ph v-w-v-w-v-w-v

(h) w-u-u-u-u-u-u-      sch-sch   sch-sch      |·|·|·|·|·|·|·|·| :         dpplpkt   smkln

smlkln smlkdln      krrrrkrrrkrrrkrrr     wpt   wpt     gmpldtskrchn    gmpldtskrchn

gntrmsdrf      smmm rng     (iiiiinii)  e (pp<mf).

 (dieser text © Mitch Heinrich)

12:27   passage 4

13:30 „islandwasser“ Bruno Pisek, Island

15:49   passage 5

16:53 „wechseljahre einer hyäne“ radu malfatti, Berlin/Wien

20:18   passage 6

21:21 „gesang aus barcelona“ , Barcelona

23:27   passage 7

24:30 „marreta“ David Felix, Lissabon

26:07   passage 8

27:10 „nacht aussen. auf einer wiese“ Bruno Pisek,

ich stell mir vor, daß die frequenzbänder, auf denen jetzt gerade gesprochen, gesendet    und  übertragen wird, zu leuchten beginnen. wie nordlichter. jedes frequenzband in einer eigenen farbschattierung. ein nächtlicher bändertanz. dichte bunte schleier legten sich dann vor die sterne.

früher haben nur die leitungen gesummt. gesurrt. jetzt flirrt die ganze luft. wieviele antennen bräuchte ich um all das zu entschlüsseln, was mich umschwirrt. -. umschwirrt. genau: datenmotten. die luft ist voller datenmotten. und: die luft fühlt sich seltsam an. aufgeladen.

die stille die's nicht gibt. nur  dieses wunschwort. als wunschort. den riss in der lärmflut, den gibt's. manchmal.       (dieser text © Bruno Pisek)

28:56   passage 9

29:59 „goes cosmic“ Bruno Pisek, koordinatenfrei

31:16   passage 10

32:19 „woodpanels“ teil 2  Martin Janicek, Mayrau/Prag

33:15   ausklang

33:44   ende




Foto: Isabella Sommer

Die leise Liste

Schweigeminute am 14.11. in London / Studiostille im Tonstudio Amann in Wien / Atmosphäre im vollen Kinosaal bei einer Stummfilmvorführung im Filmmuseum in Wien / Ofenblubbern in einer Berghütte am Hochwechsel / leichter Regen am Unterberg in Niederösterreich / Atmosphäre im Mailänder Dom / leichter Wind bei Djúpavik auf Island / Atmosphäre in einem Gang einer Pension in Barcelona / Klimaanlage im Zug in einem Abteil der ersten Klasse am Brenner / Atmen während des Schlafs in Prag / Grenzstille an der Donau zwischen Hainburg und Bratislava / zu einem kleinen pool gefasste Heißwasserquelle bei Hólmavík, Island / offenes Fenster zu einem zweiten Innenhof in Wien / Sommerruhe auf der Rax / Atmosphäre im Sterngarten hinter der Wotrubakirche in Wien / tropfender Wasserhahn in Berlin / während des Schlafs in Wuppertal / im Inneren einer Kalimba, Wuppertal / Atemloop entfernt, Reykjavík / Nachdenkpause während eines Vortrags, Wien / verschlafene Ruhe beim Frühstück am Diktaphon, Berlin / entfernte Hunde in der Dämmerung, Kreta / ein Grammophon im Leerlauf, Wien / Fagottnachhall aus vier Delays und drei Loopsamplern, Wien / Bergwind Diktigebirge Kreta / Atmosphäre in der Umkleidehalle der aufgelassenen Mine in Mayrau bei Prag / entfernte Stadtatmo vom Dach des Mailänder Doms aus gehört / Knistern eines statisch aufgeladenen Pullovers in Prag / stilles Hotelzimmer in Barcelona / Atmosphäre im Museum für nationales Schrifttum in Prag


Links zu den einzelnen Komponisten und zu einigen Bereichen:

Maja Ratkje:
http://ratkje.com/

Lotta Melin: 
www.lottamelin.com/

Radu Malfatti:
http://www.timescraper.de/malfatti/RMTexte.html
http://www.timescraper.de/malfatti/index.html

Mitch Heinrich:
http://www.nurnichtnur.de/artists/heinrich.htm
http://www.youtube.com/watch?v=Dsa7L9eEerU

David Felix:
www.myspace.com/timitiminono

Martin Janiček:
http://www.thefreelibrary.com/Martin+Janicek's+strange+new+layers-a0131593187
http://www.pampaedia.cz/en/pages/autori/janicek.html
http://www.rozhlas.cz/radiocustica/archive

Vermischtes:
http://leonardo.info/isast/spec.projects/acousticecologybib.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Noise_pollution
http://en.wikipedia.org/wiki/Bioacoustics
http://www.gruenrekorder.de/?page_id=97
http://www.wildsanctuary.com/
http://ec.europa.eu/environment/noise/home.htm
http://interact.uoregon.edu/MediaLit/WFAE/home/


mica-Interview Theo Sand, Bruno Pisek

Vor einigen Wochen wurde mit dem Projekt fAbia ein Album veröffentlicht, das die Geschichte einer Bahnfahrt von Sopot (PL) nach Wien erzählt. Über dieses außergewöhnliche Konzept spricht der dahinter stehende Musiker Theo Sand. Ebenfalls zum Interview eingefunden hat sich fAbia-Produzent Bruno Pisek, der anschließend Auskunft über sein neuestes Radioprogramm gibt, das am 29.3., um 23:05 Uhr, im Kunstradio auf Ö1 Premiere feiert. Das Interview führte Michael Masen.

Bruno, du hast jetzt ein neues Radioprogramm fertig gestellt, namens „SSHHhh. Ichnogramm heißt Fußabdruck. Ein Soundwalk fürs Radio“. Kannst du darüber ein wenig erzählen?

Bruno Pisek: Ich beschäftige mich als Komponist, vor allem fürs Radio, jetzt schon seit längerer Zeit mit Stille in unterschiedlichen Kompositionen. Und jetzt, für dieses Stück, habe ich mir vorgenommen, eine längere Komposition zu erschaffen, die diese ganzen leisen Klänge zum ertönen bringt, die hinter dem Lärmschleier stehen. Diese Töne, die man jetzt hier im Kaffeehaus beispielsweise nicht hören kann, weil es so laut ist. Es gibt jede Menge kleine Sounds, die sehr spannend sind - diese heißen bei uns „Stille“. Und aus denen eine Komposition zu machen, die in sich schlüssig bleibt und trotzdem aber einen Spannungsbogen über 30 Minuten halten kann, dieses auf seine Machbarkeit auszuprobieren, war mein Ziel.

Ich habe auch bei ein paar Künstlern angefragt, die sich ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigen, ob sie ebenfalls so kleine Bausteine für das Stück erschaffen und mir zur Verfügung stellen könnten, so dass ich es zu einem großen Ganzen machen kann.

Somit ist ein Stück entstanden, das nicht nur meine eigenen Vorstellungen, mit kleinen Geräuschen umzugehen, enthält, sondern auch diejenigen von Radu Malfatti, Maja Ratkje/Lotta Melin, Mitch Heinrich, David Felix und auch Martin Janicek.

Dadurch erfüllt sich auch ein anderes großes Anliegen von mir an dieses Stück - es soll nämlich Europäisches Radio sein. Das heißt, in diesem sogenannten virtuellen Raum, den das Radio darstellt, kann man ein Europa errichten, das sonst sehr schwer zu erschaffen wäre, nämlich vollkommen unterschiedliche und weit verstreute Orte und Menschen zueinander zu bringen. Genau das kann aber Radio sehr gut. Nun verbinden sich in diesem Stück Aufnahmen aus Oslo, Barcelona, Lisabon, London, Wuppertal, Berlin, Prag, Wien, Kreta, Island und einigen Orten dazwischen zu einem ganzen Stück. Ein richtiges Radiostück also, das in dieser Art wohl nirgendwo anders hörbar wäre. Mein großer Wunsch ist es, die Menschen ein bisschen zum Zuhören zu verleiten - wenn mir das gelingt, bin ich schon froh.

Ist es auch in gewisser Weise ein Bestreben, aufzuzeigen, dass Radioprogramm auch mehr sein kann, als bloße Hintergrundberieselung, zu der es heute ja zumeist verkommen ist?

Bruno Pisek:
Ja, das stimmt. Ich möchte das Zuhören wieder in den Vordergrund rücken. Das andere, das im Radio natürlich ganz schwierig zu bewältigen ist, sind die stillen Sequenzen. Jede Radiostation und jeder Radiomacher fürchtet sich vor Stille, als wäre es der Aussatz. Es gibt eine ganz spezielle Einrichtung im Österreichischen Rundfunk, die sich einschaltet, wenn für 30 Sekunden lang kein Signal gesendet wird. Dieser Notsender aktiviert sich dann und sendet Klassische Musik.

Die Frage ist natürlich jetzt, woher denn diese Angst vor der Stille kommt. Ich glaube, das hat viele unterschiedliche Gründe, auf die ich jetzt aber gar nicht eingehen will. Worauf ich allerdings schon zu sprechen kommen möchte, ist der Kunstgriff, mit dem ich diesen Notsender unterwandern musste. Es gibt ja auch in meinem Stück diese ganz ruhigen Passagen, wo man leise Klänge hört, die aber vom Signal her technisch zu leise sind, als dass der Sender sie als solches erkennen könnte. Deshalb musste ich kleine Signale einflechten, die ich sonst für eine CD Produktion nicht verwende. Es gibt da jetzt also für das Radiostück ganz kleine Signaleinheiten, die so mancher als „Fledermaussounds“ kennt. Diese Bezeichnung deswegen, weil diese Echolotsounds eigentlich für uns Menschen nicht hörbar sind und nur durch den Detektor wahrgenommen werden können. Allein diese Idee, das Unhörbare hörbar machen zu müssen, hat mich auf die Idee gebracht, dass das genau die Signale sind, die es braucht, damit sich der Notsender nicht aktiviert. Ich finde diese Verbindung sehr gut und so bleibt, wie ich hoffe, das ganze Stück für 30 Minuten in der Ruhe erhalten.

Es ist aber nicht so, dass da jetzt 30 Minuten lang nur ganz kleine Dinge passieren. Es kommen ganz eindeutige musikalische Töne unterschiedlicher Art von vielen Instrumenten. Nur dazwischen stehen immer wieder ruhige Passagen, in denen sich die vielen kleinen, stillen Sachen abspielen, die man sonst nicht hört. Man braucht also keine Angst zu haben, dass 30 Minuten lang überhaupt nichts passiert oder nur ganz wenig. Die Dinge sind eindeutig hörbar - lediglich gibt es zwischendurch schöne und beruhigende Pausen.

Existiert bei dem Programm auch so etwas wie ein roter Faden, der sich von vorne bis hinten durchzieht?

Bruno Pisek: Der rote Faden in der Komposition ist ein Ichnogramm, ein Fußabdruck. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und hat wohl auch das Wort „ich“ mitgeformt, das unser Bewusstsein so nachhaltig beeinflusst hat. Als ich zum ersten Mal diese „Fußabdrücke“ entdeckt habe, musste ich an die Robinson Crusoe und Freitag Geschichte denken, diese Fußabdrücke im Sand. Darüber hinaus haben wir ja auch alle den Wunsch, in unserem Leben Spuren zu hinterlassen für die Nachwelt.

Dieser Soundwalk fürs Radio gestaltet sich so, dass es einzelne Orte gibt, zwischen denen ich mich langsam bewege. Von einem Ort zum nächsten. Die ruhigen Passagen bestehen aus ungefähr neun Sekunden langen, einzelnen Geräuschtönen unter leisen Sequenzen. Diese neun Sekunden sind so etwas, wie einmal mit dem Fuß abrollen. Nach sieben oder acht Schritten ist man dann am nächsten Ort, wo das nächste Klangerlebnis auf einen wartet - man befindet sich somit in einem neuen Klangraum.

Auf diese Weise baut sich das ganze Stück auf und es gibt Rückbezüglichkeiten zwischen den Klängen, die man auch wahrnehmen kann. Es ist also wirklich als ganzes Stück durchkomponiert, eine Komposition, bei der sich die Teile zueinander hinwenden und einander erklären.

Du selbst hast ja während der Arbeit und beim Hören das gesamte Konzept der Komposition im Kopf; glaubst du, dass das auch jemand schon beim ersten Mal hören erkennen kann?

Bruno Pisek: Ich bin ganz und gar überzeugt davon, dass man beim ersten Mal hören sehr viel mitbekommt. Die Komposition ist derart gestaltet, dass es nicht darauf ankommt, vorher die gesamte Struktur zu kennen, oder sämtliche dahinter steckenden Geschichten. Es ist möglich, das Stück einfach so anzuhören, ohne große Vorkenntnisse.

Das war mir auch ein großes Anliegen, dass es im Vorfeld nicht langer Erklärungen bedarf, um das Stück anhören und verstehen zu können. Diese Richtung, die viele moderne Komponisten eingeschlagen haben, ist mir nicht ganz geheuer. Es verlangt von den Zuhörern erstens sehr viel und zweitens unterstellt es ihnen in einer gewissen Form, dass sie einfach zu blöd sind, generell, von sich und aus der Situation heraus, hören, genießen und verstehen zu können.

Ich lasse lieber Musik entstehen, von der ich glaube, dass sie sich selber erklären kann und dem Zuhörer selbst die Geschichte erzählt.

Link zum Interview in voller Länge




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