SONNTAG, 28. September 2008, 23:05. - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST


 

„Listening Proposals“ ist eine Reihe der Ars Acustica, der Radiokunst-Gruppe innerhalb der Europäischen Rundfunkvereinigung EBU. Aktuelle Produktionen werden ausgetauscht und von den beteiligten Programmen vorgestellt.
Kunstradio bringt diesmal zwei Stücke, die vom Tschechischen Rundfunk produziert wurden:
„The Healing Heating“ von Peter Machajdík und “Kdo to udelal? (Who Has Done It?)” von Roman Stetina.

Link:
Ars Acustica Gruppe


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“Kdo to udelal? (Who Has Done It?)”

von Roman Stetina

„Schlaflose Nächte, Nächte mit Kopfschmerz, Leiden, und Nächte, in denen ich glaubte zu sterben. Endlose, unhörbare Gespräche. Flüstern, das erst im Morgengrauen endet. Blindheit, an die sich die Augen gewöhnen. Schatten von Ereignissen. Nächte, die klar und saft sind, Nächte wie im Flug. Heißer Asphalt, bloße Füße und das Murmeln eines Baches. Kies zwischen den Fingern.
Die Zeit zwischen Schlaf und Wachzustand, erhöhte Herzfrequenz, Schreie, die in der Dunkelheit verstummen. Alles sinkt in grundlose Landschaften und explodiert dann, ohne eine Vorwarnung, in die Wirklichkeit. Unerträgliche Fieberanfälle. Seiten von Papier bedeckt mit Gekritzel, am Morgen nicht mehr entzifferbar. Das Radio nicht abgeschalten.“

Roman Stetina begibt sich in seinem Hörstück „Kdo to udelal?“ auf eine Reise in die Tiefen des Schlafes: während einer Nacht hat er in seinem Schlafzimmer das Aufnahmegerät laufen lassen. Ausgehend von dieser Aufnahme, montiert er Elemente aus anderen Arbeiten zu einer Dramaturgie der Schlaflosigkeit.



“The Healing Heating”

von Peter Machajdík

Peter Machajdiks „The Healing Heating“ entstand im Auftrag der Radiocustica-Abteilung des Tschechischen Rundfunks Prag. Die Aufnahme wurde im Frühling 2007 im Privat-Studio des Komponisten in Bratislava realisiert.
Den Mittelpunkt der 19-minütigen Audio-Art-Komposition bilden Klangkonturen, deren thematischer Ausgangspunkt sich um die sowohl aktuelle als auch akute Problematik der Umweltverschmutzung und der globalen Erwärmung dreht. Gegenüber den bedrückten, monolithisch aufsteigenden Klangflächen aus klagenden, düsteren Geräuschen stehen sorglose, nichtsahnende und kaum etwas bedeutende Stimmen des Alltags.
„The Healing Heating“ ist trotz seines scheinbar gesellschaftlichen Engagements kein politisches Werk. Es basiert auf der Cageschen Reduktion des dramatischen Ausdrucks. Ähnlich wie in Machajdiks Kompositionen der vergangenen Jahre sucht man auch in „The Healing Heating“ vergeblich nach Handlungen oder logischen Erklärungen, nach Antworten auf Fragen, die während des Lauschens der ungekünstelten Klänge und Geräusche auftauchen. Vieles wird hier bloß angedeutet und kann auf verschiedene Art und Weise interpretiert werden. Vieles in „The Healing Heating“ ist in einer Metapher versteckt.
Genauso wie in seinen früheren Audio-Art-Kompositionen wie z.B. „Columbia (at this country)“ oder „Hannahver“, verläßt sich der aus Bratislava stammende und in Berlin lebende Komponist auch in „The Healing Heating“ vor allem auf „rohe“ und „grobe“ Geräusche. Die meisten von ihnen wurden sowohl in der Natur als auch auf den Straßen verschiedener Städte sowie im Interieur aufgenommen. Um die authentische akustische Klangatmosphäre des Geräuschhaften nicht zu vermindern, versucht Machajdik dem Reduzieren des an manchen Stellen anwesenden Rauschens auszuweichen.
Machajdík hat „The Healing Heating“ auch als Live-Peformance mit E-Gitarre, Akkordeon, Projektionen und Tanz adaptiert.






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