SONNTAG, 10. August 2008, 23:05. - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST


 

Ars Acustica ist eine Gruppe der Europäischen Rundfunk Vereinigung EBU, die Radiokunst-Stücke untereinander austauscht. Neben dem ORF Kunstradio sind etwa auch Sveriges Radio (Schweden), Česky Rozhlas (Tschechien), Deutschlandradio Kultur, der Westdeutsche Rundfunk WDR und RNE Radio Clásica (Spanien) beteiligt.

In der Reihe „Listening Proposals“ stellt Kunstradio Produktionen internationaler Künstler vor. Diesmal sind das “Son en la noche” (“Sonne in der Nacht”) von Emiliano López Rascón und “Pieces of Musical Reality” von Philip Corner.

Link:
Ars Acustica Gruppe


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“Son en la noche”

von Emiliano López Rascón

“Tagsüber wird ein enormes Tipi aufgestellt, mti Pfählen und einem großen Zelttuch. Nächtens wurde es ein Teocalli, ein Haus der Energien. In seiner Mitte leuchtet der Iztacuahutli, der Adler des Feuers, ein Sonnensymbol. Die Glut bewahrt den Vogel vor der Nacht. Rundum sind Männer, Frauen und Kinder, die singen, beten, Rituale vollziehen und – unter Hilfe des Anführers, die Welt des Geheiligten betreten. Ich bin mitgegangen… ausgerüstet mit ein Aufnahmegerät.”
(Emiliano López Rascón)

1957 veröffentlichte der Ethnologe R. Gordon Watson eine Langspielplatte mit Aufnahmen aus Huautla de Jiménez, Oaxaca, México. Zu hören sind darauf Gesänge und Gebete der Mazatec Schamanin Maria Sabina, die mit haluzinogenen Pilzen zu heilen wusste.

Dieses akustische Material verwendet der mexikanische Klang- und Radiokünstler Emiliano López Rascón für sein Stück „Sonne in der Nacht“ – kombiniert wird es mit Aufnahmen, die Rascón bei einem Abend der Native American Church am Fuße der Vulkane Iztaccihuatl und Popocatepetl gemacht hat. Die Zeremonien der Native American Church werden durch die Einnahme von Peyote, der Kaktenart mit psychoaktiven und antibiotischen Wirkstoffen, begleitet. Visuelle oder akustische Aufnahmen existieren kaum von diesen Ritualen, dem Künstler wurde vom Priester jedoch die Genehmigung erteilt – und er stellte sich auch für Studioaufnahmen zur Verfügung.

Wissend, das eine authentische Rekonstruktion des Klangerlebnisses unmöglich ist, unterzieht der Künstler die archaischen Rituale einer digitalen Bearbeitung: Echos, Delays, Verzerrungen, Überlagerungen und digitale Störgeräusche werden bewusst eingesetzt: „Schlüssel zur Klangästhetik des Stückes ist die Allgegenwärtigkeit von technischen Kunstgriffen, die die rituellen Klänge beeinträchtigen und sich mit ihnen überlagern. Die Welt der Magie, die Stimmen und das geheiligte Feuer sind da, man kann sie hären, aber durch emblematisch digitale Sounds hindurch.“

(Emiliano López Rascón, sound and radio artist)

Aufgenommen im September 2007.
Ausgezeichnet beim XIV Radio Art Contest, der von Radio Clasica und dem CDMC (Center for Diffusion of Contemporary Music, Spanisches Kulturministerium) organisiert und koproduziert wurde.
Produktion in den LIEM-CDMC Studios.
Erstsendung auf Ars Sonora (RNE Radio Clasica) am 7. Oktober 2007

“Pieces of Musical Reality”

von Philip Corner

Eine Reihe musikalischer Aktionen bildet die verschiedenen Ebenen dieser Arbeit, die im Studio Musica 1 und 2 des Spanischen Rundfunks RNE, Madrid, im February 1994 produziert wurden.

Zuerst vollzog der Komponist und Musiker Philip Corner diese Aktionen mit seinem wohl liebsten Instrument. Danach entstanden – gemeinsam mit dem Produzenten Jose Iges – Aufnahmen im Stadtraum von Madrid, die stets improvisatorischen Kriterien folgten. Schließlich hat er konkrete und instrumentale Sounds zwei Gruppen zugeordnet, diese in eine Partitur verarbeitet und dann in ein digitales Mehrspurprogramm transferiert.


Tonmeister: Manuel Álvarez, Juan José Urdangarín
Soloist: Philip Corner, Piano
Eine Koproduktion von RNE und CDMC (Center for Diffusion of Contemporary Music, Spanisches Kulturministerium)





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