Technik: Martin Leitner
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Peter Pessls neues Hörstück “Re-inventing Tibet” bezieht sich auf ausgedehnte Reisen des Autors nach Tibet, Nepal und Nordindien, sowie auf – ausgelöst durch diese langen, glückhaften Reisebewegungen durch riesige Landschaftsräume – entstandene Überlegungen zur Radiokunst, zum Reisen als Kunstform des Körpers und Bewusstseins, aber auch zu Politik, Geschichte und Spiritualität. „Re-Inventing Tibet“ bezeichnet der Autor als Geschenkskunstwerk für Tibet, seine Bewohner und die im Verschwinden begriffene tibetische Kultur. Das von China okkupierte Tibet ist einem rasanten Modernisierungsprozess unterworfen – über die Hauptstadt Lhasa, wo heute mehr Chinesen als Tibeter leben, erzählt Peter Pessl: „Re-inventing“, also neu-erfinden, bezieht sich sowohl auf den Inhalt des Stückes, als auch auf die Form. Eine objektive Wiedergabe der Realität, meint Pessl, gibt es nicht – jede künstlerische Annäherung ist daher eine Interpretation, die von der Imagination gespeist wird. Diesbezüglich ist für Pessl der Archäologe Piranesi von Bedeutung, der im 18. Jahrhundert in seinen Architekturphantasien das Antike Rom neu erfunden hat. Für seine auditive Neu-Erfindung Tibets verzichtet Peter Pessl konsequent auf den Einsatz von Primärmaterial, also vor Ort aufgenommene Sounds. Verwendet wird ausschließlich Material aus anderen Zusammenhängen, zitierendes Material, das übertragen und übersetzt wird, und das sich der abbildenden Funktion entzieht. Viel mehr, als das das Material Filmen entnommen ist, will Pessl über seine Soundquellen nicht verraten, denn das würde mehr irritieren als aufklären. Fragmente dieser „schmutzigen“ Sounds arrangiert der Autor zu seiner Partitur. Diese folgt einem minutiös ausgearbeiteten Zeitplan, den es jedoch nicht ausnahmslos einzuhalten gilt. |