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SONNTAG, 10. Dezember 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST




 


A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


SilenceRadio.org is a listening space dedicated to the diversity of contemporary creative radio and was founded by atelier de création sonore radiophonique in partnership with Domaine Public.net, and the support of the Culture Department of the City of Brussels.
SilenceRadio.org offers audio pieces from composed work to "rough" material which are open to any genre (radio art, documentary, sound poetry, drama, phonography, field-recording, soundscape etc.). Many international artists have contributed to the project, but it still remains a primarily French-speaking web project. Furthermore, SilenceRadio.org collaborates with a number of cultural radio programmes, forming a network of artists and radio editors who exchange artistic contents and works that are then broadcast within the respective programmes. For Kunstradio, Johann Groisz and Jürgen Berlakovich have made a selection of audio pieces to be found at SilenceRadio so far, and sketched out a sonic portrait of this not at all silent project.

Make a fist and stretch
von Dinah Bird
September 2005
0’38
Haltet durch, ihr verknöcherten Sklaven der Keyboards! Macht jeden Morgen eine Faust und dann streckt eure Finger. Macht eine Faust und streckt … Nun sind Sie an der Reihe.
Ein Archiv der BBC, die von Dinah Bird gerettet wurde: davor, völlig in Vergessenheit zu geraten.

Strike!
von Chris Watson
Juli 2006
1’20
Ein Wolkenbruch. Auf die Gelegenheit warten, die Zelte abzubauen.
Überall unter die Haut kriechende Feuchtigkeit, am Mount Katadyn in Maine, USA.
Oder handelt es sich um ein Kegelturnier am Olymp?

Le théorème du Plan
von Raymond Clamart
September 2006
2’17
Mix: Irvic D’Olivier
Im französischsprachigen Teil Belgiens befindet sich der Radiosektor “etwas” im Ungleichgewicht. Wie es scheint, wird der lang erwartete “Frequenzplan”, der eine faire Vergabe der Radiofrequenzen zwischen den Radiosendern garantieren sollte, nie das Licht der Welt erblicken. Alles ist zum Stillstand gekommen … es ist wie verhext. Alles wurde schon versucht. Was zum Teufel passiert hier eigentlich?

Compost
von Guillaume Beauron
September 2006
6’02
Alte Soundschnipsel, wie Erinnerungen; ein Super-8-Film mit verwaschenen Farben, Eindrücken, Überbelichtungen, Überlagerungen, mit eigenartigen, fremden Stimmen, Schlamm, Kompost. – Kompost, Zerfall, Neusatz.
An der Oberfläche des Morasts pulsiert das Leben.

Suite sonore en 3 mouvements
Komposition: Nicolas Frize
Juni 2006
7’31
1st movement
Sound: Christina Clar
Produktion: Fabienne Dupuy
Stellen wir uns mal vor, was sich beim Hören abspielt, Moment für Moment. Wie bei einem herum fliegenden Schmetterling richtet sich die Aufmerksamkeit auf alles, das einem entgegen kommt; sie ändert sich nach Laune und Bedürfnis, verflüchtigt sich und lässt sich wieder nieder; ergreift nochmals die Flucht – und deutet währenddessen stets das Wahrgenommene. “Sonic Suite” ist eine musikalische Fiktion mit aufklärerischen Eigenschaften: es versucht unsere klangliche Umgebung akustisch wahrzunehmen, als sei diese eine Symphonie.

Le cirque de Palavas
von Christophe Rault
Juni 2006
6’48
"Le cirque de Palavas" nimmt den Blickwinkel eines Stiers ein, der mit dem Schuß einer Pistole los gelassen wird und durch die Stadt läuft, an einer durch Abzäunungen bestimmten Route und von dutzenden berittenen Wachmännern umringt. Überraschungen sind unmöglich, denn das einzige, das der Stier machen kann, ist verängstigt vorwärts zu rennen, bis er wieder in einen Wagen gedrängt wird. Ein “sauberer” Zirkustanz, der die Kinder von Palavas-les Flots in der Nähe von La Grande Motte im Südosten Frankreichs zum Weinen bringt.
Wie können wir eine bessere, schönere Welt erreichen?

Burger
von Ergo Phizmiz
September 2006
9’34
Sie hören den schmierigen Sound eines Fertig-Burgers aus Mickey Mouse-Fleisch, serviert mit Pommes und einer kleinen Plastikflagge – eine kleine rote Fahne oder ein “Che”-T-Shirt als revolutionäres Geschenk. Dies ist die apokalyptische Vision von Ergo, dem Schleudermann, auf einem Trip im Vergnügungspark.

Les loups
von Henri Morelle
3’32
Alles was man machen muss, um dieses bewegende Konzert zu hören, ist im Wald von Chabrières in der Nähe des Naturschutzgebiets wandern zu gehen.
In jener Nacht, als Henri auf “das Ereignis” wartete, hielt sich das Rudel etwas zur Linken des Mikros auf.

 

 

Interview mit Silence Radio:

Kunstradio: Wie ist SilenceRadio strukturiert?
SilenceRadio.org: SilenceRadio.org ist ein Webprojekt des Atelier de Création Sonore Radiophonique. SilenceRadio ist ein autonomes Projekt, das mit der Gestaltung und Entwicklung sowie den Sendemöglichkeiten von Radiokunst experimentiert. Irvic D'Olivier, der Geschäftsführer von ACSR rief im Jahr 2005 SilenceRadio ins Leben, und bald darauf ergänzte Etienne Noiseau das Team. Sie leiten als Duo dieses der Radiokunst verschriebene Projekt. Heute arbeitet Irvic von Brüssels aus für SilenceRadio, und Etienne aus Marseille.

Kunstradio: Erhälten SilenceRadio finanzielle Unterstützung – und woher?
SilenceRadio.org: Im April 2005 war die Testversion des Projekts fertig gestellt, und die Webseite konnte online gehen. Der Launch der Seite wurde vom Kulturfonds der Stadt Brüssel maßgeblich finanziert. Dann arbeiteten wir am Projekt ein Jahr lang ohne weiteres Budget.
Seit April 2006 bis heute hat ACSR selbst das nötige Kapital für das Projekt aufgestellt; nun hat der Brüsseler Kulturfonds die finanzielle Unterstützung wieder zugesagt.
Derzeit können mit dem geringen Budget die Kosten für redaktionelle Betreuung und Wartung der Webseite gedeckt werden, ebenso wie die Kosten für die künstlerischen Beiträge. Irvic ist zuständig für die künstlerische Leitung und technische Fragen; Etienne verfasst die Texte zu den jeweiligen Beiträgen.

Kunstradio: Wer sind die Menschen “hinter” SilenceRadio? Sind Sie RadiokünstlerInnen, DesignerInnen … ?
SilenceRadio.org: Zum Team um Irvic D’Olivier und Etienne Noiseau zählen Jacques Foschia, Sebastien Dicenaire, Anthony Carcone und Christophe Rault. Sie achten sorgsam auf die Qualität und Stringenz des Gesamtprojekts, und tragen selbst regelmäßig mit Beiträgen dazu bei. Doch ist sich dieses Team durchaus dessen bewußt, dass es mit diesen regelmäßigen Beiträgen das Projektziel, eine (stets wachsende) Bandbreite innovativer, kreativer Formen (des Arbeitens mit Radio) zu veröffentlichen, etwas beeinträchtigen könnte. Angesichts dieses “Gebots” sind die MitarbeiterInnen wachsame BeobachterInnen dessen, was sich in ihrem jeweiligen Umfeld tut, und sind bemüht, SilenceRadio von den Möglichkeiten, die ihnen durch verschiedene Netzwerke und Informationsquellen wie durch ihre unterschiedlichen Potentiale zur Verfügung stehen, auch profitieren zu lassen.

Kunstradio: Wie, also nach welchen Kriterien, kuratiert / sammelt / wählt ihr Stücke bzw. KünstlerInnen aus für SilenceRadio?
SilenceRadio.org: Jede Saison werden zehn neue Stücke, die wir “pastilles” nennen, auf der Webseite veröffentlicht. Jedes davon hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Werdegang, der durch das Zusammentreffen verschiedener Dinge wie durch Zufälle geprägt ist.
Bei der jeweiligen Auswahl versuchen wir, eine gewisse Ausgewogenheit in der Pluralität der Stücke (“pastilles”) herzustellen – und eine Zusammenhalt zwischen den Stimmungen, der Dauer, den jeweiligen Rhythmen und Kompositionen, die die einzelnen Beiträge aufweisen. Gleichzeitig ist Vielfalt groß geschrieben: die “Pastillen” mischen unterschiedliche Genres und Formen, sie weisen eine Vielfalt in der Produktionsweise wie auch in der Klangqualität auf. Es gibt viele dokumentarische Arbeiten, Sound Poetry, Fiktion, Collagen und andere Kurzformen, die allesamt für die Lebendigkeit der Radiokunst stehen.

Eines ist aber sicher: die Ungewißheit und Unvorhersehbarkeit der formalen wie inhaltlichen Lösungen der Beiträge machen die Stärke und zugleich die Fragilität von SilenceRadio aus: Etwas zu leiten, dessen Ziel und Ausgang vage ist, läßt Platz für Überraschungen und bringt bislang ungehörte Ergebnisse hervor. Wie die Radiokunst überdenkt auch SilenceRadio die Macht des Radios, indem es den Verstand fordert. Dieser Wunsch führt dazu, mit allen, die künstlerisch arbeiten und bereit sind, diese Arbeit mit anderen auf einer klanglichen Ebene zu teilen, zu experimentieren. In diesem Prozess ist der / die KünstlerIn nicht allein, sondern wird begleitet: von der Testphase bis zur Veröffentlichung, vom ersten Anhören bis zum Feedback ist der Austausch zwischen den Mitwirkenden immer ein lebendiger und dynamischer und von der Bereitschaft getragen, unser Hören zu hinterfragen und unserer Vorstellungskraft Freude zu entlocken.

Kunstradio: Was sind eure Zukunftspläne?
SilenceRadio.org: In nächster Zukunft liegt die SilenceRadio-Veröffentlichung zur Wintersonnenwende am 21. Dezember 2006. Zu diesem Zeitpunkt wird SilenceRadio bereits 100 Beiträge zählen können und wird diesen Schritt mit der Einladung, ältere wie aktuelle Beiträge zu remixen, feiern. Einige Ideen dazu gibt es bereits, manche KünstlerInnen haben schon an diesem "Spiel" teilgenommen, d.h. Remixes dafür gemacht. Wir sehen / hören uns wieder in zwei Wochen!
Vor mittlerweile 10 Saisonen nahm das Projekt seinen Anfang, die Mitwirkenden stehen der Zukunft offen gegenüber, die bis dato noch eine unbestimmte ist.
Im Herbst 2007 organisiert ACSR ein Festival und wird dafür all die Ressourcen des Vereins brauchen; wir wagen dafür, die Aktivitäten von SilenceRadio auf "stand-by"-Modus zu stellen.
Werden die Klangwellen des Festivals zum Fortbestand von SilenceRadio beitragen können? Bleiben Sie dran!


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