SONNTAG, 19. März 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST




track '5


A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


Freie ProduzentInnen waren von der Ö1 Literatur & Hörspielredaktion aufgerufen, am track '5-Wettbewerb teilzunehmen und - überwiegend deutschsprachige - Kurzhörspiele einzureichen. Der inhaltlichen oder formalen Fantasie der TeilnehmerInnen waren keine Grenzen gesetzt.

Im Rahmen der "Langen Nacht des Hörspiels" kürte am 10. März das anwesende Publikum drei Produktionen aus einer, von einer ORF-Jury getätigten Vorauswahl der 15 interessantesten Beiträge von insgesamt 128 Einsendungen.
Zu hören sind die drei prämierten Kurzhörspiele sowie vier weitere Stücke, die die Kunstradio-Redaktion aufgrund der inhaltlichen und/oder formalen Affinität, die sie zu unserem Programm aufweisen, ausgewählt hat.

"Bekenntnisse eines Automobilisten" von Martin Betz (1. Platz)

Der Kurztext "Bekenntnisse eines Automobilisten" besteht aus Phrasen, die der Umgangsprache eines typischen Autofahrers entstammen. Der Autor schafft an Hand dieser kurzen Stereotypen durch Vertauschungen und Vermischungen einzelner Wortgruppen neue Bedeutungen. Mit Hilfe dieser Technik deckt er auf ironische Weise die vollkommene sprachliche Sinnentleerung der aus der Situation geborenen Floskeln auf.
"Von A nach B" von Ursula Scheidle (2. Platz)

"Von A nach B" handelt von der alltäglichen Fahrt eines jungen Mannes in einer Wiener Straßenbahn. An einer Haltestelle erblickt er einen ärmlich gekleideten Mann mit einer Taube, die jener in einem Käfig hält. Dieses Bild nimmt seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und er beginnt, über sein eigenes Leben zu reflektieren. Dazwischen wird der Gedankenfluss des jungen Mannes immer wieder von Handygeräuschen und Gesprächsfetzen aus der Alltagswelt der übrigen Fahrgäste unterbrochen. Der Mann mit dem Taubenkäfig ist an der Station stehen geblieben, er ist nach wie vor im "Draußen".
"Abschiedsbrief einer verliebten Hure" von Claudia Hauboldt (3. Platz)

Der Text "Abschiedsbrief einer verliebten Hure" war ursprünglich ein Beitrag zu einer multimedialen Ausstellung der Künstlergruppe AG TiefSEH, ein Projekt anlässlich des Weimarer Kulturhauptstadtjahrs unter dem Slogan "Weimar liegt am Meer".
Die Autorin erzählt von Lynn, einer Hafenprostituierten, die sich mit einem Brief von ihren Kolleginnen Mary und Daisy verabschiedet. Sie erinnert sich an die stechende Kälte, die viel zu kurzen Röcke, an Fleischeslust und den Liebeshunger der Seemänner. Lynn will zum finnischen Meerbusen reisen, um zu sehen, wie die Schneeflocken eins werden mit den Federn der Schwäne. Sie schreibt in ihrem Abschiedsbrief von den Matrosen und der Farbe Rot - vielleicht hat ja die Liebe an ihr Herz geklopft.

"Die Sonne, ein Park geht unter" von Carsten Brandau (Finalist)

Das Kurzhörspiel "Die Sonne, ein Park geht unter. [Chanson in living stereo]" erzählt die Geschichte von einem Pärchen, von einer Frau und einem Mann, die gemeinsam auf einer Parkbank an einem See sitzen. Die Frau will sich von dem Mann trennen. Doch der Mann will dies nicht wahrhaben. Er versucht, die Situation auszusitzen. Als er sich der Frau ein letztes Mal zu nähern versucht, scheint die Situation zu eskalieren... Es ist eine kurze Geschichte über Liebe und Trennung, eine Geschichte über Glück und Leid.
In dem Hörspiel "Die Sonne, ein Park geht unter" wird mit verschiedensten Stilelementen gearbeitet – von Dada bis Trash. Entstanden ist ein minimalistisch anmutendes Stück, dessen Hauptaugenmerk auf dem Rhythmus liegt – ein Chanson in living stereo.
Erste Skizzen für die Textgrundlage dieses Hörspiels schrieb Brandau 2004 im “Forum Junger Autoren Europas” im Zuge der Wiesbadener/Frankfurter Theaterbiennale. Ende 2005 arbeitete er diese Skizzen zu dem Hörspiel "Die Sonne, ein Park geht unter" aus, das er zur Gänze selbst produzierte – vom Sprechen über den Schnitt bis hin zum Mastering.
Die leitmotivisch verwendete Melodie wurde von Pascal Comelade komponiert („Nyigo-Nyigo“, 1996).

"Käfigvogel" von Volker Hennes (Finalist)

Auditive Wahrnehmungsstörungen drängen den Protagonisten dieses Kurzhörspiels in die Isolation. Diagnose: Dissoziative Akuasmie.
Er hört anders als andere. Dennoch versucht er sich den Konventionen des Hörens auszusetzen. Die Suche nach akustischer Heilung beginnt...

"Chamälaeon-Versand" von Lisa Spalt (Finalistin)

"Nachrichten aus dem Chamälaeon-Versand" soll ein lockere Auseinandersetzung mit dem oft etwas paradoxen Verständnis von "Avantgarde" sein, das, anstatt die Erprobung neuer Formen zu meinen, die Ausdrucksweisen der ersten Avantgarden perpetuiert sehen möchte. Die seltsame Vorstellung einer Herstellbarkeit avantgardistischer Kunst auf der Basis gewohnter Vorgangsweisen und die gleichzeitig immer stärkere Verquickung mit "dem Markt" sind hier Thema.

"2233" von Harald Tagliner (Finalist)

Der Hörtext "2233" (produziert und gesprochen von Harald Taglinger) entstand anhand eines ersten akustischen Layouts auf 2233 Metern Seehöhe (Rautispitze, Glarner Land, Schweiz) und befasst sich mit dem Absturz eines Mannes. Laut Tsunetomo Yamamoto gehören Auf- und Abstieg zum Wesen eines Mannes. Beidem gebührt Raum und Aufmerksamkeit.

Weitere Informationen zu den:
FinalistInnen


[TOP]


PROGRAM
CALENDAR