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SONNTAG, 19. Februar 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



 


Auf dem Rücken einer Schildkröte nach Odessa

Chronologische Ansammlung von Weltempfängeraufnahmen und Soundscapes einer Autoreise

von Johann Franz Groisz mit Alexander De Goederen und Ursula Henzl
Sprecherin: Sigrid Spörk
Ton: Anton Reininger
auf Ö1 und via Satellit in 5.1 Dolby Surround auf dem Kanal OE1DD

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Hintergrund der Reise: Der Weg und das Ziel!
Sommer 2005. 6 Monate nach der "Orangenen Revolution" in der Ukraine. Die neue ukrainische Staatsführung hat eine befristete visafreie Einreise für BürgerInnen aus Staaten der Europäischen Union beschlossen. Die Regelung galt vom 1. Mai bis zum 1. September des Jahres 2005. Die Ukraine wollte damit vor allem die Einreise zum Eurovision Song Contest am 21. Mai in der Hauptstadt Kiew erleichtern.

3 Menschen machen sich von Wien aus auf den Weg nach Odessa. Einen Grund für die Reise gibt es nicht. Der Begriff Urlaub trifft auf dieses Unternehmen nicht zu, eher schon Flucht. Oder einfach nur weg. Aber weil nichts gesucht ist, wird auch nichts gefunden. Man stößt sich an Kleinigkeiten, verirrt sich auf der Landkarte und ist auch nicht in der Lage, sich auf die Länder, die man durchquert, einzustellen. Einen Plan gibt es schon: ein Auto – ein mit Hydraulik ausgestatteter Citroen, also quasi eine Schildkröte – in der Ukraine zu verkaufen. Dieser Plan wird allerdings bald verworfen. Die 3 ProtagonistInnen geben sich eher der Orientierungslosigkeit hin, die eine allgemeine Stimmung des "Neuen Europa" zu sein scheint. Dabei werden einige Male die Grenzen zwischen Slowakei, Polen, Rumänien, Moldawien, die von Moldawien abtrünnige Republik Transnistrien und Ungarn passiert und ein dutzend mal muss an Polizei, Grenzpersonal oder Militär Schmiergeld bezahlt werden. Schließlich kommt es auch zu einer Verhaftung. Die Unfähigkeit, sich dem Leben generell zu stellen, wird den 3 Reisenden nicht bewusst, aber ihr Unvermögen schwappt im Laufe der Reise mehr und mehr an die Oberfläche und führt zu einer absurden, 24-stündigen, fluchtartigen Heimreise, welche unter dem beeinträchtigenden Geräusch des Fahrzeugs – nunmehr ohne Auspuff – durchgeführt wird.

Die Stationen der 14-tägigen Autofahrt sind unter anderem die Brauerei und eine Glaserei in Schwechat, das Hotel Slovakia in Szilnia, eine Burg und ein See in der Hohen Tatra, Spaziergänge in Lemberg, der jüdische Friedhof in Brody, die Stadt Czernowitz und schließlich die Potemkin-Treppe in Odessa. Viel Zeit verbrachten die 3 Reisenden im Auto und hörten dabei verschiedene Radiostationen aus dem Weltempfänger.

In der Kunstradio-Version sind ausschließlich die aufgenommen Soundscapes dieser eigenartigen Reise zu hören – Weltempfänger im Auto, Aufnahmen von Straßen und Plätzen, Autofahrten, Spaziergänge, Interviews uvm. Die Stimmen der 3 ProtagonistInnen sind zu hören und ermöglichen den ZuhörerInnen der Reise im Radiostück zu folgen. Eine Sprecherstimme leitet die einzelnen Situationen ein.

Am selben Tag der Ausstrahlung auf Ö1 wird das Kunstradio-Stück “Auf dem Rücken einer Schildkröte nach Odessa” und weitere Tonaufnahmen sowie auf der Reise gehörte oder erworbene Musik im Gürtellokal rhiz http://www.rhiz.org präsentiert.


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