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SONNTAG, 2. Juli 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



 


The Turn of the Screw -
ein Monodrama mit Noisesounds

von Tetsuo Furudate


Regie und Sounds: Tetsuo Furutate
Stimme: Sigrid Schnückel

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Der Autor Henry James, amerikanische Literaturikone und Verfasser einer stattlichen Anzahl großbürgerlicher Charakterporträts voll überfeinerter Leblosigkeit, beinflusste mit seinen Romanen im Laufe des 20. Jahrhunderts in schreibtechnischer Hinsicht durchaus Autoren wie James Joyce, Franz Kafka oder Joseph Conrad. Einige seiner psychologischen Detailstudien gelten vielen als Vorbild für die „stream of consciousness“-Technik, die die Literatur des 20. Jahrhunderts wesentlich beeinflusste und bestimmte.

Eines von Henry James bekanntesten Werken, der Roman „The Turn of the Screw“, der sich mit Okkultismus, Moral und der Schuldfrage im Katholizismus auseinandersetzt, inspirierte unter anderem Benjamin Britten zu einer Oper und diente als Vorlage für mehrere Filmproduktionen, so auch für den Film „The Innocents - Schloß des Schreckens“ unter der Regie von Jack Clayton aus dem Jahre 1961.

Diesen Film hat der Komponist und Performer Tetsuo Furudate zum ersten und letzten Mal vor ca. 40 Jahren gesehen, der mit seinem akustischen Noisesound-Monodrama „The Turn of the Screw“ sowohl auf den Film als auch auf den Text Bezug nimmt.

Furudate begann seine Karriere 1981 im Experimentalfilm und in der Videokunst. Ab Mitte der 80er Jahre wandte er sich der Performancekunst und der Musik zu. Gemeinsam mit Pionieren wie merzbow etablierte er die Noise Musik-Szene in Japan.

Furudates Erinnerungen an den Film „The Innocents“ sind durch die Tatsache, dass er diesen vor 40 Jahren zuletzt gesehen hat, natürlich arg fragmentiert; durch das Lesen des Textes von Henry James tauchten aber einige Bilder in seiner Erinnerung wieder auf, mölicherweise andere, neue Bilder, die im Film nicht vorkommen, möglicherweise aber auch die Originalbilder. Damit nimmt Furudate auch direkt Bezug auf die Kompositionsweise des Romans, der mehere Interpretationsweisen zulässt und offen lässt, ob die Geschehnisse im Roman tatsächlich passieren oder ob alles nur der Vorstellungswelt der Protagonistin des Romans entspringt.

Furudates "Monodrama" ist eine akustische Beschwörung dieser seiner Bilder und Vorstellungen: Durch das Rezitieren des Textes von Henry James versucht Furudate sich mit assoziierten Sound- und Noisekaskaden von den vagen und diffusen Filmbildern zu emanzipieren.

Am besten zu Furudates Idee passt wahrscheinlich ein gern und oft zitierter Satz aus Henry James poetologischem Essay „The Art of Fiction” aus dem Jahre 1885. James schreibt:
"A novel is in its broadest sense a personal, a direct impression of life: that, to begin with, constitutes its value, which is greater or less according to the intensity of the impression."



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