SONNTAG, 2. April 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST




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SUBTE (An Orphic Soundscape)

von Juan María Solare

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"Subte" ist eine urbane Soundscape, allerdings nicht von einer bestimmten Stadt, sondern von der unterirdischen Welt der Untergrundbahnen. "Subte" ist die Abkürzung für "Subterráneo", wie die U-Bahn gewöhnlich in Buenos Aires genannt wird und die anderswo unter den Namen "Metró" oder "tube" bekannt sind.

U-Bahnen sind die Adern der Erde, ein Ort, an dem "alles" nebeneinander existiert.
Das Stück beginnt in London mit der Phrase "Mind the gap". Die Lücke (engl.: gap) steht für den Schritt zwischen dem Leben draußen, an der Oberfläche und der Unterwelt (des Orpheus), die alles miteinander verbindet. In jedem Abschnitt sind Phrasen und Ansagen in der jeweiligen Landessprache, aber mit unterschiedlichen Akzenten (beispielsweise von ImmigrantInnen) sowie in Fremdsprachen (meist handelt es sich im die Muttersprache der grössten im Land lebenden Minderheit) zu hören. Die Semantik unterstreicht dabei die Vielfalt an Sprachen und die Möglichkeit eines Zusammenlebens verschiedener ethnischer Gruppen. Von Köln, wo ein Vogelkonzert aufgenommen wurde, geht die akustische Reise weiter: Morgendämmerung in Venedig. Die Geräuschkulisse der Stadt wird sich gleich entfalten und den HörerInnen präsentieren. Wieder an der Oberfläche nach dem Verlassen der U-Bahn findet man sich in einer untypischen, außergewöhnlichen Welt wieder. Venedig, eigentlich eine Anti-Unterwelt-Stadt, wo aber auch oben die Werte der Jetztzeit längst ihre Bedeutung verloren haben. Schließlich endet das Stück mit Glockengeläute und Wasserplätschern; die "Begräbnisgondel" führt die HörerInnen zum Friedhof, wo wir in der Tat in die Unterwelt zurückkehren.

Die dramaturgische Gestaltung der Komposition ist als akustische Reise durch die U-Bahnnetze von fünf europäischen Städten konzipiert: London, Madrid, Paris, Köln und (überraschenderweise) Venedig.

Verwendet werden verschiedene Soundquellen: Aufzeichnungen von Alltagsgesprächen ebenso wie symbolhafte Phrasen, Menschen vom Land, Ausländer und Touristen, Trinker sowie andere marginalisierte Menschengruppen mischen sich mit Straßenmusik, den Ansagen der nächsten Haltestelle, aber auch mit Durchsagen zu technischen Problemen und Verspätungen oder der Geräuschkulisse der Maschinen.

Jede Stadt bildet einen thematischen Kern, ist Klangzentrum und als konkrete dramaturgische Situation gestaltet. So repräsentiert jeder Abschnitt der Komposition eine unabhängige, in sich geschlossene Situation. Die akustische Reise wird quasi in Echtzeit wiedergegeben.
In jeder Stadt kommen dieselben gestalterischen Elemente vor, wobei allerdings abwechselnd ein Element dominiert und sich auf dem Weg zum nächsten thematischen Kern transformiert. So wechseln sich humorvolle und ernste Momente ab, und manchmal tragen sie eine surrealistische Patina (in Köln sogar in Form einer direkten Anspielung auf den “Andalusischen Hund” von Luis Buñuel und Salvador Dalí).

I - Mind the gap (London)
II - ¿Adónde vas? (Madrid)
III - Allons (Paris)
IV - Vandalismus (Köln)
V - Sentire la voce (Venedig)

Eine Produktion von Radio Nacional de Espana.



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