Kennst Du einen Ort nur dem Namen nach? Ein feines Sausen und Flüstern im Ohr, vom Gemurmel all derer, die schon einmal dort waren? Ein fast unhörbares Kreisen von Zeitstaub um Dich herum, das den Wänden entlang schwebt, durch die Gänge streicht, vor keinen noch so verschlossenen Türen halt macht? Selbst in abgeschottetsten, unterirdischen Räumen kreist dieses Rauschen. Am besten kann es mit einem pendelnden Mikrophon erfasst werden, das drei Tage lange ruhig und ohne Hast  den Raum durchmisst. Allmählich vervielfältigen sich die Klangraumhüllen, so als würden mehrere Himmelsgewölbe mit je einem eigenen Sternenhimmel sich gegeneinander kreisend verschieben. Cassiopeia dreifach verkettet und Capella als dichter Schweif fünf Gewölbe durchstossend. Urumar und Qxtortikl, shu-schu-mara und der Heliopropons von Sofrania - sie alle hinterlassen Klangspuren im Raumsausen des Sonnenwinds. Die Erinnerung an unsere Fähigkeit im Zeitwind zu segeln öffnen Dein Ohr und Du fährst zuerst noch ungelenk den Zeitlinien entlang, dann immer freier und kühner erfasst Du hell hörend den atmenden weit offenen Raum um Dich herum.

(Andres Bosshard)

Der Schweizer Musiker und Klangarchitekt Andres Bosshard war im Mai 2005 vom Kunstradio eingeladen, im Funkhaus Wien einen 5.1-Workshop für eine Gruppe an heimischen KünstlerInnen zu halten. Im Rahmen dieses Workshops hat er auch die neue Radioarbeit "Zwischen Antares und Altair" erarbeitet.
Drei Tage lang wurde im unterirdischen Surround-Studio des ORF in der Argentinierstrasse eine dreidimensionale Rückkoppelungsschlaufe durch mehrere Studioräume und die angrenzenden Gänge installiert, um allfällige akustisch-magnetische Raumfluktuationen mehrkanalig festzuhalten. Der zufällig hereinplatzende Tenor und die Putzfrau mit ihrem Staubsauger störten den Klangkristallisationsprozess genauso wenig wie die alltäglichen Verrichtungen und  Arbeitsgänge der Mannschaft der immer mehr kreisenden Klangraumstation.