SONNTAG, 22. Mai 2005, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST





Wien, Aspangbahnhof, 6. 5. 1942

von Peter Pessl

soundPLAY


Zwischen 1938 und 45 wurde die jüdische Bevölkerung Österreichs, soweit ihr nicht die Flucht ins Exil gelang, in die Gettos und Lager der Nazis deportiert und, es handelt sich etwa um 65ooo Menschen, dort ermordet.
Regelmässige Züge verliessen Wien ab 1941, kleinere Transporte fanden bis 1945 statt. Der Grossteil der Deportationen wurde vom Wiener Aspangbahnhof aus durchgeführt.
Seit einigen Jahren wird das Gelände der Aspanggründe, auf dem der ehemalige Aspangbahnhof im 3. Bezirk liegt, im Auftrag der Stadt Wien vom Architekten Norman Foster in einen Stadtteil neoliberaler Prägung mit Wohnungen und Büros verwandelt. Dies geschieht unter völliger Missachtung des Landschafts- und Geschichtsraumes, den das Gelände des Aspangbahnhofes darstellt. Reste der Bahnhofsanlagen werden ebenso geschleift, wie die entstandene Brachlandschaft mit ihrer Pflanzen und Tierwelt zerstört. Die Chance einen historischen Erinnerungsraum zu bewahren, und mit der dafür nötigen Behutsamkeit, im Gedächntis der Bevölkerung eigentlich erst zu schaffen, wird mit Bestimmtheit vergeben.
Dieses Radiostück soll das verdrängte Geschehene aufrufen, thematisieren, mit den Mitteln der Kunst als unausgesetzt gegenwärtigen Erinnerungsfluss reflektieren. Weithin geht es um Schweigen, Verlieren und Finden als Pendelbewegung der Geschichte, um Trauer, Abwesenheit.

Auch zu hören in 5.1 Surround Sound - OE1DD.


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